Streit um Moschee : Dem Himmel nah
Die Nähe zum Himmel kann man dieser Diskussionsveranstaltung über religiöse Toleranz gar nicht absprechen. Über dem einfachen Wohnhaus, in dem die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde untergebracht ist, fliegen alle paar Minuten Flugzeuge Richtung Flughafen Tegel. Hier in der Meteorenstraße sitzen die Vertreter von vier Weltreligionen und referieren über die Begründer ihres jeweiligen Glaubens. Die Ahmadiyya-Gemeinschaft hat eingeladen, gekommen sind auch rund 15 Gäste. Die islamische Religionsgruppe pakistanischer Herkunft ist in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten: Sie wollen im Nordosten von Pankow eine Moschee bauen, die das Behelfsgotteshaus in Reinickendorf ersetzen soll. Doch die Gemüter einiger der künftigen Nachbarn in Heinersdorf sind aufgebracht. Mit der Veranstaltung am Mittwochabend wollte die Gemeinde die Beziehungen zu anderen Religionen verbessern und Dialogbereitschaft signalisieren.
Der Imam Abdul Basit Tariq betont während seines Referats: „Der Prophet hat uns dazu verpflichtet, die deutsche Sprache zu lernen und uns die deutsche Kultur anzueignen.“ Das klingt wie ein Friedensangebot an die Heinersdorfer Protestler, die nicht gekommen sind. „Wir haben sie zu spät eingeladen, es war vielleicht zu kurzfristig“, sagt der Imam.
„Die sind einfach unbekehrbar“, sagt Volker Obertimpe, ein Mitglied des Pankower Netzwerks gegen rechts. Er ist mit fünf Mitstreitern zum Zuhören gekommen, das Netzwerk setzt sich für die Moschee ein. „Es muss gebaut werden, und wir müssen wahrscheinlich ein paar Jahre mit regelmäßigen Protesten gegen die Moschee leben.“
Auch Albrecht Winterhagen, der Pfarrer der Reinickendorfer Segenskirche, betont: „Diese Moschee soll gebaut werden.“ Er weist darauf hin, dass „wir Toleranz zeigen müssen und die Fähigkeit, zwischen Hasspredigern und friedfertigen Menschen zu unterscheiden“, besitzen sollten.
Die anderen beiden Referenten – der Landesrabbiner aus Schleswig-Holstein, Walter Rothschild, und Ramesch Agarwal, ein Hinduismusgelehrter – wollen allgemein über Religion sprechen und nichts Konkretes zum geplanten Bau der Moschee in Heinersdorf sagen. Rabbiner Walter Rothschild nimmt die Sache immerhin mit Gelassenheit „Wir haben bei uns im Haus im dritten Stock eine Synagoge gebaut. Der größte Gegner des Vorhabens war ein Rabbi aus dem ersten Stock“, erzählt er. Und betont: Man müsse die Sorgen der Heinersdorfer ernst nehmen. „Wenn sie nur wegen der Religion gegen den Bau sind, dann allerdings liegen sie nicht richtig.“
Blas Urioste