Streit über Antizionismus: Israel spaltet die Linke
Kann Antizionismus eine vertretbare linke Position sein? Über diese Frage diskutiert die Partei, seitdem Fraktionschef Gysi dies verneinte und Solidarität mit Israel einforderte.
Man kann die Geschichte mit einem Stück schwarz-weißen Stoffs beginnen lassen. Auf dem Bundeskongress der "Linksjugend", der Nachwuchsorganisation der Linkspartei, hatten Mitglieder des Bundesarbeitskreises (BAK) Shalom Anfang April in Leipzig einen kleinen Stand aufgebaut. BAK Shalom ist ein rund 60-köpfiger Arbeitskreis innerhalb der Linksjugend, der größte BAK der linken Jungpolitiker. Auf dem Stand lagen grüne Flyer von BAK Shalom aus, 300 insgesamt. Titel des Flugblatts: "Die Grenzen des Geschmacks oder warum dein Palituch nicht stylish sein kann". Gewarnt wurde vor dem Tragen des Palästinensertuchs, dieses immer noch modischen schwarz-weißen Schals. Es sei ein "antisemitisches Statement". Über Nacht waren die Flyer verschwunden - jemand hatte sie weggeschmissen.
Der Vorfall steht für eine Debatte, die die "Linke" insgesamt derzeit ins Mark trifft: Wie gehen wir mit Israel und dem Antizionismus um? In gleich zwei Arbeitskreisen der Fraktion wird Ende Mai darüber gestritten. Es dürfte hoch hergehen.
Auslöser der Debatte war der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi. Mitte April hatte dieser im tiefen Osten Berlins auf einer Tagung der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Thema "60 Jahre Israel" vor etwa 300 Zuhörern eine beachtenswerte Rede gehalten. Im tristen Verlagshaus des Neuen Deutschland las Gysi, ungewöhnlich für diesen guten Redner, 15 Seiten vom Blatt ab, jedes Wort war ihm wichtig.
Die Rede war ausdrücklich an seine Partei gerichtet. Ihr schrieb Gysi ins Stammbuch, es gebe "Klärungsbedarf" bei ihrer Haltung zu Israel. Zunächst seitenlang Clausewitz referierend, holte Gysi endlich rhetorisch zum dreifachen Punch aus. Erstens: Der Antiimperialismus könne in linken Diskursen "nicht mehr sinnvoll platziert werden". Zweitens: "Der Antizionismus kann für die Linke insgesamt, für die Partei Die Linke im Besonderen, keine vertretbare Position mehr sein." Schließlich: Es sei - auch im Hinblick auf eine mögliche Teilhabe der "Linken" in einer zukünftigen Bundesregierung - zu begrüßen, dass "Solidarität mit Israel" ein unaufgebbarer Teil der "deutschen Staatsräson" sei - ein Begriff, zu dem sich Gysi klar bekannte. Dann drückte der Fraktionschef mit offensichtlicher Lust zur Provokation noch seine "Bewunderung und Anerkennung" für Israel aus. Und sprach dem angefeindeten Nahoststaat anlässlich des 60. Jahrestags seiner Gründung zum Abschluss seine "herzlichen Glückwünsche" aus. Das saß.
Warum? Die "Linke", deren Wurzeln in der ostdeutschen Staatspartei SED und der PDS liegen, tut sich schwer mit dem Thema Israel - unter anderem wegen des staatlich verordneten Antizionismus der DDR, der zeitweise in Antisemitismus ausarten konnte. Im vergangenen Jahr hatte der Zentralrat der Juden in dieser Hinsicht die "Linke" massiv attackiert: "Das Gift hat eine neue Plattform", sagte Zentralratsvize Dieter Graumann. Dazu kam, über die Fusion mit der WASG, eine Israelkritik aus dem Westen, die spätestens seit 1968 nicht minder scharf war.
Während viele Radikale im linken Spektrum ihr Verhältnis zu Israel in den letzten Jahren revidierten, belastet das antizionistische Erbe die Linkspartei noch immer. Deshalb forderte Vizechefin Katja Kipping anlässlich verbaler Entgleisungen mancher Genossen während des Libanonkrieges Israels vor zwei Jahren in einem Positionspapier ihre Partei dazu auf, den Antizionismus aufzugeben. Das war an alle die gerichtet, die gern mit Organisationen wie der antiisraelischen Hamas oder Hisbollah sympathisieren - aus alter linker Tradition und aus antiimperialistischen Gründen. Kein Wunder, dass Kipping Gysis Rede in der taz ausdrücklich lobte.
Kippings Papier verpuffte relativ schnell, die Rede Gysis dagegen wirkt länger und explosiver. In der Partei brodelt es. Das zeigte eine Folgeveranstaltung zwei Wochen nach Gysis Auftritt an gleicher Stelle. Titel: "Eine Zukunft für Palästina". Doch die gut 100 Zuhörer aus der Parteibasis bewegte eigentlich nur eines: Gysis Rede. "Dermaßen enttäuscht", "peinlich", "unglaublich", so hörte man am Rande. Hauptredner war Wolfgang Gehrcke, Bundestagsabgeordneter, außenpolitischer Sprecher des Parteivorstands, Israelkritiker. Er werde, sagte er anfangs, eine neutrale Position einnehmen - er wisse, das sei "streitbar". Dann erinnerte er an das berühmte Bild des kleinen jüdischen Jungen im Warschauer Getto vor den Gewehrläufen der SS. "Das Erschreckende", so Gehrcke, seien die heutigen Bilder "von palästinensischen Jungen vor anderen Gewehrläufen".
Die Basis war dennoch enttäuscht, ja wütend. "Wir nehmen ausdrücklich keine neutrale Position ein", schimpfte einer mit hochrotem Kopf. "Du warst immer ein Mann der klaren Worte, jetzt sitzt du zwischen den Stühlen", rief ein anderer. Und ein Dritter: "Israel hat nicht mal Grenzen. Wie soll ich es da anerkennen? Das geht nicht."
Und prominentere Gysi-Kritiker? Sie trauen sich kaum in die Öffentlichkeit. Dabei scheint für manche eine Rolle zu spielen, dass Gysi selbst aus einer jüdischen Familie kommt. Die Kritiker bleiben unter sich oder spielen über Bande, etwa über den Antizionisten Werner Pirker, der in der orthodox-sozialistischen Jungen Welt seitenlang die Gysi-Rede beerdigte: "Mit seiner Forderung nach Solidarität mit Israel begibt sich Gysi in die feine Gesellschaft der Kriegstreiber. Sollte seine Position in der Linkspartei mehrheitsfähig werden, würde das auch einen dramatischen Bruch mit der bisher eingenommenen Haltung der Äquidistanz zu den nahöstlichen Konfliktparteien bedeuten." Oder: "Die Parteirechte ist nunmehr um die Herstellung einer prozionistischen Hegemonie bemüht. Dabei geht es nicht nur um Israel." Marxistische Blogs feierten die Philippika enthusiastisch.
Vor allem die trotzkistischen "Linksruck"-Kader, die geschlossen in die "Linke" eingetreten sind und sich der parteiinternen Gruppe "Marx 21" nahe fühlen, schäumen über Gysis Rede - allerdings hinter verschlossenen Türen. Wer etwa die "Marx 21"-Unterstützerin Christine Buchholz, Mitglied im geschäftsführenden Parteivorstand der "Linken", auf die Gysi-Rede anspricht, hört, man sei übereingekommen, eine Position erst innerparteilich zu klären. Diese Sprachregelung wirkt bis weit nach unten. So sagt auch Irmgard Wurdack, Sprecherin der Partei in Berlin-Neukölln, ein vereinbartes Interview ab - die dortige Organisation ist fest in den Händen von "Marx 21".
Immerhin hat Wurdack Ende April Norman Paech, den außenpolitischen Sprecher der "Linke"-Fraktion im Bundestag, einen "politischen Reisebericht" zu Palästina vortragen lassen. Dabei verharmloste Paech, der seit Jahren dafür eintritt, mit Hamas zu verhandeln, nach Augenzeugenberichten von BAK-Shalom-Mitgliedern die Raketenangriffe dieser Terrororganisation auf Israel als "Neujahrsraketen".
Der Völkerrechtler, der sich seit Jahren mit scharfer Israelkritik profiliert, erscheint im Vergleich zu anderen Genossen sogar noch vorsichtig: Viel Applaus erhielt etwa ein Zuhörer nach seiner Bemerkung, er könne nicht verstehen, dass Paech sich für das Existenzrecht Israels ausspreche. In der taz hatte Paech 2006 gesagt, Israel betreibe einen "unzulässigen Vernichtungskrieg gegen Milizen und Bevölkerung im Libanon". Für ein aktuelles Interview aber hatte er keine Zeit.
Auch Oskar Lafontaine will nichts über die Rede seines Kollegen sagen. Offensiver ist Gysis Fraktionskollegin Ulla Jelpke, die der taz mitteilte: "Ich halte es für legitim, gegen Zionismus zu sein." Im Jahr 2006 hatte Jelpke bei einer antiisraelischen Demo vor Hisbollah-Fahnen zu Israels Libanonkrieg gesagt: "Wer angesichts dieser Massaker und angesichts dieser sinnlosen Zerstörungswut noch einen Hauch von Verständnis für die israelische Politik aufbringt, macht sich zum Mittäter, zum Komplizen von Mord und Terror."
Es ist klar, an der Causa Israel scheiden sich in der "Linken" die Geister. Während Gehrke die Rede von Fraktionschef Gysis kaum kritisierte, sind andere Israelskeptiker in der Fraktion wie etwa Heike Hänsel einfach abgetaucht und reagieren auf Interview-Anfragen nicht. "Die sind alle klug genug, den Mund zu halten", sagt eine intime Kennerin der "Linken" im Bundestag.
Pau lobt Gysi
Lob für Gysi kam von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau: Auf einer Veranstaltung von BAK Shalom lobte sie: Gysi habe die Latte in der Auseinandersetzung um Israel mit seiner Rede sehr hoch gelegt. Die Debatte in der Fraktion habe begonnen: "Jetzt werden wir sehen." Und mit Spitzen offenbar gegen Jelpke und Paech bemerkte Pau: Auf Demonstrationen, bei denen Israelfahnen verbrannt und antisemitische Parolen gerufen würden, habe kein "Linke"-Mitglied etwas zu suchen - auch die Rede von einem "Vernichtungskrieg" gegen die Palästinenser verbiete sich.
Immerhin, Max Steininger, einer der Bundessprecher der "Linksjugend", wagt sich aus der Deckung. Er erwog infolge der Gründung von BAK Shalom die Gegengründung eines BAKs Freies Palästina - verwarf dies aber. Er betont: "Ich kann durchaus als Linker ein Antizionist sein, wie ja auch viele Juden die zionistische Logik ablehnen." Und: "Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum Gysi die ,Linke' an die Staatsräson binden will. Staatsräson ist nur ein anderer Ausdruck für die außenpolitischen Interessen der herrschenden Klasse." Der 27-jährige Politikstudent dreht Gysi von den Füßen auf den Kopf: "Ich meine, das Problem in dieser Debatte ist die Tabuisierung der Unterdrückung der Palästinenser."
Das zeigt: Die "Linksjugend" streitet derzeit über Gysis Antiantizionismus offener als der Rest der Partei - und welcher Flügel dabei siegt, könnte an Norman Paech zu erkennen sein. Die Bundessprecher von BAK Shalom, Benjamin Krüger und Christin Löchner, fordern wegen dessen "ungehemmter Verbrüderung mit der terroristischen Hamas und antizionistischen Ressentiments" seinen Rücktritt: "Norman Paech ist als außenpolitischer Sprecher der ,Linken' untragbar geworden." Steininger nennt das schlicht "Blödsinn" von "einigen wenigen Randfiguren im Verband". Der BundessprecherInnenrat der Linksjugend warnte die Mitglieder, die Erklärung von BAK Shalom vertrete nicht die Position des Verbandes. Die "Linke" steht vor einem heißen Sommer.
