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Studie über Nachrichten im WebKaum Bereitschaft zum Bezahlen

Die Verlagsbranche plant angesichts wegbrechender Print-Umsätze wieder Bezahlinhalte: Im Netz sollen Artikel Geld kosten. Doch die Nutzer wollen nicht mitmachen, wie eine Umfrage ergab.

An den Kiosken ist weniger los - weil mehr Menschen Nachrichten im Internet lesen. Bild: dpa

BERLIN taz | Für etwas zahlen, was bislang kostenlos war? So hätten es viele Verlage im Internet gerne. Egal ob in den USA, in Australien oder in Europa - aufgrund der Print- und Werbekrise würden die Medienkonzerne ihre Web-Angebote am liebsten zumindest teilweise wieder kostenpflichtig machen. Die Ideen reichen dabei von Monatsabos bis hin zum Bezahlen einzelner Artikel - etwa für 30 Cent pro Stück, wie es der Kölner Verleger Konstantin Neven DuMont (Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung) erst kürzlich wieder vorschlug.

Das Problem bei alledem: Die Nutzer sind nicht bereit, für Artikel im Netz zu bezahlen - ganz besonders nicht in der aktuellen Wirtschaftskrise. Zu diesem Ergebnis kommt nun eine repräsentative Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom, der zusammen mit dem Forsa-Institut im Rahmen des so genannten "Webmonitor" regelmäßig Nutzerbefragungen durchführt. Demnach sind nur ganze 16 Prozent der deutschen Internet-User bereit, für online veröffentlichte Artikel zu zahlen. "Bislang gibt es kaum eine Zahlungsbereitschaft für Nachrichten, Berichte und Reportagen im Internet", sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. Ein Ende der "Kostenlos-Kultur" im Netz sei deshalb nicht in Sicht.

Laut der Untersuchung kann Paid Content deshalb nur als zweites Standbein neben der noch immer wachsenden Werbevermarktung im Netz dienen - letzterer Markt soll in diesem Jahr erstmals die Marke von 1,5 Milliarden Euro übersteigen. Der Bitkom empfiehlt den Verlagen deshalb, ein Kombi-Geschäftsmodell zu nutzen, das aus dem Verkauf einzelner Artikel, Dossiers und "Flatrates" und eben der Werbevermarktung besteht. Allerdings wird letztere schwieriger, wenn große Teile der Inhalte "vernagelt" sind und dadurch die Nutzerreichweiten sinken.

Die Zahlungsbereitschaft divergiert laut "Webmonitor" auch nach Bildungsschicht. Demnach können sich nur 5 Prozent der Bundesbürger mit Hauptschulabschluss vorstellen, für Artikel im Netz zu zahlen. Menschen mit Abitur sind dagegen zu 27 Prozent bereit. Chancen sieht der Bitkom auch bei einer jüngeren Zielgruppe. Laut der Studie seien die 18- bis 29-jährigen zu immerhin 19 Prozent bereit, Paid Content anzunehmen. "Für viele Unter-30-Jährige ist das Zahlen von Kleinbeträgen im Internet absolut normal. Sie laden sich schon jetzt kostenpflichtige Musik oder Zusatzprogramme für Mobiltelefon, MP3-Player oder PC herunter", sagte Berg.

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3 Kommentare

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  • S
    Stefan

    an einer angemessenen Bezahlung von hochwertigen Onlinetexten führt kein Weg vorbei. Journalistische Unabhängigkeit und gründliche Recherche sind ohne angemessene Bezahlung nicht auf Dauer möglich. Verlage, die teuer produzierte Inhalte für minimale Werbeeinnahmen im Internet verschenken, schaufeln sich und ihren Journalisten das eigene Grab. Wer kauft noch eine Zeitung, wenn er die Texte kostenlos im Internet lesen kann? Wenn sich Bezahlmodelle durchsetzen, kann auch ein von Anzeigen unabhängiger Markt für Onlinejournalismus entstehen. Dann können Journalisten mit eigenem Internetauftritt auch Themen recherchieren, die sie möglicherweise nicht an einen Verlag verkaufen können, die aber trotzdem viele Menschen interessieren. Wenn diese interessierten Menschen dann auch noch bereit sind, für diese Information etwas zu bezahlen, gewinnt journalistische Unabhängigkeit eine neue Dimension.

     

    Journalistische Grüße

    Stefan

  • A
    anke

    Das Internet hat sich unter anderem deshalb so rasant durchgesetzt, weil der User da quasi zum Nulltarif Informationen abrufen konnte, die früher mit einem gewissen Aufwand verbunden waren: Er oder sie musste wieder und wieder hingehen, suchen (lassen), ggf. zurückbringen und vor allem: zahlen. Seit 1989 hatte mensch neben den einmaligen Kosten für PC und Anschluss bloß noch die monatliche Telefonrechnung zu begleichen und die ist ihm immer schon als notwendiges Übel bekannt gewesen. Die Geschichte nun bis an jenen Punkt zurück zu drehen, an dem die Medien in ihrer Euphorie zu weit gegangen sind, wird sehr viel schwerer werden. Selbst wenn die heute Unter-30-Jährigen kostenpflichtige Angebote nutzen – es werden wohl auch in Zukunft andere sein als die, die ihre Eltern bezahlt haben und die, glaubt man den sogenannten seriösen Medien, von besonderer Wichtigkeit für den Fortbestand der Demokratie in Deutschland sind. Davon, dass die Realeinkommen der Bevölkerungsmehrheit in den nächsten Jahren voraussichtlich eher sinken als steigen werden, mag ich gar nicht erst anfangen. Wäre ich heute Verleger, würde ich den diversen Verschlüsslern jedenfalls nicht all zu viel von meinen knapper werdenden Einnahmen abgeben. Könnte sein, ich muss davon doch noch Leute bezahlen, die lieber denken als rechnen.

  • AD
    Axel Dörken

    Aus Erfahrung weiß ich: Wer authentisch rüber kommt, erhält auch Bezahlung.

     

    Zumeißt komme ich dabei auf die Summe, die ich im Auge hatte.

     

    Bei mir hapert es noch an der Häufigkeit der Zahlungseingänge. Trotzdem halte ich an der Freiwilligkeit von Bezahlung fest. Bei mir sucht sich jeder den Preis selbst aus.

     

    Liebe Grüße

    Axel