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Streit um GesundheitsreformWeißes Haus verurteilt Nazi-Vergleiche

Wer die Hakenkreuz-Schmierereien in Zusammenhang mit der Kritik an der geplanten Gesundheitsreform stelle, solle sich schämen – so ein Sprecher des Weißen Hauses.

Wurde mit einem Hakenkreuz beschmiert: Das Büro des demokratischen Abgeordneten David Scott. Bild: ap

WASHINGTON afp | Das Weiße Haus hat Hakenkreuz-Schmierereien und Nazi-Vergleiche im Zusammenhang mit dem Streit über die geplante Gesundheitsreform scharf verurteilt. "Wenn so etwas in die öffentliche Debatte eingeführt wird, ist das ein Zeichen, dass hier etwas komplett außer Kontrolle geraten ist", sagte Präsidentensprecher Robert Gibbs am Mittwoch in Washington. Gibbs verwies auf den Fall des demokratischen Abgeordneten David Scott, auf dessen Büro Unbekannte ein Hakenkreuz schmierten. "Jeder, der solche Parallelen zieht, sollte sich schämen", sagte Gibbs.

Die Debatte um die geplante Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama wird seit Wochen mit zunehmender Schärfe geführt. Gegner aus dem rechtskonservativen Spektrum werfen dem Präsidenten vor, die USA durch den staatlichen Eingriff ins Gesundheitswesen in die Nähe des Kommunismus oder des Nationalsozialismus rücken zu wollen. Zu jenen Kritikern, die sie die Nazi-Analogie zu eigen machten, zählt auch der bei Konservativen sehr populäre Radio-Moderator Rush Limbaugh.

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8 Kommentare

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  • D
    Dennis

    @Joachim Bovier

    Sind Sie auf den Kopfgefallen??? xDxDxD

    Die beiden sozialistischen Parteien??? - die SPD bestimmt nicht!!

    Und Obama ist jetzt Sozialist, nur weil er das amerikanische Gesundheitssystem menschlich gestalten will??? - Wen wollen sie eigentlich verarschen, sich selbst??

    Persönliche Freiheit in Amerika? - nur wenn man weiß, christlich, hetero, männlich und wohlhabend ist. Meinten Sie vllt Marktradikalismus???

    Und jetzt kommt der Hammer - Deutschland auf dem Weg zu einem sozialistischem Staat(DDR-like). Ich bemitleide Sie nur.

    Kommen sie vom Mond oder aus dem Bible-Belt?

  • S
    Stefan

    Ich nehme an/hoffe, der Kommentar von Joachim Bovier ist eine Satire.

    "der beiden sozialistischen Großparteien"

    Selten so gelacht.

    Aber in den USA scheint es wirklich Leute zu geben, die so denken...

  • UR
    Uwe Rost

    @Joachim Bovier:

     

    wenn ich Ihre Zeilen lese, beginnt meine Stirn nicht nur Falten zu werfen, sondern die Kopfhaut wandert komplett von hinten nach vorn.

     

    Was genau meinen Sie damit, wenn sie schreiben, dass eine europäische Sicht quasi per se sozialistisch angehaucht sei? Haben Sie je Geschichtsunterricht genossen? Der Kapitalismus ist keine "Erfindung" aus den USA, sondern eine aus dem alten Europa - Großbritannien war der Geburtsort. Und genauso wie dort (allerdings vor hunderten Jahren) gibt es bis heute in den USA kein RECHT auf Gesundheitsvorsorge im Sinne einer bezahlbaren Krankenversicherung.

    Aber vielleicht meinen sie ja, das deutsche Modell der KV (was ich beileibe nicht perfekt, aber zumindest etwas gerechter finde) sei eine sozialistische Idee gewesen? Wieder falsch. Der olle Blut- und Eisenkanzler Bismarck wars.

     

    Es ging und geht beim Thema bezahlbare und solvente KV für alle Menschen nicht um Sozialismus. Es geht um soziales Denken und dessen Verwirklichung. Sozial zu denken, Solidarität zu üben (ja auch zwangsweise - es gibt zu viele Typen, die sich sonst "vornehm zurückhielten") finde ich unverzichtbar. Wenn ich mir anschaue, dass die Bestverdienenden bzw. reichsten Deutschen die Gesellschaft ne Menge Geld kosten, indem sie nicht an unserem Krankenversicherungssystem teilnehmen, sondern dies großzügig den weniger gut situierten Menschen überlassen, könnte ich k*****.

     

    Wenn sie dem nicht solidarischen Handeln derer, die versuchen die Gesundheitsreform in den USA zu blockieren, hier das Wort reden, frage ich mich, was genau sie damit bezwecken.

     

    PS: Ich bin ein sogenannter Gutmensch und tue täglich was, damit das so bleibt. Sparen Sie sich also bitte dahingehende Kommentare. Ein guter Mensch sein zu wollen ist nicht verwerflich, nur für all jene, die dies ablehnen, offenbar zu beschwerlich.