Leser*innenkommentare
Hardy Vollrath
Gast
Es war ein großer, nicht zu unterschätzender Verdienst von Gregor Gysi und Lothar Bisky nach der Wende Massen von reaktionären, verwirrten und deutschnational gesinnten Seelen eine politische Heimat in der PDS zu geben und diese sanft mit demokratischen Prinzipien und Spielregeln vertraut zu machen. Durch diese Einbindung ist noch Schlimmeres in Sachen Rechtsextremismus in der ehemaligen DDR erfolgreich verhindert worden.
Nun muss sich die Partei mit dem braunen Erbe des Judenhasses, das sich heute im antiimperialisten, linken Gewande gegen den Staat Israel als "Brückenkopf des US-Imperialismus im Nahen Osten"
geriert und sich als Bündnispartner radikal- islamistische, faschistoide Terrororganisationen
a la Hamas, Hisbollah u.a. ausgeguckt hat.
Die WSAG-Fusionsmasse aus dem Westen, von mehreren
linksreaktionären Politsekten durchsetzt, hat der neuen Partei DIE LINKE nun auch nicht gerade aufgeklärte, intelligente Seelen zugespielt. Linker Antisemitismus, Juden- und Israelhass sowie die Verherrlichung und die Unterstützung des
"bewaffneten Kampfes" gegen die "zionistische Besatzermacht" durch islamofaschistische Horden waren auch hier in diesem westdeutschen Politsektenmilieu seit jeher gang und gäbe.
Das alles haben Gysi und seine Freunde mit eingekauft bei der Fusion und es macht die Positionierung der Partei zu einer ernst zu nehmenden, verlässlichen politischen Kraft in der Bundesrepublik, in Europa und in der Welt nicht gerade einfacher.
Und Oskar Lafontaine?
Konnte er doch gerade noch von einem Besuch bei
dem Holocaustleugner Ahmadinedschad im Iran, der mermals angekündigt hat, Israel von der Landkarte auszulöschen, abgehalten werden. Lafontaine hatte
"Schnittmengen zwischen linker Politik und dem Islam" festgestellt und wollte diese mit den iranischen Terror-Mullahs diskutieren. Ahmadinedschad hat übrigens auch nichts gegen Juden, sondern nur gegen Zionisten und ihr zionistisches Gebilde Israel. Und auch er unterstützt Hisbollah und Hamas tatkräftig. Schnittmengen?
Hohe Anerkennung und Lob verdient von daher Gregor Gysi, der sich nun (wie zuvor auch schon Katja Kipping, aber leider erfolglos) eines hochsensiblen Themas angenommen hat. Ich glaube, dass viele sich gar nicht vorstellen können, welche Bürde Gysi da auf sich genommen hat, in diesem lernunwilligen und beratungsresitenten Milieu eine solche überfällige Debatte anzuzetteln.
Man kann ihm nur Glück, Erfolg und das notwendige Durchhaltevermögen sowie viele Mitstreiter/innen a la Pau, Kipping und den jungen Leuten vom BAK Shalom wünschen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Günther Herzog
Gast
Ich hoffe, dass es bald eine Fortsetzung dieses hervorragenden Artikels gibt, der es dann aber geschafft hat, die Orginalstimmen von Kritikern
der Gysi-Rede zu sammeln und zu dokumentieren.
Jetzt wurden ja meist nur indirekte Zitate über die Reaktionen gebracht, da sich offensichtlich die sonst so redseeligen Alles- und Besserwisser verschanzt und sich einen Maulkorb verpasst haben: "Man sei übereingekommen, eine Position erst innerparteilich zu klären" und "Die sind alle klug genug, den Mund zu halten". Für ein aktuelles Interview hatte Norman Paech keine Zeit. Auch Oskar Lafontaine will nichts über die Rede seines Kollegen sagen. So sagt auch Irmgard Wurdack, Sprecherin der Partei in Berlin-Neukölln, ein vereinbartes Interview ab.
Da muss es doch Ansporn für die taz sein, es zu schaffen, diese Schweigemauer niederzureissen und des Parteivolkes Stimme hörbar und öffentlich zu machen. Nun zeigt mal, was Ihr als investigative Journalisten so alles drauf habt. Der Cottbusser Parteitag Ende Mai ist doch da ein hervorragendes Betätigunsfeld. Und das Verhältnis zu Israel ist ein zu wichtiges Thema, besonders auch in der Linken, als dass es jenseits der Öffentlichkeit in den Hinterzimmern der Partei ausgemauschelt werden könnte.
matthias..
Gast
oh leut!
Wie schön kann so ein Thema instrumentalisiert werden, um Gesellschaften zu spalten.
Wir brauchen keine Dogmata, aber auch keine Nationalismen und Kadavergehorsam.
Wem nützt die Solidarität mit Israel? Einer Regierung, die ich hier auch nicht haben will. Lasst uns solidarisch erklären mit jedem, der ungeachtet seines Passes sich für Frieden und eine lebhafte Welt einsetzt. Und alle, die einen starken Staat haben wollen verachten.
Noch ein Wort zum Thema Nationalismus: Es ist leicht, Separatisten nationalismus vorzuwerfen, ohne zu untersuchen, auf was dieser gründet. Wer wegen seiner Abstammung diskriminiert wird und sich dagegen zur Wehr setzt, hat Solidarität verdient. Dann nämlich ist nicht er der Schöpfer des Nationalismus, sondern die exkludierende Kraft.
Lasst uns bitte aufrichtig sein und allen Regierungen unsere Parolen entgegenhalten:
No borders, no nation
Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland
Niemand hat das Recht, Menschen zu regiern
Solidarität ist die Zärtlichkeit der Bevölkerungen
Flieger51
Gast
Mich wundert schon ewig die Sympathie vieler Linker für z.B. die Hamas; denn Atheisten, Säkularisten und Schwule wären die ersten, denen ein von der Hamas geführter Staat den Garaus machte.
Svea Krause
Gast
Mutig und gut die Rede von Gysi zu Israel!
Aber auch dringend notwendig, um überhaupt
ernst genommen zu werden.
Ahmadinedschad, Kim Il Sung, Chavez, Castro,
Nasralla, Bin Laden und andere
die allesamt Israel auf ihrer Abschußliste
haben, sollten in Zukunft von der LINKEn
kein Verständnis, keine Unterstützung, keine
Glorifizierung mehr erfahren. Ja, ich weiß,
ich träume.
jenny
Gast
eine ueberfaellige debatte in der linken beginnt nun endlich und es ist ein grosses verdienst derjenigen, die diese angestossen haben und hoffentlich auch bei starkem widerstand der ewig gestrigen weiterfuehren werden
Gloria Senger
Gast
Im taz-mag vom 3./4. Mai "Eine irre gute Idee: Tel Aviv", ein umfangreiches fünf Seiten langes, brilliantes und professionell gut recherchiertes Dossier von K. Hillenbrand über die von den Nazis geflüchteten Juden und deren schwierigen Neuanfang als "Jeckes" in der weißen Stadt am Meer mit ihrer 100-jährigen Geschichte. Es war ein wahrer Genuß, diesen Text zu lesen, der mich inspiriert und motiviert hat, recht bald einmal nach Israel zu reisen.
Und nun 10 Tage später ein ebenso interessanter Artikel von P. Gessler und V. Medick über den linken Antzionismus und den Streit in der SED-
Nachfolgepartei "Die Linke" um ihr Verhältnis zum
demokratischen Staat Israel.
Während G. Gysi in seiner Rede Selbstverständ- lichkeiten anspricht und einfordert und dabei Unterstützung und Zuspruch von einigen Mitstrei- tern um P. Pau und K. Kipping, insbesondere aber von einem bisher nicht gekannten Linke-Jugend- arbeitskreis BAK Shalom erfährt, melden sich aber natürlich auch die Hamas- und Hisbollahfreunde um U. Jelpke und N. Paech zu Wort, die leider m.E. die Ressentiments und den Hass gegenüber Israel der überwiegenden Mehrheit der Partei und ihrer Wählerinnen und Wähler repräsentieren.
Da bleibt viel Diskussionsbedarf, Überzeugungs- und Bildungsarbeit innerhalb und außerhalb der Partei "Die Linke" zu leisten. Es ist aber eine Illusion zu glauben, die verknöcherten, rechten, reaktionären und totalitären Denkmuster und Reflexe in Bezug auf Israel aufbrechen und ändern zu können.
Wie kann es sein, dass Israel das einzige Land auf der Welt ist, das seit nunmehr 60 Jahren tagtäglich um seine Existenzberechtigung kämpfen muß? Sich zahlreicher Überfälle und Kriege erwehren mußte und täglich von Terrorangriffen und Raketenbeschuss von der Hamas und anderen islamofaschistischen Banden heimgesucht wird?
Da soll Israel sich und seine Bürger nicht miltärisch schützen dürfen?
"Linke" in Deutschland stellen die Existenzberech- tigung dieses demokratischen Landes in Frage und
solidarieren sich mit Terrorbanden und -organisationen, die dieses Land erklärtermaßen vernichten wollen? Unglaublich! Aber leider wahr!
Ich werde die Außeinandersetzungen in der Linken beobachten und hoffentlich von der taz weiterhin so gut informiert werden.
Ich bedanke mich bei G. Gysi und seinen Mit-
streiter/innen für den Mut der klaren Worte und
wünsche ihnen viel Erfolg in den weiteren Ausein-
andersetzungen.
Auf alle Fälle werde ich in den nächsten Tagen meine Reise nach Israel buchen und diesem Land meine Solidarität und Anerkennung für das in 60 Jahren geleistete zollen.
Herzlichen Glückwunsch Israel und ein unendliches Leben, in der Zukunft hoffentlich in Frieden!
Pauline Pengert
Gast
Die taz mit ihrem hochinformativen und sehr lesenwerten Artikel "Streit über Antizionismus -
Israel spaltet die Linke" spielt 'mal wieder ihre Rolle als Vorreiter und Sichwortgeber perfekt.
Keine 24 Stunden später zieht Spiegel-Online unter der Headline "Richtungsstreit entzweit Linke" nach
und kopiert (zitiert) stellenweise den taz-Artikel.
Bleibt zu hoffen, dass die geneigte taz-Leserschaft auch weiterhin so gut über den Streit in der Linkspartei über Israel, Antisemitismus, Antizionismus und dessen weiteren Verlauf informiert wird.
Auch die meisten Leserkommentare machen Mut, dass
ein so folgenschweres und tief verwurzeltes Problem der Linken (linker Antizionismus als Tarnkappe für dumpfen Antisemitismus) erkannt und diskutiert wird.
molinocampo
Gast
@michael Klein
"Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen!"
Da haben Sie wohl recht mit Ihrer Schätzung! Das würde sich mit meinen Eindrücken decken!
Die Linke ist nichts als ein rot-braunes Geschwurbel, von der Wirtschaftsauffassung, dem Verständnis von Globalisierung, bis zur eigenwilligen Interpretation von Menschen- und Bürgerrechten - das passt einfach alles....
Wozu brauchts da noch eine NPD? Die "Linke" ist viel authentischer.... und natürlich zahlenmäßig wirkungsvoller...
peter meyer
Gast
diese diffuse haltung der linken zu israel und die unverhohlende sympathie zu hamas (und chavez aber das ist ein anderes thema) machen mir es schwer die partei zu wählen - trotz aller übereinstimmung in vielen fragen der sozialen gerechtigkeit.
isreal ist sicher nicht das gelbe vom ei - aber der einzigste demokratische staat in der region - schaut euch dort mal um , was da für schicke diktaturen drumherum sind - iran sicher ein wundervolles land -die scharia läßtsorgt für zucht und orndung - da würden sich manche "linke" umschauen und selber schnell am kran baumeln.
leider ist es so, das viele extremlinke und viele nazis sich kaum unterscheiden - und im punkto israelhass gleich gar nicht.
gysis rede ist mehr als beachtenswert - ich hoffe auf viele vernünftige leute in der linken , möge die position sich durchsetzten.
und den vielen isralefeinden möchte ich zurufen getreu ekel alfred ;) - geht doch nach drüben -in den iran.
