: Stressige Schwangerschaft
betr.: „Prägung im Mutterleib“, taz vom 19. 8. 2005
Ihr Artikel hat mich sehr verärgert. Natürlich wäre das Ideal wunderbar, eine stressfreie Schwangerschaft mit gesunder Ernährung und umfassender ärztlicher Versorgung. Aber die Realität sieht anders aus: Als ich zum Beispiel während meines Studiums schwanger wurde und ab der 28. Woche Komplikationen auftraten, übernahm die Krankenkasse nicht einmal die Lohnfortzahlung meines spärlichen Hilfskraftgehalts. Ich stand nach den Pflichtwochen des Arbeitgebers ohne Einkommen da. Solch eine Leistung stehe Studenten nicht zu, ich sei, wie man mir erklärte, auf den Erzeuger des Kindes angewiesen oder müsse mich exmatrikulieren und Sozialhilfe beantragen, denn Letztere stehe ja Studenten wiederum auch nicht zu. Stressfrei – na danke schön!
Wieder läuft alles darauf hinaus, dass die Frauen die Dummen sind. Wenn sie sich in der Schwangerschaft nicht schonen oder nicht gesund genug ernähren, dann werden die Kinder schlechtere Voraussetzungen haben. Wussten wir das nicht schon immer? Sie gehen mit keinem Wort darauf ein, dass die Gesellschaft die Bedingungen schaffen muss, dass Kinder geboren werden, gesunde und kluge Kinder, von ausgeruhten und ebenso gesunden Müttern. Damit zeigt sich, so meine ich, dass sich Ihr Artikel nur an die ohnehin kinderarme besser verdienende Schicht der westlichen Welt richtet, die sowieso überversorgt ist. GABRIELE BREDER, Frankfurt am Main