Streit um Stadtbad Steglitz: Besitzerin nicht flüssig
Das ehemalige Stadtbad Steglitz, heute ein Kulturstandort, soll geschlossen werden. Doch die Betreiberin wehrt sich gegen ihren Rauswurf.
Im Streit um das Stadtbad Steglitz ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Gabriele Berger, seit 2004 Betreiberin des Theater- und Kulturhauses im historischen Stadtbad an der Bergstraße, hat angekündigt, sich dem Gerichtsbeschluss zur Schließung, Räumung und Herausgabe des Grundstücks an den Liegenschaftsfonds „nicht kampflos“ zu beugen.
„Ich will das Stadtbad nutzen und werde auf jeden Fall Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen“, sagte Berger zur taz. Es sei nach wie vor ihr Ziel, das Bad mit der kuppelartigen Schwimmhalle zu sanieren und als Badeanstalt zu erhalten. Dafür suche sie weiter nach Unterstützern und Geldgebern. Den Vorwurf, sie wolle das Stadtbad gar nicht wie geplant renovieren, wies Berger zurück. Aktivitäten wie die Theater- und Musikveranstaltungen sowie das Café „Freistil“ seien als kulturelle Zwischennutzungen vor Ort zu verstehen und aus ihrer Sicht eine Bereicherung für den Bezirk Steglitz.
In der vergangenen Woche hatte das Landgericht entschieden, dass Berger das Stadtbad an den Liegenschaftsfonds herausgeben müsse. Da der Beschluss nicht rechtskräftig ist, setzt Berger sich nun gegen diesen zur Wehr – wenngleich die Chancen für eine Revision des Urteils eher als gering erscheinen. Berger, auch Eigentümerin des Bewegungsbades in Marienfelde, hatte 2004 das denkmalgeschützte Jugendstil-Schwimmbad mit seinen schönen Mosaiken vom Liegenschaftsfonds für einen symbolischen Euro erworben.
Zu dem Deal 2004 gehörte die Bedingung, dass die neue Betreiberin das seit 2002 geschlossene Bad sanieren und es für den Betrieb wieder nutzbar machen müsse. Die Gelder für die damals geschätzte rund 3 Millionen Euro teure Renovierung konnte Berger aber nicht aufbringen. Eine Erlaubnis zur kulturellen Nutzung hatte sie laut Liegenschaftsfonds zudem nicht.
Weil die Sanierung nicht in die Wege geleitet wurde, stattdessen ein „Clubtheater“ quasi ins Becken sprang, sah der landeseigene Liegenschaftsfonds den Kaufvertrag als gebrochen an. Seit Anfang 2014 herrscht darum Streit. Da Berger vom Vertrag nicht zurücktreten wollte, hätten sie auf Herausgabe des Grundstücks geklagt, sagte Marlies Masche, Sprecherin beim Liegenschaftsfonds, zur taz. „Das Gericht hat unserem Antrag entsprochen.“ Die Wiedereröffnung als Bad sei die klare Vorgabe für Berger gewesen, „eine genehmigte Nutzungsänderung für kulturelle Zwecke hat es auch nicht gegeben“.
Masche erklärte auch, welche Absichten der Liegenschaftsfonds mit dem Objekt in Zukunft verfolgt: Wenn die Gerichtsentscheidung rechtskräftig sei, werde die Immobilie in den Portfolio-Ausschuss gegeben und dann veräußert. Das Unternehmen rechne fest damit, dass es für das Bad neue Bewerber mit einem Konzept für die Badeanstalt geben könnte.
Auch Norbert Schmidt, CDU-Stadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, setzt jetzt auf neue Betreiber. Laut Schmidt soll die Kneipp-Gesellschaft oder die private Kant-Schule ihr Interesse angemeldet haben.
Insider halten den Betrieb des 21 mal 9 Meter großen Beckens nebst Wannen- und Saunaabteilung für möglich – jedoch nicht als konventionelles Schwimmbad, sondern als Spaß- oder Wellness-Bad. Die Lage des Stadtbads im wohlhabenden Südwesten komme einem solchen Konzept entgegen. Die Kosten für die Sanierung schätzen Experten heute aber als doppelt so hoch ein wie noch 2004.
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