Sebastian Kranz
Gast
Bravo, endlich diskutiert auch "Die Linke" ihr Verhältnis zu Israel und hat auch vor dem Begriff "Staatsräson" keine Angst mehr. Leider gibt es aber viele Unverbesserliche und Unbelehrbare wie Leserbriefschreiber Michael Klein (s.u.), die publizistisch von Schreibtisch- und Überzeugungstätern, wie von dem Altstalinisten Werner Pirker in der "Jungen Welt" mit seinen Hetztriaden gegen Israel, "gefüttert und auf Linie gehalten" werden.
Mistral
Gast
Ich bin froh, dass Gregor Gysi diese Debatte angestossen hat! Denn als Linker sind auch mir die strukturellen und inhaltlichen Überlappungen zwischen - gewissen Auslegungen - des Antizionismus und vulgärem Antisemitismus nicht verborgen geblieben. Das betrifft sowohl die diesbezügliche Argumentationsführung als auch die strikte Auftrennung des komplexen Nahostkonfliktes in ein striktes Freund-Feind-Schema a la Carl Schmitt.
Dahinter steht aber auch ein tieferliegender Konflikt innerhalb des linken politischen Spektrums - nämlich zwischen autoritärer Linken und emanzipatorischen Linken bzw. zwischen (alt-stalinistischer) Dogmatikern und post-sowjetischen Linken.
Ein weiterer Themenkomplex auf dem sich diese Auseinandersetzung anbahnt: Das Verhältnis zu China!
Cornelia S.
Gast
Bereits am 12. Dezember 2006 hat Katja Kipping in der taz unmissverständlich gefordert: "Die Linke muss sich im Nahostkonflikt uneingeschränkt zum Existenzrecht Israels bekennen. Es kann keine Solidarität mit reaktionär-islamischen Bewegungen geben." Weitgehend ohne Reaktionen.
(http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=
2006/12/12/a0166)
Erst die Rede von Gregor Gysi am 14. April 2008 in
der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat aber einigen Staub aufgewirbelt und lässt auf eine fruchtbare Debatte
mit Konsequenzen hoffen.
Aber nicht nur "Die Linke" mit ihren notorischen und peinlichen (im Artikel teilweise genannten) Protagonisten in Sachen "Israel-Bashing" hat ihre Probleme. Auch bei Bündnis90/Die Grünen gibt es
seit vielen Jahren ähnliche Anti-Israel-Wortführer (Stroebele & Co.), die Hisbollah und Hamas als Gesprächspartner hoffähig machen wollen (Trittin). Wir erinnern uns noch gut an Möllemann (FDP) und Hohmann (CDU). Und auch in der SPD sind
israelfeindliche Positionen sogar auf der Regierungsbank (Wieczorek-Zeul) vertreten. Fünf Tage nach der klärenden Rede von Gregor Gysi hat sich die JUSO-Vorsitzende Franziska Drohsel am 19. April 2008 in der WELT zu Wort gemeldet und den linken Antisemitismus kritisiert. Sie greift Verschwörungstheorien und Antisemitismus im eigenen politischen Lager an. Es könne nicht angehen, dass rechte Inhalte unter einem linken Etikett verkauft würden. Sie fordert: Linkes Denken muss sich vor allem vom Islamismus distanzieren.
In den Parteien spiegeln sich die vorherrschenden Ressentiments gegenüber Israel, die nicht aufgearbeitete Vergangenheit in Ost und West
der gesamten Gesellschaft wider. Der Antisemitismus alter Form, der schließlich zur systematischen Judenvernichtung geführt hat, hat sich nun neue Ausdruckformen gesucht, hinter denen er sich prächtig verstecken und weiter praktiziert werden kann: Antizionismus ist eine Form davon. Die wird von Linken und Rechten gleichermaßen benutzt, um ihre tiefsitzenden Vorurteile und Hassgefühle gegenüber Juden und ihrem Staat zu pflegen und auszuleben. Dabei werden "die Palästinenser" geschickt benutzt und "solidarisch" unterstützt.
Gysi, Kipping, Pau und auch Drohsel haben das Problem sehr gut erkannt und benannt. Aber werden sie auch genügend Stehvermögen und Durchhaltekraft haben, um den starken Gegenwind, der ihnen jetzt
(nicht nur) aus den eigenen Reihen entgegenbläst,
auszuhalten? Werden sie überhaupt in der Lage sein, die innerparteilichen Debatten konsequent weiter zu führen? Man darf gespannt sein.
Sascha Morr
Gast
Auch ich bin Mitglied bei DER LINKEN und sehe trotzdem keinen Grund zur Solidarität mit Israel. Ich verurteile gewalttätige und unmenschliche Taten unabhängig davon ob sie nun von Seiten Israels kommen oder von Seiten der radikalen palästinensischen Gruppierungen. Für mich ist es nicht im geringsten tragbar einer der beiden Seiten bei derlei Taten zu unterstützen. Das bedeutet dann in diesen Fall eben auch das wir keine Waffen mehr oder weniger offen an Israel liefern. Dies bedeutet das wir finanzielle Förderung der Palästinenser an Bedingungen und deren Umsetzung binden etc. Es ist absolut aus welcher der beiden Richtungen die Gewalt und menschenunwürdige Taten kommen, wir dürfen sie nicht auch noch unterstützen!
Claudia Rohschling
Gast
Möge die Gysi-Rede etwas Positives innerhalb der Partei "Die Linke" bewirken und das Verhätnis zum Staat Israel zum Guten wenden und nicht ungehört verpuffen, wie der Versuch, den Katja Kipping bereits im Dezember 2006 zu diesem Thema in der taz gestartet hat.
Gregor Gysi und Jerzy Montag (B90/Grüne) wünsche ich eine gute Reise nach Israel zum 60. Geburtstag dieses unbedingt unterstützenswerten Staates. Mögen beide inspiriert und voller Erkenntnisse zurückehren, um sich in den anstehenden Debatten zu stellen.
Übrigens auch den Grünen stände es gut zu Gesicht,
endlich mit "linkem" Antizionismus (Antisemitismus) in den eigenen Reihen aufzuräumen
und eine innerparteiliche Klarstellung ihres Verhätnisses zum Staat Israel festzuschreiben.
Jan Eigem
Gast
Eine interessante und spannende Analyse über eine überfällige Debatte in der LINKEn, die nun endlich ihr rotbraunes Verhältnis zum demokratischen Israel klären will. In der Hoffnung auf eine weitere, gute Berichterstattung über den Verlauf dieses so wichtigen Klärungsprozesses während des "heißen Sommers".
Jörg Fiebelkorn
Gast
Es scheint ein Dogma der "Linken" zu sein, sich grundsätzlich der gefühlten Underdogs annehmen zu müssen. Und in dem Nahostkonflikt waren die Palästinenser seit der Unabhängigkeitserklärung Israels immer die Unterlegenen. Dabei spielt es für diesen Teil der Linken keine Rolle, warum und wieso sie in diese Rolle geraten sind. Eine so gewachsene Solidarität mit den Erfolglosen - den "Verdammten dieser Erde" - sitzt tief im Unterbewusstsein, hat relativ wenig mit Realitätssinn zu tun und ist eben deshalb um so schwerer zu überwinden. Solcher Solidaritätssinn verhindert denn auch die Wahrnehmung von Hamas und Hizbollah als das, was sie realiter sind: klerikalfaschistische Unterdrücker zuallererst der eigenen Bürger. Wenn da zB behauptet wird, man möge sich an das Bild des kleinen Jungen vor den Gewehren der SS erinnern und das damit vergleichen, vor wessen Gewehren die palästinensischen Kinder heute stünden, so blendet das einfach die Realität aus, die voller Bilder von palästinensischen Kindern mit Gewehren und Pistolen sind.
Es mag zulässig sein, darüber auch laut nachzudenken, ob und wie man mit Hamas und Hizbollah umgeht, möglicherweise auch mit ihnen spricht. Sie jedoch ausschliesslich als Opfer und Wiederstandskämpfer zu verstehen, negiert nicht nur die hartnäckig erklärten Ziele beider Organisationen, nicht etwa zu einem Ausgleich mit Israel zu kommen, sondern Israel zu vernichten und die Juden gänzlich zu vertreiben - siehe Charta der Hamas. Nach allgemeinem hiesigen Verständnis ist das eine unmissverständliche Aufforderung zum Völkermord.
Auch Deutschland hat ja gründliche Erfahrungen mit der Frage Vertreibung gemacht. Friede konnte nicht mit dem Beharren auf Rückgabe der Gebiete jenseits von Oder und Neisse entstehen, sondern durch Anerkennung der Realitäten.
Hajo Müller-Sreit
Gast
Durch Zufall habe ich heute im ICE von Frankfurt/M. nach Berlin die taz von einem Mitreisenden in die Hand bekommen und mit großem Interesse den Artikel "Streit über Antizionismus, Israel spaltet die Linke" auf der Seite 4 gelesen und mir, zu Hause angekommen, den Artikel noch einmal Online angeschaut. Danke an die beiden Redakteure für die geleistete Recherche, die in diesem Feld, wie geschildert, nun bestimmt nicht leicht war. Ich habe wirklich einmal etwas Neues erfahren, das an meine eigene DDR-Vergangenheit anknüpft. Und das nicht aus dem ND, sondern aus der taz.
Wegen des dumpfen Antisemitismus, der sich als Antiisraelismus und Antizionismus, seit jeher in der DDR unter einem linken, antiimperialistischen Mäntelchen voll zur Schau gestellt hat (wir waren ja die guten Antifaschisten), habe ich seinerzeit die SED und den FDGB verlassen. Ungebrochen wurde diese "Tradition" in den SED-Nachfolgeparteien nach der Wende gepflegt und "weiterentwickelt", Solidaritätsbekundungen mit palästinensichen Terrororganisationen, die offen das Ziel propagieren Israel zu vernichten und alle Juden zu töten (Hamas-Charter), waren und sind an der Tagesordnung. Deshalb bin ich sehr froh, dass Gysi nun endlich den Mut gefunden hat (wenn auch reichlich spät), dieses ganze nationalbraune Erbe und Getue in den eigenen Reihen anzusprechen und auf eine Einsicht und Umkehr zu hoffen. Gut, dass er dabei junge, offensichtlich gebildete und informierte Parteigänger auf seiner Seite hat.
Ob die Botschaft aber bei den verbiesterten Betonköpfen und den schier Unbelehrbaren in der SED/PDS/LINKE und deren Umfeld überhaupt ankommen und verstanden wird, ist mehr als fraglich.
Richard Neumann
Gast
Ich bin für ein freies säkulares, demokratisches und unabhängiges Palästina das Israel anerkennt. Außerdem für ein Israel das nicht von Fanatikern regiert oder beeinflusst wird, wie beispielsweise von den Siedlern der Westbank. Was bin ich nun? "Antizionist", "Antisemit", "Imperialist", "Hamas Befürworter"?
Vielleicht bin ich einfach nur politisch naiv. Egal, denn dieses Thema bringt DIE LINKE auch nicht weiter. Denn der Konflikt wird nicht in Deutschland entschieden.
Richard Neumann
Student und Illustrator
Ranja Skolat
Gast
Eine gute, aber doch etwas hilflose Beschreibung über das was in der Partei DIE LINKE und ihren Gremien zum Thema ISRAEL und Antisemitismus/Antizionismus so an Debatten und Auseinandersetzungen läuft bzw. nicht läuft. So mutig, realitätsnah und vorwärtsschauend die Rede von Gregor Gysi auch war, die Masse der Parteibasis und die Mehrheit der Funktionäre werden weiter auf ihren eingetrampelten Pfaden die uneingeschränkte Palisolidarität predigen und dabei auch den Schulterschluß zu Islamterroristen von Hamas und Hisbollah nicht scheuen. Die Vernichtungsdrohungen der Iran-Mullahs gegen Israel werden von denen überhaupt nicht thematisiert und ernst genommen. Zum "Judenstaat" besteht keine Empathie, allenfalls ein taktisches Verhätnis der Gleichgültigkeit. Umso bewundertswerter sind da die intelligenten Initiativen und Aktivitäten der Junggenossen vom BAK Shalom, die der Partei einen demokratischen und weltoffenen Touch verleihen, aber leider auch nicht mehrheitfähig in diesem Parteimilieu sind.