  • A
    Andi

    @Joachim Bovier

    "Amerika...bleibt ein Land der Hoffung und der persönlichen Freiheit"

    Wohl zu viel Hollywood geschaut, aber

    wenigstens glauben sie daran.

  • TS
    Tobias Schmitt

    1. Aus empirischer Sicht zu sagen, Sozialismus sei schlecht, entbehrt sich jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Nur weil bisher keiner damit umgehen konnte, muss man es als Fehler abstempeln? Das nächste mal, wenn sie etwas neues ausprobieren, und daran scheitern, sollte man es ihnen auch abnehmen. Denn eine zweite Chance ist nicht drin. Wie beim Sozialismus.

     

    2. Bin ich kein Sozialist, aber ich halte ein funktionierendes Gesundheitssystem, das JEDEN Bürger versorgt, für unabdingbar. Wer Wirtschaftsstabilität vor die Gesundheit der Menschen stellt, hat entweder ein tiefreichendes psychisches Problem, oder wurde einfach falsch erzogen.

  • JB
    Joachim Bovier

    Das ist wieder einmal eine sehr europäische Sicht der Dinge, die ausser Acht lässt, dass vieles woran wir uns in Europa inzwischen gewöhnt haben, von seinem Grunde her natürlich schon sozialistisch oder nennen wir es sozialdemokratisch angehaucht ist.

    Das ist in den USA anders. Kollektivistische Systeme entsprachen dort nie einer Mehrheitsmeinung, nicht umsonst sind alle Versuche eines Zwangsgesundheitssytems gescheitert. Nicht einmal Franklin Delano Roosevelt, nach Obama sicher der zweitsozialistische Päsident der USA mit seinen Wohlfahrtsprogrammen des New Deal hatte annähernd ähnliches im Sinn.

    Es wäre darum schon naiv, sich über die harte Auseinandersetzung um die Gesundheitsreform in den USA wundern. Der Präsident bietet auf breiter Front Angriffsflächen, die republikanische Opposition würde ihre Aufgabe verfehlen, dies nicht auszunutzen. Schließlich ist die Opposition von heute die Regierung von morgen und der Wahlkampf ums Weisse Haus 2013 ist längst im Gange.

    Ungeheuerliches soll geschehen: im Land der freien Marktwirtschaft selbst soll ein staatliches Zwangsgesundheitssystem nach Art der DDR eingeführt werden soll. Wenn sich in Deutschland an einem gleichgearteten Modell der beiden sozialistischen Großparteien keiner stört, zeigt das doch nur, wie weit wir selbst in der Bundesrepubilk dabei sind, unseren Staat zu einer DDR light verkommen zu lassen. Amerika aber leuistet Widerstand gegen jedee Form von Sozailismus, es bleibt ein Land der Hoffung und der persönlichen Freiheit. Und so könnte es auch einen Herrn Obama genauso schnell hinwegfegen wie er hergekommen ist. Das ist sicher noch nicht das Ende des falschen Propheten, es ist vermutlich noch nicht einmal der Anfang vom Ende, aber es ist doch das Ende vom Anfang.

  • A
    Andi

    @TBX

    Wenn das so einfach ist, reichen Sie Ihren VorschlaG bei der Gesundheitsministerin ein.

    Sie Lobbyistenbefürworter.

     

    Obama kann doch eigentlich damit argumentieren, dass in vielen Ländern in Europa der Staat seine Finger im Gesundheitssystem hat. Alos, demnach sind all diese Länder kommunistisch und Nazis.

    Einfach, oder TBX? (einen Vornamen haben sie natürlich nicht, klar)

  • T
    TBX

    Die Debatte um die Gesundheitsreform

     

    In unserem Land wird eine äußert hitzige Debatte geführt. Den einen geht die Gesundheitsreform nicht weit genug, und andere fragen sich wütend, warum überhaupt über das bestehende Gesundheitswesen diskutiert werden muss.

     

    Die New York Times schrieb jüngst, dass die Auseinandersetzungen um die Gesundheitsreform an eine Wahlkampfkampagne zur Präsidentschaft erinnern, bei der über das Internet Unterstützer mobilisiert und kostspielige Werbekampagnen in die Wege geleitet werden.

     

    Die Debatte um die Gesundheitsreform wird äußerst emotional geführt. So sind die stärksten Befürworter einer Reform vor allem jene Personen, die schon schlimme Erfahrungen im Gesundheitswesen gemacht haben. Auf der anderen Seite stehen jene Menschen, die aufgrund von persönlichen Erfahrungen stärker an einer stabilen Wirtschaft interessiert sind. Einfache Lösungen sind also …..

     

    http://blog.taipan-online.de/552/2009/die-debatte-um-die-gesundheitsreform/