Stromanbieter: Eine Million Kunden wechseln
Immer mehr Verbraucher wachen aus ihrer Lethargie auf und suchen sich einen neuen Stromanbieter. Trotzdem steigen die Preise weiterhin.
BONN taz/afp Die gute Nachricht: Die Stromkunden in Deutschland sind aus ihrer Passivität erwacht und nutzen ihre Macht als Verbraucher. Etwa eine Million Kunden werden dieses Jahr den Stromanbieter wechseln, rund 400.000 mehr als noch 2006. Das geht aus dem aktuellen Monitoringbericht vor, den die für die Regulierung des deutschen Energiemarktes zuständige Bundesnetzagentur am Mittwoch veröffentlichte. Die schlechte Nachricht: An den steigenden Strompreisen hat das bislang gar nichts geändert.
Im vergangenen Jahr hatten sich noch 680.000 Privathaushalte einen neuen Stromanbieter gesucht. "Für 2007 zeichnet sich aber eine deutliche Steigerung der Zahl der Lieferantenwechsel im Strombereich ab", sagte der Chef der Netzagentur, Matthias Kurth. Allein im ersten Halbjahr hätten 520.000 Kunden gewechselt.
Die Strompreise sind allerdings laut Netzagentur deutlich gestiegen. Strom verteuerte sich zwischen März 2006 und März 2007 um durchschnittlich 6 Prozent. Dabei hatte die Regulierungsbehörde die Stromkonzerne gezwungen, zumindest ein Element ihrer Preiskalkulationen niedriger zu berechnen. Die durchschnittlichen Gebühren für die Durchleitung des Stroms sind von 7,3 Cent pro Kilowattstunde auf 6,3 Cent pro Kilowattstunde gefallen. Doch das haben die Stromkonzerne durch Preisaufschläge offenbar mehr als kompensiert.
Mit ihren Begründungen - gestiegene Preise für Brennstoffe und höhere Beschaffungskosten an der Börse - gab sich Kurth allerdings nicht zufrieden. Schließlich habe die Branche in den vergangenen Jahren immer wieder betont, wie wichtig der deutsche Braun- und Steinkohlebergbau für die Preisstabilität sei. Wenn jetzt der aktuelle Börsenpreis den alleinigen Maßstab für Preiserhöhungen bilden sollte, dann "hätte der Stromkunde jedenfalls keine Vorteile" davon. Er vermisse eine "detaillierte Herleitung" der Kosten für den Stromeinkauf. "Pauschale Hinweise auf die Volatilität der Strombörsenpreise oder die Erhöhung der Weltmarktpreise für Öl und Gas sind jedenfalls keinesfalls ausreichend."
Zudem komme der Ausbau von Kraftwerken nicht schnell genug voran. Es müsse aber künftig ein "ausreichendes Überangebot" von Strom auf dem Markt sein. Dies sei "eine wichtige Voraussetzung für das Einsetzen von Wettbewerb und funktionierendem Handel". Den Vorschlag der Monopolkommission, zur Förderung des Wettbewerbs etablierten Konzernen den Bau neuer Kraftwerke eine Zeitlang zu untersagen, lehnte Kurth deshalb ab.
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