Der taz ist zu danken, dass sie diese zarten Pflänzchen und die Versuche einer Kurskorrektur von wenigen überhaupt wahrnimmt und in der Öffentlichkeit publik macht. Auch wenn die beiden Redakteure bei ihrer Recherche offensichtlich bei den Israelhassern auf eine Mauer des Schweigens und des Wegduckens gestoßen ist.
Hans Lohrberger
Gast
Mir ist absolut nicht klar, wieso ein Linker Sympathisant islamistischer und rechtsnationaler Gruppen wie Hamas oder Hizbollah sein kann. Atheistische Linke würden mit als erste in deren Staaten umgebracht.
Lieber Michael Klein, bezogen auf Deinen letzten Wowi-Sat, erkundige doch mal bitte, wie es Schwulen in Palästina geht. Einzige Chance: Flucht nach Israel!
Benjamin
Gast
Ich glaube, dass Teilen der linken (im allgemeinen und als Partei) nicht klar ist, wie schwammig der Begriff "Antizionismus" ist. Ich kann eine Position durchaus unterstuetzen, die sich fuer eine beiderseitige Demilitariesierung und gegen die Besatzung der palaestinaensischen Gebiete einsetzt. Ich kann auch nachvollziehen, das die heutige militaerische Vormachtstellung Israels in der Region ein groesseres Verantwortungsbewusstsein verlangt, als es in der israelischen Regierung haeufig anzutreffen ist.
Solche Positionen als "Antizionismus" zu bezeichnen, und sich offensiv mit Hamas und Hisbollah zu assoziieren, ist hingegen ein grober Fehler. Der Antizionismus, wie ihn Hamas und Hisbollah betreiben, stellt naemlich die Existenz des Staates Israel als solches in Frage, und damit ausdruecklich all der Menschen, die dort leben, die meisten davon Juden. Insofern ist es nicht abwegig, bei Antizionismus auch Antisemitismus zu hoeren, und der hat in der Politik, genau wie jeder andere Rassismus, nichts zu suchen.
Michael Klein
Gast
Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen! Ob sich Gysi es sich wirklich leisten kann Kadavergehorsam zu verlangen? Der Schuss geht dann nach hinten los! Ich persönlich bin Antizionist und das ist gut und richtig so!
dieter sohlmann
Gast
Das schwierigste bei der heutigen Linken ist vorallem der Drang sich gegen Israel auszusprechen, jedoch keine Ahnung von jegweder tiefgehenderen Tatsache zu haben.
Da wird dann gesagt "Ich betrachte die Sache Kritisch... blahblah", jedoch macht diese Aussage noch lange keine Kritik aus!
Abwarten bis auch der letzte antizionistische Linksfaschist von seinem lange jahre aufgebauten Weltbild abweicht und zur Besinnung kommt.
Frederik Koeppe
Gast
Guten Tag,
ich bin 25 Jahre und studiere Vwl in Heidelberg. Ich fühle kein Stück Solidarität zu Isreal und lasse mir das auch nicht vorschreiben. Ausserdem bin gegenüber der Art und Weise wie Isreal gegründet wurde sehr kritisch. Die ständigen Kommentare vom Zentralrat der Juden und die laufende Warnung vor Antisemitismus nerven meine Generation. Sie führen nur zum Hass gegen die, die laufend warnen. Sie reduziert die Judenfeindlichkeit meiner Meinung nach nicht. Vielmehr sollte es eine Aufklärung über die Geschichte des Antisemitismus und Antizionismus geben. Die Frage, warum Juden in der Geschichte der Menschheit von einigen Völkern so sehr gehasst wurden, wird in den Medien nur unzureichend gestellt. Man muss schon Soziologie studieren, um in den Vorlesungen dazu etwas zu erfahren.
Unsere Generation ist in keinerlei Weise verantwortlich für die Verbrechen der Ns-Zeit und deswegen lasse ich mir auch keine Meinung zu Isreal und dessen Politik vorschreiben. Gilt man schon als Antizionist, wenn man gegen die Art und Weise der Gründung von Isreal ist? Darf man allgemein als Partei keine antizionistischen Tendenzen aufweisen oder darf man dies nur als deutsche Partei nicht?
Antizionismus ist meiner Meinung nach nicht gleichzusetzen mit Antisemitismus, kann aber antisemitisch motiviert sein. Deswegen gibt es normalerweise kein Problem als Partei antizionistisch zu sein, wenn es die Wähler gibt, die die Haltung vertreten. Nur als deutsche Partei darf man sich das anscheinend nicht leisten, und das finde ich lächerlich und typisch deutsch.
Hardy Vollrath
Gast
Es war ein großer, nicht zu unterschätzender Verdienst von Gregor Gysi und Lothar Bisky nach der Wende Massen von reaktionären, verwirrten und deutschnational gesinnten Seelen eine politische Heimat in der PDS zu geben und diese sanft mit demokratischen Prinzipien und Spielregeln vertraut zu machen. Durch diese Einbindung ist noch Schlimmeres in Sachen Rechtsextremismus in der ehemaligen DDR erfolgreich verhindert worden.
Nun muss sich die Partei mit dem braunen Erbe des Judenhasses, das sich heute im antiimperialisten, linken Gewande gegen den Staat Israel als "Brückenkopf des US-Imperialismus im Nahen Osten"
geriert und sich als Bündnispartner radikal- islamistische, faschistoide Terrororganisationen
a la Hamas, Hisbollah u.a. ausgeguckt hat.
Die WSAG-Fusionsmasse aus dem Westen, von mehreren
linksreaktionären Politsekten durchsetzt, hat der neuen Partei DIE LINKE nun auch nicht gerade aufgeklärte, intelligente Seelen zugespielt. Linker Antisemitismus, Juden- und Israelhass sowie die Verherrlichung und die Unterstützung des
"bewaffneten Kampfes" gegen die "zionistische Besatzermacht" durch islamofaschistische Horden waren auch hier in diesem westdeutschen Politsektenmilieu seit jeher gang und gäbe.
Das alles haben Gysi und seine Freunde mit eingekauft bei der Fusion und es macht die Positionierung der Partei zu einer ernst zu nehmenden, verlässlichen politischen Kraft in der Bundesrepublik, in Europa und in der Welt nicht gerade einfacher.
Und Oskar Lafontaine?
Konnte er doch gerade noch von einem Besuch bei
dem Holocaustleugner Ahmadinedschad im Iran, der mermals angekündigt hat, Israel von der Landkarte auszulöschen, abgehalten werden. Lafontaine hatte
"Schnittmengen zwischen linker Politik und dem Islam" festgestellt und wollte diese mit den iranischen Terror-Mullahs diskutieren. Ahmadinedschad hat übrigens auch nichts gegen Juden, sondern nur gegen Zionisten und ihr zionistisches Gebilde Israel. Und auch er unterstützt Hisbollah und Hamas tatkräftig. Schnittmengen?
Hohe Anerkennung und Lob verdient von daher Gregor Gysi, der sich nun (wie zuvor auch schon Katja Kipping, aber leider erfolglos) eines hochsensiblen Themas angenommen hat. Ich glaube, dass viele sich gar nicht vorstellen können, welche Bürde Gysi da auf sich genommen hat, in diesem lernunwilligen und beratungsresitenten Milieu eine solche überfällige Debatte anzuzetteln.
Man kann ihm nur Glück, Erfolg und das notwendige Durchhaltevermögen sowie viele Mitstreiter/innen a la Pau, Kipping und den jungen Leuten vom BAK Shalom wünschen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Günther Herzog
Gast
Ich hoffe, dass es bald eine Fortsetzung dieses hervorragenden Artikels gibt, der es dann aber geschafft hat, die Orginalstimmen von Kritikern
der Gysi-Rede zu sammeln und zu dokumentieren.
Jetzt wurden ja meist nur indirekte Zitate über die Reaktionen gebracht, da sich offensichtlich die sonst so redseeligen Alles- und Besserwisser verschanzt und sich einen Maulkorb verpasst haben: "Man sei übereingekommen, eine Position erst innerparteilich zu klären" und "Die sind alle klug genug, den Mund zu halten". Für ein aktuelles Interview hatte Norman Paech keine Zeit. Auch Oskar Lafontaine will nichts über die Rede seines Kollegen sagen. So sagt auch Irmgard Wurdack, Sprecherin der Partei in Berlin-Neukölln, ein vereinbartes Interview ab.
Da muss es doch Ansporn für die taz sein, es zu schaffen, diese Schweigemauer niederzureissen und des Parteivolkes Stimme hörbar und öffentlich zu machen. Nun zeigt mal, was Ihr als investigative Journalisten so alles drauf habt. Der Cottbusser Parteitag Ende Mai ist doch da ein hervorragendes Betätigunsfeld. Und das Verhältnis zu Israel ist ein zu wichtiges Thema, besonders auch in der Linken, als dass es jenseits der Öffentlichkeit in den Hinterzimmern der Partei ausgemauschelt werden könnte.
matthias..
Gast
oh leut!
Wie schön kann so ein Thema instrumentalisiert werden, um Gesellschaften zu spalten.
Wir brauchen keine Dogmata, aber auch keine Nationalismen und Kadavergehorsam.
Wem nützt die Solidarität mit Israel? Einer Regierung, die ich hier auch nicht haben will. Lasst uns solidarisch erklären mit jedem, der ungeachtet seines Passes sich für Frieden und eine lebhafte Welt einsetzt. Und alle, die einen starken Staat haben wollen verachten.
Noch ein Wort zum Thema Nationalismus: Es ist leicht, Separatisten nationalismus vorzuwerfen, ohne zu untersuchen, auf was dieser gründet. Wer wegen seiner Abstammung diskriminiert wird und sich dagegen zur Wehr setzt, hat Solidarität verdient. Dann nämlich ist nicht er der Schöpfer des Nationalismus, sondern die exkludierende Kraft.
Lasst uns bitte aufrichtig sein und allen Regierungen unsere Parolen entgegenhalten:
No borders, no nation
Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland
Niemand hat das Recht, Menschen zu regiern
Solidarität ist die Zärtlichkeit der Bevölkerungen
Flieger51
Gast
Mich wundert schon ewig die Sympathie vieler Linker für z.B. die Hamas; denn Atheisten, Säkularisten und Schwule wären die ersten, denen ein von der Hamas geführter Staat den Garaus machte.
Svea Krause
Gast
Mutig und gut die Rede von Gysi zu Israel!
Aber auch dringend notwendig, um überhaupt
ernst genommen zu werden.
Ahmadinedschad, Kim Il Sung, Chavez, Castro,
Nasralla, Bin Laden und andere
die allesamt Israel auf ihrer Abschußliste
haben, sollten in Zukunft von der LINKEn
kein Verständnis, keine Unterstützung, keine
Glorifizierung mehr erfahren. Ja, ich weiß,
ich träume.
jenny
Gast
eine ueberfaellige debatte in der linken beginnt nun endlich und es ist ein grosses verdienst derjenigen, die diese angestossen haben und hoffentlich auch bei starkem widerstand der ewig gestrigen weiterfuehren werden
Gloria Senger
Gast
Im taz-mag vom 3./4. Mai "Eine irre gute Idee: Tel Aviv", ein umfangreiches fünf Seiten langes, brilliantes und professionell gut recherchiertes Dossier von K. Hillenbrand über die von den Nazis geflüchteten Juden und deren schwierigen Neuanfang als "Jeckes" in der weißen Stadt am Meer mit ihrer 100-jährigen Geschichte. Es war ein wahrer Genuß, diesen Text zu lesen, der mich inspiriert und motiviert hat, recht bald einmal nach Israel zu reisen.
Und nun 10 Tage später ein ebenso interessanter Artikel von P. Gessler und V. Medick über den linken Antzionismus und den Streit in der SED-
Nachfolgepartei "Die Linke" um ihr Verhältnis zum
demokratischen Staat Israel.
Während G. Gysi in seiner Rede Selbstverständ- lichkeiten anspricht und einfordert und dabei Unterstützung und Zuspruch von einigen Mitstrei- tern um P. Pau und K. Kipping, insbesondere aber von einem bisher nicht gekannten Linke-Jugend- arbeitskreis BAK Shalom erfährt, melden sich aber natürlich auch die Hamas- und Hisbollahfreunde um U. Jelpke und N. Paech zu Wort, die leider m.E. die Ressentiments und den Hass gegenüber Israel der überwiegenden Mehrheit der Partei und ihrer Wählerinnen und Wähler repräsentieren.
Da bleibt viel Diskussionsbedarf, Überzeugungs- und Bildungsarbeit innerhalb und außerhalb der Partei "Die Linke" zu leisten. Es ist aber eine Illusion zu glauben, die verknöcherten, rechten, reaktionären und totalitären Denkmuster und Reflexe in Bezug auf Israel aufbrechen und ändern zu können.
Wie kann es sein, dass Israel das einzige Land auf der Welt ist, das seit nunmehr 60 Jahren tagtäglich um seine Existenzberechtigung kämpfen muß? Sich zahlreicher Überfälle und Kriege erwehren mußte und täglich von Terrorangriffen und Raketenbeschuss von der Hamas und anderen islamofaschistischen Banden heimgesucht wird?
Da soll Israel sich und seine Bürger nicht miltärisch schützen dürfen?
"Linke" in Deutschland stellen die Existenzberech- tigung dieses demokratischen Landes in Frage und
solidarieren sich mit Terrorbanden und -organisationen, die dieses Land erklärtermaßen vernichten wollen? Unglaublich! Aber leider wahr!
Ich werde die Außeinandersetzungen in der Linken beobachten und hoffentlich von der taz weiterhin so gut informiert werden.
Ich bedanke mich bei G. Gysi und seinen Mit-
streiter/innen für den Mut der klaren Worte und
wünsche ihnen viel Erfolg in den weiteren Ausein-
andersetzungen.
Auf alle Fälle werde ich in den nächsten Tagen meine Reise nach Israel buchen und diesem Land meine Solidarität und Anerkennung für das in 60 Jahren geleistete zollen.
Herzlichen Glückwunsch Israel und ein unendliches Leben, in der Zukunft hoffentlich in Frieden!
Pauline Pengert
Gast
Die taz mit ihrem hochinformativen und sehr lesenwerten Artikel "Streit über Antizionismus -
Israel spaltet die Linke" spielt 'mal wieder ihre Rolle als Vorreiter und Sichwortgeber perfekt.
Keine 24 Stunden später zieht Spiegel-Online unter der Headline "Richtungsstreit entzweit Linke" nach
und kopiert (zitiert) stellenweise den taz-Artikel.
Bleibt zu hoffen, dass die geneigte taz-Leserschaft auch weiterhin so gut über den Streit in der Linkspartei über Israel, Antisemitismus, Antizionismus und dessen weiteren Verlauf informiert wird.
Auch die meisten Leserkommentare machen Mut, dass
ein so folgenschweres und tief verwurzeltes Problem der Linken (linker Antizionismus als Tarnkappe für dumpfen Antisemitismus) erkannt und diskutiert wird.
molinocampo
Gast
@michael Klein
"Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen!"
Da haben Sie wohl recht mit Ihrer Schätzung! Das würde sich mit meinen Eindrücken decken!
Die Linke ist nichts als ein rot-braunes Geschwurbel, von der Wirtschaftsauffassung, dem Verständnis von Globalisierung, bis zur eigenwilligen Interpretation von Menschen- und Bürgerrechten - das passt einfach alles....
Wozu brauchts da noch eine NPD? Die "Linke" ist viel authentischer.... und natürlich zahlenmäßig wirkungsvoller...
peter meyer
Gast
diese diffuse haltung der linken zu israel und die unverhohlende sympathie zu hamas (und chavez aber das ist ein anderes thema) machen mir es schwer die partei zu wählen - trotz aller übereinstimmung in vielen fragen der sozialen gerechtigkeit.
isreal ist sicher nicht das gelbe vom ei - aber der einzigste demokratische staat in der region - schaut euch dort mal um , was da für schicke diktaturen drumherum sind - iran sicher ein wundervolles land -die scharia läßtsorgt für zucht und orndung - da würden sich manche "linke" umschauen und selber schnell am kran baumeln.
leider ist es so, das viele extremlinke und viele nazis sich kaum unterscheiden - und im punkto israelhass gleich gar nicht.
gysis rede ist mehr als beachtenswert - ich hoffe auf viele vernünftige leute in der linken , möge die position sich durchsetzten.
und den vielen isralefeinden möchte ich zurufen getreu ekel alfred ;) - geht doch nach drüben -in den iran.
Sebastian Kranz
Gast
Bravo, endlich diskutiert auch "Die Linke" ihr Verhältnis zu Israel und hat auch vor dem Begriff "Staatsräson" keine Angst mehr. Leider gibt es aber viele Unverbesserliche und Unbelehrbare wie Leserbriefschreiber Michael Klein (s.u.), die publizistisch von Schreibtisch- und Überzeugungstätern, wie von dem Altstalinisten Werner Pirker in der "Jungen Welt" mit seinen Hetztriaden gegen Israel, "gefüttert und auf Linie gehalten" werden.
Mistral
Gast
Ich bin froh, dass Gregor Gysi diese Debatte angestossen hat! Denn als Linker sind auch mir die strukturellen und inhaltlichen Überlappungen zwischen - gewissen Auslegungen - des Antizionismus und vulgärem Antisemitismus nicht verborgen geblieben. Das betrifft sowohl die diesbezügliche Argumentationsführung als auch die strikte Auftrennung des komplexen Nahostkonfliktes in ein striktes Freund-Feind-Schema a la Carl Schmitt.
Dahinter steht aber auch ein tieferliegender Konflikt innerhalb des linken politischen Spektrums - nämlich zwischen autoritärer Linken und emanzipatorischen Linken bzw. zwischen (alt-stalinistischer) Dogmatikern und post-sowjetischen Linken.
Ein weiterer Themenkomplex auf dem sich diese Auseinandersetzung anbahnt: Das Verhältnis zu China!
Cornelia S.
Gast
Bereits am 12. Dezember 2006 hat Katja Kipping in der taz unmissverständlich gefordert: "Die Linke muss sich im Nahostkonflikt uneingeschränkt zum Existenzrecht Israels bekennen. Es kann keine Solidarität mit reaktionär-islamischen Bewegungen geben." Weitgehend ohne Reaktionen.
(http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=
2006/12/12/a0166)
Erst die Rede von Gregor Gysi am 14. April 2008 in
der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat aber einigen Staub aufgewirbelt und lässt auf eine fruchtbare Debatte
mit Konsequenzen hoffen.
Aber nicht nur "Die Linke" mit ihren notorischen und peinlichen (im Artikel teilweise genannten) Protagonisten in Sachen "Israel-Bashing" hat ihre Probleme. Auch bei Bündnis90/Die Grünen gibt es
seit vielen Jahren ähnliche Anti-Israel-Wortführer (Stroebele & Co.), die Hisbollah und Hamas als Gesprächspartner hoffähig machen wollen (Trittin). Wir erinnern uns noch gut an Möllemann (FDP) und Hohmann (CDU). Und auch in der SPD sind
israelfeindliche Positionen sogar auf der Regierungsbank (Wieczorek-Zeul) vertreten. Fünf Tage nach der klärenden Rede von Gregor Gysi hat sich die JUSO-Vorsitzende Franziska Drohsel am 19. April 2008 in der WELT zu Wort gemeldet und den linken Antisemitismus kritisiert. Sie greift Verschwörungstheorien und Antisemitismus im eigenen politischen Lager an. Es könne nicht angehen, dass rechte Inhalte unter einem linken Etikett verkauft würden. Sie fordert: Linkes Denken muss sich vor allem vom Islamismus distanzieren.
In den Parteien spiegeln sich die vorherrschenden Ressentiments gegenüber Israel, die nicht aufgearbeitete Vergangenheit in Ost und West
der gesamten Gesellschaft wider. Der Antisemitismus alter Form, der schließlich zur systematischen Judenvernichtung geführt hat, hat sich nun neue Ausdruckformen gesucht, hinter denen er sich prächtig verstecken und weiter praktiziert werden kann: Antizionismus ist eine Form davon. Die wird von Linken und Rechten gleichermaßen benutzt, um ihre tiefsitzenden Vorurteile und Hassgefühle gegenüber Juden und ihrem Staat zu pflegen und auszuleben. Dabei werden "die Palästinenser" geschickt benutzt und "solidarisch" unterstützt.
Gysi, Kipping, Pau und auch Drohsel haben das Problem sehr gut erkannt und benannt. Aber werden sie auch genügend Stehvermögen und Durchhaltekraft haben, um den starken Gegenwind, der ihnen jetzt
(nicht nur) aus den eigenen Reihen entgegenbläst,
auszuhalten? Werden sie überhaupt in der Lage sein, die innerparteilichen Debatten konsequent weiter zu führen? Man darf gespannt sein.
Sascha Morr
Gast
Auch ich bin Mitglied bei DER LINKEN und sehe trotzdem keinen Grund zur Solidarität mit Israel. Ich verurteile gewalttätige und unmenschliche Taten unabhängig davon ob sie nun von Seiten Israels kommen oder von Seiten der radikalen palästinensischen Gruppierungen. Für mich ist es nicht im geringsten tragbar einer der beiden Seiten bei derlei Taten zu unterstützen. Das bedeutet dann in diesen Fall eben auch das wir keine Waffen mehr oder weniger offen an Israel liefern. Dies bedeutet das wir finanzielle Förderung der Palästinenser an Bedingungen und deren Umsetzung binden etc. Es ist absolut aus welcher der beiden Richtungen die Gewalt und menschenunwürdige Taten kommen, wir dürfen sie nicht auch noch unterstützen!
Claudia Rohschling
Gast
Möge die Gysi-Rede etwas Positives innerhalb der Partei "Die Linke" bewirken und das Verhätnis zum Staat Israel zum Guten wenden und nicht ungehört verpuffen, wie der Versuch, den Katja Kipping bereits im Dezember 2006 zu diesem Thema in der taz gestartet hat.
Gregor Gysi und Jerzy Montag (B90/Grüne) wünsche ich eine gute Reise nach Israel zum 60. Geburtstag dieses unbedingt unterstützenswerten Staates. Mögen beide inspiriert und voller Erkenntnisse zurückehren, um sich in den anstehenden Debatten zu stellen.
Übrigens auch den Grünen stände es gut zu Gesicht,
endlich mit "linkem" Antizionismus (Antisemitismus) in den eigenen Reihen aufzuräumen
und eine innerparteiliche Klarstellung ihres Verhätnisses zum Staat Israel festzuschreiben.
Jan Eigem
Gast
Eine interessante und spannende Analyse über eine überfällige Debatte in der LINKEn, die nun endlich ihr rotbraunes Verhältnis zum demokratischen Israel klären will. In der Hoffnung auf eine weitere, gute Berichterstattung über den Verlauf dieses so wichtigen Klärungsprozesses während des "heißen Sommers".
Jörg Fiebelkorn
Gast
Es scheint ein Dogma der "Linken" zu sein, sich grundsätzlich der gefühlten Underdogs annehmen zu müssen. Und in dem Nahostkonflikt waren die Palästinenser seit der Unabhängigkeitserklärung Israels immer die Unterlegenen. Dabei spielt es für diesen Teil der Linken keine Rolle, warum und wieso sie in diese Rolle geraten sind. Eine so gewachsene Solidarität mit den Erfolglosen - den "Verdammten dieser Erde" - sitzt tief im Unterbewusstsein, hat relativ wenig mit Realitätssinn zu tun und ist eben deshalb um so schwerer zu überwinden. Solcher Solidaritätssinn verhindert denn auch die Wahrnehmung von Hamas und Hizbollah als das, was sie realiter sind: klerikalfaschistische Unterdrücker zuallererst der eigenen Bürger. Wenn da zB behauptet wird, man möge sich an das Bild des kleinen Jungen vor den Gewehren der SS erinnern und das damit vergleichen, vor wessen Gewehren die palästinensischen Kinder heute stünden, so blendet das einfach die Realität aus, die voller Bilder von palästinensischen Kindern mit Gewehren und Pistolen sind.
Es mag zulässig sein, darüber auch laut nachzudenken, ob und wie man mit Hamas und Hizbollah umgeht, möglicherweise auch mit ihnen spricht. Sie jedoch ausschliesslich als Opfer und Wiederstandskämpfer zu verstehen, negiert nicht nur die hartnäckig erklärten Ziele beider Organisationen, nicht etwa zu einem Ausgleich mit Israel zu kommen, sondern Israel zu vernichten und die Juden gänzlich zu vertreiben - siehe Charta der Hamas. Nach allgemeinem hiesigen Verständnis ist das eine unmissverständliche Aufforderung zum Völkermord.
Auch Deutschland hat ja gründliche Erfahrungen mit der Frage Vertreibung gemacht. Friede konnte nicht mit dem Beharren auf Rückgabe der Gebiete jenseits von Oder und Neisse entstehen, sondern durch Anerkennung der Realitäten.
Hajo Müller-Sreit
Gast
Durch Zufall habe ich heute im ICE von Frankfurt/M. nach Berlin die taz von einem Mitreisenden in die Hand bekommen und mit großem Interesse den Artikel "Streit über Antizionismus, Israel spaltet die Linke" auf der Seite 4 gelesen und mir, zu Hause angekommen, den Artikel noch einmal Online angeschaut. Danke an die beiden Redakteure für die geleistete Recherche, die in diesem Feld, wie geschildert, nun bestimmt nicht leicht war. Ich habe wirklich einmal etwas Neues erfahren, das an meine eigene DDR-Vergangenheit anknüpft. Und das nicht aus dem ND, sondern aus der taz.
Wegen des dumpfen Antisemitismus, der sich als Antiisraelismus und Antizionismus, seit jeher in der DDR unter einem linken, antiimperialistischen Mäntelchen voll zur Schau gestellt hat (wir waren ja die guten Antifaschisten), habe ich seinerzeit die SED und den FDGB verlassen. Ungebrochen wurde diese "Tradition" in den SED-Nachfolgeparteien nach der Wende gepflegt und "weiterentwickelt", Solidaritätsbekundungen mit palästinensichen Terrororganisationen, die offen das Ziel propagieren Israel zu vernichten und alle Juden zu töten (Hamas-Charter), waren und sind an der Tagesordnung. Deshalb bin ich sehr froh, dass Gysi nun endlich den Mut gefunden hat (wenn auch reichlich spät), dieses ganze nationalbraune Erbe und Getue in den eigenen Reihen anzusprechen und auf eine Einsicht und Umkehr zu hoffen. Gut, dass er dabei junge, offensichtlich gebildete und informierte Parteigänger auf seiner Seite hat.
Ob die Botschaft aber bei den verbiesterten Betonköpfen und den schier Unbelehrbaren in der SED/PDS/LINKE und deren Umfeld überhaupt ankommen und verstanden wird, ist mehr als fraglich.
Richard Neumann
Gast
Ich bin für ein freies säkulares, demokratisches und unabhängiges Palästina das Israel anerkennt. Außerdem für ein Israel das nicht von Fanatikern regiert oder beeinflusst wird, wie beispielsweise von den Siedlern der Westbank. Was bin ich nun? "Antizionist", "Antisemit", "Imperialist", "Hamas Befürworter"?
Vielleicht bin ich einfach nur politisch naiv. Egal, denn dieses Thema bringt DIE LINKE auch nicht weiter. Denn der Konflikt wird nicht in Deutschland entschieden.
Richard Neumann
Student und Illustrator
Ranja Skolat
Gast
Eine gute, aber doch etwas hilflose Beschreibung über das was in der Partei DIE LINKE und ihren Gremien zum Thema ISRAEL und Antisemitismus/Antizionismus so an Debatten und Auseinandersetzungen läuft bzw. nicht läuft. So mutig, realitätsnah und vorwärtsschauend die Rede von Gregor Gysi auch war, die Masse der Parteibasis und die Mehrheit der Funktionäre werden weiter auf ihren eingetrampelten Pfaden die uneingeschränkte Palisolidarität predigen und dabei auch den Schulterschluß zu Islamterroristen von Hamas und Hisbollah nicht scheuen. Die Vernichtungsdrohungen der Iran-Mullahs gegen Israel werden von denen überhaupt nicht thematisiert und ernst genommen. Zum "Judenstaat" besteht keine Empathie, allenfalls ein taktisches Verhätnis der Gleichgültigkeit. Umso bewundertswerter sind da die intelligenten Initiativen und Aktivitäten der Junggenossen vom BAK Shalom, die der Partei einen demokratischen und weltoffenen Touch verleihen, aber leider auch nicht mehrheitfähig in diesem Parteimilieu sind.
Der taz ist zu danken, dass sie diese zarten Pflänzchen und die Versuche einer Kurskorrektur von wenigen überhaupt wahrnimmt und in der Öffentlichkeit publik macht. Auch wenn die beiden Redakteure bei ihrer Recherche offensichtlich bei den Israelhassern auf eine Mauer des Schweigens und des Wegduckens gestoßen ist.
Hans Lohrberger
Gast
Mir ist absolut nicht klar, wieso ein Linker Sympathisant islamistischer und rechtsnationaler Gruppen wie Hamas oder Hizbollah sein kann. Atheistische Linke würden mit als erste in deren Staaten umgebracht.
Lieber Michael Klein, bezogen auf Deinen letzten Wowi-Sat, erkundige doch mal bitte, wie es Schwulen in Palästina geht. Einzige Chance: Flucht nach Israel!
Benjamin
Gast
Ich glaube, dass Teilen der linken (im allgemeinen und als Partei) nicht klar ist, wie schwammig der Begriff "Antizionismus" ist. Ich kann eine Position durchaus unterstuetzen, die sich fuer eine beiderseitige Demilitariesierung und gegen die Besatzung der palaestinaensischen Gebiete einsetzt. Ich kann auch nachvollziehen, das die heutige militaerische Vormachtstellung Israels in der Region ein groesseres Verantwortungsbewusstsein verlangt, als es in der israelischen Regierung haeufig anzutreffen ist.
Solche Positionen als "Antizionismus" zu bezeichnen, und sich offensiv mit Hamas und Hisbollah zu assoziieren, ist hingegen ein grober Fehler. Der Antizionismus, wie ihn Hamas und Hisbollah betreiben, stellt naemlich die Existenz des Staates Israel als solches in Frage, und damit ausdruecklich all der Menschen, die dort leben, die meisten davon Juden. Insofern ist es nicht abwegig, bei Antizionismus auch Antisemitismus zu hoeren, und der hat in der Politik, genau wie jeder andere Rassismus, nichts zu suchen.
Michael Klein
Gast
Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen! Ob sich Gysi es sich wirklich leisten kann Kadavergehorsam zu verlangen? Der Schuss geht dann nach hinten los! Ich persönlich bin Antizionist und das ist gut und richtig so!
dieter sohlmann
Gast
Das schwierigste bei der heutigen Linken ist vorallem der Drang sich gegen Israel auszusprechen, jedoch keine Ahnung von jegweder tiefgehenderen Tatsache zu haben.
Da wird dann gesagt "Ich betrachte die Sache Kritisch... blahblah", jedoch macht diese Aussage noch lange keine Kritik aus!
Abwarten bis auch der letzte antizionistische Linksfaschist von seinem lange jahre aufgebauten Weltbild abweicht und zur Besinnung kommt.
Frederik Koeppe
Gast
Guten Tag,
ich bin 25 Jahre und studiere Vwl in Heidelberg. Ich fühle kein Stück Solidarität zu Isreal und lasse mir das auch nicht vorschreiben. Ausserdem bin gegenüber der Art und Weise wie Isreal gegründet wurde sehr kritisch. Die ständigen Kommentare vom Zentralrat der Juden und die laufende Warnung vor Antisemitismus nerven meine Generation. Sie führen nur zum Hass gegen die, die laufend warnen. Sie reduziert die Judenfeindlichkeit meiner Meinung nach nicht. Vielmehr sollte es eine Aufklärung über die Geschichte des Antisemitismus und Antizionismus geben. Die Frage, warum Juden in der Geschichte der Menschheit von einigen Völkern so sehr gehasst wurden, wird in den Medien nur unzureichend gestellt. Man muss schon Soziologie studieren, um in den Vorlesungen dazu etwas zu erfahren.
Unsere Generation ist in keinerlei Weise verantwortlich für die Verbrechen der Ns-Zeit und deswegen lasse ich mir auch keine Meinung zu Isreal und dessen Politik vorschreiben. Gilt man schon als Antizionist, wenn man gegen die Art und Weise der Gründung von Isreal ist? Darf man allgemein als Partei keine antizionistischen Tendenzen aufweisen oder darf man dies nur als deutsche Partei nicht?
Antizionismus ist meiner Meinung nach nicht gleichzusetzen mit Antisemitismus, kann aber antisemitisch motiviert sein. Deswegen gibt es normalerweise kein Problem als Partei antizionistisch zu sein, wenn es die Wähler gibt, die die Haltung vertreten. Nur als deutsche Partei darf man sich das anscheinend nicht leisten, und das finde ich lächerlich und typisch deutsch.
Hardy Vollrath
Gast
Es war ein großer, nicht zu unterschätzender Verdienst von Gregor Gysi und Lothar Bisky nach der Wende Massen von reaktionären, verwirrten und deutschnational gesinnten Seelen eine politische Heimat in der PDS zu geben und diese sanft mit demokratischen Prinzipien und Spielregeln vertraut zu machen. Durch diese Einbindung ist noch Schlimmeres in Sachen Rechtsextremismus in der ehemaligen DDR erfolgreich verhindert worden.
Nun muss sich die Partei mit dem braunen Erbe des Judenhasses, das sich heute im antiimperialisten, linken Gewande gegen den Staat Israel als "Brückenkopf des US-Imperialismus im Nahen Osten"
geriert und sich als Bündnispartner radikal- islamistische, faschistoide Terrororganisationen
a la Hamas, Hisbollah u.a. ausgeguckt hat.
Die WSAG-Fusionsmasse aus dem Westen, von mehreren
linksreaktionären Politsekten durchsetzt, hat der neuen Partei DIE LINKE nun auch nicht gerade aufgeklärte, intelligente Seelen zugespielt. Linker Antisemitismus, Juden- und Israelhass sowie die Verherrlichung und die Unterstützung des
"bewaffneten Kampfes" gegen die "zionistische Besatzermacht" durch islamofaschistische Horden waren auch hier in diesem westdeutschen Politsektenmilieu seit jeher gang und gäbe.
Das alles haben Gysi und seine Freunde mit eingekauft bei der Fusion und es macht die Positionierung der Partei zu einer ernst zu nehmenden, verlässlichen politischen Kraft in der Bundesrepublik, in Europa und in der Welt nicht gerade einfacher.
Und Oskar Lafontaine?
Konnte er doch gerade noch von einem Besuch bei
dem Holocaustleugner Ahmadinedschad im Iran, der mermals angekündigt hat, Israel von der Landkarte auszulöschen, abgehalten werden. Lafontaine hatte
"Schnittmengen zwischen linker Politik und dem Islam" festgestellt und wollte diese mit den iranischen Terror-Mullahs diskutieren. Ahmadinedschad hat übrigens auch nichts gegen Juden, sondern nur gegen Zionisten und ihr zionistisches Gebilde Israel. Und auch er unterstützt Hisbollah und Hamas tatkräftig. Schnittmengen?
Hohe Anerkennung und Lob verdient von daher Gregor Gysi, der sich nun (wie zuvor auch schon Katja Kipping, aber leider erfolglos) eines hochsensiblen Themas angenommen hat. Ich glaube, dass viele sich gar nicht vorstellen können, welche Bürde Gysi da auf sich genommen hat, in diesem lernunwilligen und beratungsresitenten Milieu eine solche überfällige Debatte anzuzetteln.
Man kann ihm nur Glück, Erfolg und das notwendige Durchhaltevermögen sowie viele Mitstreiter/innen a la Pau, Kipping und den jungen Leuten vom BAK Shalom wünschen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Günther Herzog
Gast
Ich hoffe, dass es bald eine Fortsetzung dieses hervorragenden Artikels gibt, der es dann aber geschafft hat, die Orginalstimmen von Kritikern
der Gysi-Rede zu sammeln und zu dokumentieren.
Jetzt wurden ja meist nur indirekte Zitate über die Reaktionen gebracht, da sich offensichtlich die sonst so redseeligen Alles- und Besserwisser verschanzt und sich einen Maulkorb verpasst haben: "Man sei übereingekommen, eine Position erst innerparteilich zu klären" und "Die sind alle klug genug, den Mund zu halten". Für ein aktuelles Interview hatte Norman Paech keine Zeit. Auch Oskar Lafontaine will nichts über die Rede seines Kollegen sagen. So sagt auch Irmgard Wurdack, Sprecherin der Partei in Berlin-Neukölln, ein vereinbartes Interview ab.
Da muss es doch Ansporn für die taz sein, es zu schaffen, diese Schweigemauer niederzureissen und des Parteivolkes Stimme hörbar und öffentlich zu machen. Nun zeigt mal, was Ihr als investigative Journalisten so alles drauf habt. Der Cottbusser Parteitag Ende Mai ist doch da ein hervorragendes Betätigunsfeld. Und das Verhältnis zu Israel ist ein zu wichtiges Thema, besonders auch in der Linken, als dass es jenseits der Öffentlichkeit in den Hinterzimmern der Partei ausgemauschelt werden könnte.
matthias..
Gast
oh leut!
Wie schön kann so ein Thema instrumentalisiert werden, um Gesellschaften zu spalten.
Wir brauchen keine Dogmata, aber auch keine Nationalismen und Kadavergehorsam.
Wem nützt die Solidarität mit Israel? Einer Regierung, die ich hier auch nicht haben will. Lasst uns solidarisch erklären mit jedem, der ungeachtet seines Passes sich für Frieden und eine lebhafte Welt einsetzt. Und alle, die einen starken Staat haben wollen verachten.
Noch ein Wort zum Thema Nationalismus: Es ist leicht, Separatisten nationalismus vorzuwerfen, ohne zu untersuchen, auf was dieser gründet. Wer wegen seiner Abstammung diskriminiert wird und sich dagegen zur Wehr setzt, hat Solidarität verdient. Dann nämlich ist nicht er der Schöpfer des Nationalismus, sondern die exkludierende Kraft.
Lasst uns bitte aufrichtig sein und allen Regierungen unsere Parolen entgegenhalten:
No borders, no nation
Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland
Niemand hat das Recht, Menschen zu regiern
Solidarität ist die Zärtlichkeit der Bevölkerungen
Flieger51
Gast
Mich wundert schon ewig die Sympathie vieler Linker für z.B. die Hamas; denn Atheisten, Säkularisten und Schwule wären die ersten, denen ein von der Hamas geführter Staat den Garaus machte.
Svea Krause
Gast
Mutig und gut die Rede von Gysi zu Israel!
Aber auch dringend notwendig, um überhaupt
ernst genommen zu werden.
Ahmadinedschad, Kim Il Sung, Chavez, Castro,
Nasralla, Bin Laden und andere
die allesamt Israel auf ihrer Abschußliste
haben, sollten in Zukunft von der LINKEn
kein Verständnis, keine Unterstützung, keine
Glorifizierung mehr erfahren. Ja, ich weiß,
ich träume.
jenny
Gast
eine ueberfaellige debatte in der linken beginnt nun endlich und es ist ein grosses verdienst derjenigen, die diese angestossen haben und hoffentlich auch bei starkem widerstand der ewig gestrigen weiterfuehren werden
Gloria Senger
Gast
Im taz-mag vom 3./4. Mai "Eine irre gute Idee: Tel Aviv", ein umfangreiches fünf Seiten langes, brilliantes und professionell gut recherchiertes Dossier von K. Hillenbrand über die von den Nazis geflüchteten Juden und deren schwierigen Neuanfang als "Jeckes" in der weißen Stadt am Meer mit ihrer 100-jährigen Geschichte. Es war ein wahrer Genuß, diesen Text zu lesen, der mich inspiriert und motiviert hat, recht bald einmal nach Israel zu reisen.
Und nun 10 Tage später ein ebenso interessanter Artikel von P. Gessler und V. Medick über den linken Antzionismus und den Streit in der SED-
Nachfolgepartei "Die Linke" um ihr Verhältnis zum
demokratischen Staat Israel.
Während G. Gysi in seiner Rede Selbstverständ- lichkeiten anspricht und einfordert und dabei Unterstützung und Zuspruch von einigen Mitstrei- tern um P. Pau und K. Kipping, insbesondere aber von einem bisher nicht gekannten Linke-Jugend- arbeitskreis BAK Shalom erfährt, melden sich aber natürlich auch die Hamas- und Hisbollahfreunde um U. Jelpke und N. Paech zu Wort, die leider m.E. die Ressentiments und den Hass gegenüber Israel der überwiegenden Mehrheit der Partei und ihrer Wählerinnen und Wähler repräsentieren.
Da bleibt viel Diskussionsbedarf, Überzeugungs- und Bildungsarbeit innerhalb und außerhalb der Partei "Die Linke" zu leisten. Es ist aber eine Illusion zu glauben, die verknöcherten, rechten, reaktionären und totalitären Denkmuster und Reflexe in Bezug auf Israel aufbrechen und ändern zu können.
Wie kann es sein, dass Israel das einzige Land auf der Welt ist, das seit nunmehr 60 Jahren tagtäglich um seine Existenzberechtigung kämpfen muß? Sich zahlreicher Überfälle und Kriege erwehren mußte und täglich von Terrorangriffen und Raketenbeschuss von der Hamas und anderen islamofaschistischen Banden heimgesucht wird?
Da soll Israel sich und seine Bürger nicht miltärisch schützen dürfen?
"Linke" in Deutschland stellen die Existenzberech- tigung dieses demokratischen Landes in Frage und
solidarieren sich mit Terrorbanden und -organisationen, die dieses Land erklärtermaßen vernichten wollen? Unglaublich! Aber leider wahr!
Ich werde die Außeinandersetzungen in der Linken beobachten und hoffentlich von der taz weiterhin so gut informiert werden.
Ich bedanke mich bei G. Gysi und seinen Mit-
streiter/innen für den Mut der klaren Worte und
wünsche ihnen viel Erfolg in den weiteren Ausein-
andersetzungen.
Auf alle Fälle werde ich in den nächsten Tagen meine Reise nach Israel buchen und diesem Land meine Solidarität und Anerkennung für das in 60 Jahren geleistete zollen.
Herzlichen Glückwunsch Israel und ein unendliches Leben, in der Zukunft hoffentlich in Frieden!
Pauline Pengert
Gast
Die taz mit ihrem hochinformativen und sehr lesenwerten Artikel "Streit über Antizionismus -
Israel spaltet die Linke" spielt 'mal wieder ihre Rolle als Vorreiter und Sichwortgeber perfekt.
Keine 24 Stunden später zieht Spiegel-Online unter der Headline "Richtungsstreit entzweit Linke" nach
und kopiert (zitiert) stellenweise den taz-Artikel.
Bleibt zu hoffen, dass die geneigte taz-Leserschaft auch weiterhin so gut über den Streit in der Linkspartei über Israel, Antisemitismus, Antizionismus und dessen weiteren Verlauf informiert wird.
Auch die meisten Leserkommentare machen Mut, dass
ein so folgenschweres und tief verwurzeltes Problem der Linken (linker Antizionismus als Tarnkappe für dumpfen Antisemitismus) erkannt und diskutiert wird.
molinocampo
Gast
@michael Klein
"Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen!"
Da haben Sie wohl recht mit Ihrer Schätzung! Das würde sich mit meinen Eindrücken decken!
Die Linke ist nichts als ein rot-braunes Geschwurbel, von der Wirtschaftsauffassung, dem Verständnis von Globalisierung, bis zur eigenwilligen Interpretation von Menschen- und Bürgerrechten - das passt einfach alles....
Wozu brauchts da noch eine NPD? Die "Linke" ist viel authentischer.... und natürlich zahlenmäßig wirkungsvoller...
peter meyer
Gast
diese diffuse haltung der linken zu israel und die unverhohlende sympathie zu hamas (und chavez aber das ist ein anderes thema) machen mir es schwer die partei zu wählen - trotz aller übereinstimmung in vielen fragen der sozialen gerechtigkeit.
isreal ist sicher nicht das gelbe vom ei - aber der einzigste demokratische staat in der region - schaut euch dort mal um , was da für schicke diktaturen drumherum sind - iran sicher ein wundervolles land -die scharia läßtsorgt für zucht und orndung - da würden sich manche "linke" umschauen und selber schnell am kran baumeln.
leider ist es so, das viele extremlinke und viele nazis sich kaum unterscheiden - und im punkto israelhass gleich gar nicht.
gysis rede ist mehr als beachtenswert - ich hoffe auf viele vernünftige leute in der linken , möge die position sich durchsetzten.
und den vielen isralefeinden möchte ich zurufen getreu ekel alfred ;) - geht doch nach drüben -in den iran.
Sebastian Kranz
Gast
Bravo, endlich diskutiert auch "Die Linke" ihr Verhältnis zu Israel und hat auch vor dem Begriff "Staatsräson" keine Angst mehr. Leider gibt es aber viele Unverbesserliche und Unbelehrbare wie Leserbriefschreiber Michael Klein (s.u.), die publizistisch von Schreibtisch- und Überzeugungstätern, wie von dem Altstalinisten Werner Pirker in der "Jungen Welt" mit seinen Hetztriaden gegen Israel, "gefüttert und auf Linie gehalten" werden.
Mistral
Gast
Ich bin froh, dass Gregor Gysi diese Debatte angestossen hat! Denn als Linker sind auch mir die strukturellen und inhaltlichen Überlappungen zwischen - gewissen Auslegungen - des Antizionismus und vulgärem Antisemitismus nicht verborgen geblieben. Das betrifft sowohl die diesbezügliche Argumentationsführung als auch die strikte Auftrennung des komplexen Nahostkonfliktes in ein striktes Freund-Feind-Schema a la Carl Schmitt.
Dahinter steht aber auch ein tieferliegender Konflikt innerhalb des linken politischen Spektrums - nämlich zwischen autoritärer Linken und emanzipatorischen Linken bzw. zwischen (alt-stalinistischer) Dogmatikern und post-sowjetischen Linken.
Ein weiterer Themenkomplex auf dem sich diese Auseinandersetzung anbahnt: Das Verhältnis zu China!
Cornelia S.
Gast
Bereits am 12. Dezember 2006 hat Katja Kipping in der taz unmissverständlich gefordert: "Die Linke muss sich im Nahostkonflikt uneingeschränkt zum Existenzrecht Israels bekennen. Es kann keine Solidarität mit reaktionär-islamischen Bewegungen geben." Weitgehend ohne Reaktionen.
(http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=
2006/12/12/a0166)
Erst die Rede von Gregor Gysi am 14. April 2008 in
der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat aber einigen Staub aufgewirbelt und lässt auf eine fruchtbare Debatte
mit Konsequenzen hoffen.
Aber nicht nur "Die Linke" mit ihren notorischen und peinlichen (im Artikel teilweise genannten) Protagonisten in Sachen "Israel-Bashing" hat ihre Probleme. Auch bei Bündnis90/Die Grünen gibt es
seit vielen Jahren ähnliche Anti-Israel-Wortführer (Stroebele & Co.), die Hisbollah und Hamas als Gesprächspartner hoffähig machen wollen (Trittin). Wir erinnern uns noch gut an Möllemann (FDP) und Hohmann (CDU). Und auch in der SPD sind
israelfeindliche Positionen sogar auf der Regierungsbank (Wieczorek-Zeul) vertreten. Fünf Tage nach der klärenden Rede von Gregor Gysi hat sich die JUSO-Vorsitzende Franziska Drohsel am 19. April 2008 in der WELT zu Wort gemeldet und den linken Antisemitismus kritisiert. Sie greift Verschwörungstheorien und Antisemitismus im eigenen politischen Lager an. Es könne nicht angehen, dass rechte Inhalte unter einem linken Etikett verkauft würden. Sie fordert: Linkes Denken muss sich vor allem vom Islamismus distanzieren.
In den Parteien spiegeln sich die vorherrschenden Ressentiments gegenüber Israel, die nicht aufgearbeitete Vergangenheit in Ost und West
der gesamten Gesellschaft wider. Der Antisemitismus alter Form, der schließlich zur systematischen Judenvernichtung geführt hat, hat sich nun neue Ausdruckformen gesucht, hinter denen er sich prächtig verstecken und weiter praktiziert werden kann: Antizionismus ist eine Form davon. Die wird von Linken und Rechten gleichermaßen benutzt, um ihre tiefsitzenden Vorurteile und Hassgefühle gegenüber Juden und ihrem Staat zu pflegen und auszuleben. Dabei werden "die Palästinenser" geschickt benutzt und "solidarisch" unterstützt.
Gysi, Kipping, Pau und auch Drohsel haben das Problem sehr gut erkannt und benannt. Aber werden sie auch genügend Stehvermögen und Durchhaltekraft haben, um den starken Gegenwind, der ihnen jetzt
(nicht nur) aus den eigenen Reihen entgegenbläst,
auszuhalten? Werden sie überhaupt in der Lage sein, die innerparteilichen Debatten konsequent weiter zu führen? Man darf gespannt sein.
Sascha Morr
Gast
Auch ich bin Mitglied bei DER LINKEN und sehe trotzdem keinen Grund zur Solidarität mit Israel. Ich verurteile gewalttätige und unmenschliche Taten unabhängig davon ob sie nun von Seiten Israels kommen oder von Seiten der radikalen palästinensischen Gruppierungen. Für mich ist es nicht im geringsten tragbar einer der beiden Seiten bei derlei Taten zu unterstützen. Das bedeutet dann in diesen Fall eben auch das wir keine Waffen mehr oder weniger offen an Israel liefern. Dies bedeutet das wir finanzielle Förderung der Palästinenser an Bedingungen und deren Umsetzung binden etc. Es ist absolut aus welcher der beiden Richtungen die Gewalt und menschenunwürdige Taten kommen, wir dürfen sie nicht auch noch unterstützen!
Claudia Rohschling
Gast
Möge die Gysi-Rede etwas Positives innerhalb der Partei "Die Linke" bewirken und das Verhätnis zum Staat Israel zum Guten wenden und nicht ungehört verpuffen, wie der Versuch, den Katja Kipping bereits im Dezember 2006 zu diesem Thema in der taz gestartet hat.
Gregor Gysi und Jerzy Montag (B90/Grüne) wünsche ich eine gute Reise nach Israel zum 60. Geburtstag dieses unbedingt unterstützenswerten Staates. Mögen beide inspiriert und voller Erkenntnisse zurückehren, um sich in den anstehenden Debatten zu stellen.
Übrigens auch den Grünen stände es gut zu Gesicht,
endlich mit "linkem" Antizionismus (Antisemitismus) in den eigenen Reihen aufzuräumen
und eine innerparteiliche Klarstellung ihres Verhätnisses zum Staat Israel festzuschreiben.
Jan Eigem
Gast
Eine interessante und spannende Analyse über eine überfällige Debatte in der LINKEn, die nun endlich ihr rotbraunes Verhältnis zum demokratischen Israel klären will. In der Hoffnung auf eine weitere, gute Berichterstattung über den Verlauf dieses so wichtigen Klärungsprozesses während des "heißen Sommers".
Jörg Fiebelkorn
Gast
Es scheint ein Dogma der "Linken" zu sein, sich grundsätzlich der gefühlten Underdogs annehmen zu müssen. Und in dem Nahostkonflikt waren die Palästinenser seit der Unabhängigkeitserklärung Israels immer die Unterlegenen. Dabei spielt es für diesen Teil der Linken keine Rolle, warum und wieso sie in diese Rolle geraten sind. Eine so gewachsene Solidarität mit den Erfolglosen - den "Verdammten dieser Erde" - sitzt tief im Unterbewusstsein, hat relativ wenig mit Realitätssinn zu tun und ist eben deshalb um so schwerer zu überwinden. Solcher Solidaritätssinn verhindert denn auch die Wahrnehmung von Hamas und Hizbollah als das, was sie realiter sind: klerikalfaschistische Unterdrücker zuallererst der eigenen Bürger. Wenn da zB behauptet wird, man möge sich an das Bild des kleinen Jungen vor den Gewehren der SS erinnern und das damit vergleichen, vor wessen Gewehren die palästinensischen Kinder heute stünden, so blendet das einfach die Realität aus, die voller Bilder von palästinensischen Kindern mit Gewehren und Pistolen sind.
Es mag zulässig sein, darüber auch laut nachzudenken, ob und wie man mit Hamas und Hizbollah umgeht, möglicherweise auch mit ihnen spricht. Sie jedoch ausschliesslich als Opfer und Wiederstandskämpfer zu verstehen, negiert nicht nur die hartnäckig erklärten Ziele beider Organisationen, nicht etwa zu einem Ausgleich mit Israel zu kommen, sondern Israel zu vernichten und die Juden gänzlich zu vertreiben - siehe Charta der Hamas. Nach allgemeinem hiesigen Verständnis ist das eine unmissverständliche Aufforderung zum Völkermord.
Auch Deutschland hat ja gründliche Erfahrungen mit der Frage Vertreibung gemacht. Friede konnte nicht mit dem Beharren auf Rückgabe der Gebiete jenseits von Oder und Neisse entstehen, sondern durch Anerkennung der Realitäten.
Hajo Müller-Sreit
Gast
Durch Zufall habe ich heute im ICE von Frankfurt/M. nach Berlin die taz von einem Mitreisenden in die Hand bekommen und mit großem Interesse den Artikel "Streit über Antizionismus, Israel spaltet die Linke" auf der Seite 4 gelesen und mir, zu Hause angekommen, den Artikel noch einmal Online angeschaut. Danke an die beiden Redakteure für die geleistete Recherche, die in diesem Feld, wie geschildert, nun bestimmt nicht leicht war. Ich habe wirklich einmal etwas Neues erfahren, das an meine eigene DDR-Vergangenheit anknüpft. Und das nicht aus dem ND, sondern aus der taz.
Wegen des dumpfen Antisemitismus, der sich als Antiisraelismus und Antizionismus, seit jeher in der DDR unter einem linken, antiimperialistischen Mäntelchen voll zur Schau gestellt hat (wir waren ja die guten Antifaschisten), habe ich seinerzeit die SED und den FDGB verlassen. Ungebrochen wurde diese "Tradition" in den SED-Nachfolgeparteien nach der Wende gepflegt und "weiterentwickelt", Solidaritätsbekundungen mit palästinensichen Terrororganisationen, die offen das Ziel propagieren Israel zu vernichten und alle Juden zu töten (Hamas-Charter), waren und sind an der Tagesordnung. Deshalb bin ich sehr froh, dass Gysi nun endlich den Mut gefunden hat (wenn auch reichlich spät), dieses ganze nationalbraune Erbe und Getue in den eigenen Reihen anzusprechen und auf eine Einsicht und Umkehr zu hoffen. Gut, dass er dabei junge, offensichtlich gebildete und informierte Parteigänger auf seiner Seite hat.
Ob die Botschaft aber bei den verbiesterten Betonköpfen und den schier Unbelehrbaren in der SED/PDS/LINKE und deren Umfeld überhaupt ankommen und verstanden wird, ist mehr als fraglich.
Richard Neumann
Gast
Ich bin für ein freies säkulares, demokratisches und unabhängiges Palästina das Israel anerkennt. Außerdem für ein Israel das nicht von Fanatikern regiert oder beeinflusst wird, wie beispielsweise von den Siedlern der Westbank. Was bin ich nun? "Antizionist", "Antisemit", "Imperialist", "Hamas Befürworter"?
Vielleicht bin ich einfach nur politisch naiv. Egal, denn dieses Thema bringt DIE LINKE auch nicht weiter. Denn der Konflikt wird nicht in Deutschland entschieden.
Richard Neumann
Student und Illustrator
Ranja Skolat
Gast
Eine gute, aber doch etwas hilflose Beschreibung über das was in der Partei DIE LINKE und ihren Gremien zum Thema ISRAEL und Antisemitismus/Antizionismus so an Debatten und Auseinandersetzungen läuft bzw. nicht läuft. So mutig, realitätsnah und vorwärtsschauend die Rede von Gregor Gysi auch war, die Masse der Parteibasis und die Mehrheit der Funktionäre werden weiter auf ihren eingetrampelten Pfaden die uneingeschränkte Palisolidarität predigen und dabei auch den Schulterschluß zu Islamterroristen von Hamas und Hisbollah nicht scheuen. Die Vernichtungsdrohungen der Iran-Mullahs gegen Israel werden von denen überhaupt nicht thematisiert und ernst genommen. Zum "Judenstaat" besteht keine Empathie, allenfalls ein taktisches Verhätnis der Gleichgültigkeit. Umso bewundertswerter sind da die intelligenten Initiativen und Aktivitäten der Junggenossen vom BAK Shalom, die der Partei einen demokratischen und weltoffenen Touch verleihen, aber leider auch nicht mehrheitfähig in diesem Parteimilieu sind.
Der taz ist zu danken, dass sie diese zarten Pflänzchen und die Versuche einer Kurskorrektur von wenigen überhaupt wahrnimmt und in der Öffentlichkeit publik macht. Auch wenn die beiden Redakteure bei ihrer Recherche offensichtlich bei den Israelhassern auf eine Mauer des Schweigens und des Wegduckens gestoßen ist.
Hans Lohrberger
Gast
Mir ist absolut nicht klar, wieso ein Linker Sympathisant islamistischer und rechtsnationaler Gruppen wie Hamas oder Hizbollah sein kann. Atheistische Linke würden mit als erste in deren Staaten umgebracht.
Lieber Michael Klein, bezogen auf Deinen letzten Wowi-Sat, erkundige doch mal bitte, wie es Schwulen in Palästina geht. Einzige Chance: Flucht nach Israel!
Benjamin
Gast
Ich glaube, dass Teilen der linken (im allgemeinen und als Partei) nicht klar ist, wie schwammig der Begriff "Antizionismus" ist. Ich kann eine Position durchaus unterstuetzen, die sich fuer eine beiderseitige Demilitariesierung und gegen die Besatzung der palaestinaensischen Gebiete einsetzt. Ich kann auch nachvollziehen, das die heutige militaerische Vormachtstellung Israels in der Region ein groesseres Verantwortungsbewusstsein verlangt, als es in der israelischen Regierung haeufig anzutreffen ist.
Solche Positionen als "Antizionismus" zu bezeichnen, und sich offensiv mit Hamas und Hisbollah zu assoziieren, ist hingegen ein grober Fehler. Der Antizionismus, wie ihn Hamas und Hisbollah betreiben, stellt naemlich die Existenz des Staates Israel als solches in Frage, und damit ausdruecklich all der Menschen, die dort leben, die meisten davon Juden. Insofern ist es nicht abwegig, bei Antizionismus auch Antisemitismus zu hoeren, und der hat in der Politik, genau wie jeder andere Rassismus, nichts zu suchen.
Michael Klein
Gast
Als Mitglied der Linken kann ich Gregor Gysi, Katja Kipping und Petra Pau nur warnen! Sollten sie wirklich bei ihrer Haltung bleiben, dass es für Antizionisten keinen Platz in der Linkspartei gibt, dann wären gute 60 % der Basis davon betroffen! Ob sich Gysi es sich wirklich leisten kann Kadavergehorsam zu verlangen? Der Schuss geht dann nach hinten los! Ich persönlich bin Antizionist und das ist gut und richtig so!