piwik no script img

Streit der WocheSoll Griechenland gerettet werden?

Griechenland ist hoffnungslos überschuldet, der Eurokurs bricht ein. Wenn nicht bald geholfen wird, droht ein Staatsbankrott. Soll Europa die Hellenen retten, obwohl es gegen EU-Recht verstößt?

Die Griechen rüsten sich für den Kampf gegen das Sparen. Einen Vorgeschmack gaben die Bauern-Blockaden Ende Januar. Bild: dpa

Griechenland steckt in der Krise. Mehr als 300 Milliarden Euro Schulden hat das Land. Das Staatsdefizit betrug im vergangenen Jahr 12,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Erlaubt sind im Euroraum nur drei Prozent.

Zwar versucht die Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou derzeit, sich durch striktes Sparen aus eigener Kraft aus der Misere zu befreien. Doch dagegen wehrt sich die Bevölkerung. Gewerkschaften haben für den 10. Februar zum landesweiten Streik aufgerufen. Nicht nur deshalb bezweifeln Volkswirte, dass Griechenland sich selbst retten kann. Zu gravierend sei die Schuldenlast.

Die finanzielle Notlage macht sich bereits im gesamten Euroraum bemerkbar. So ist der Eurokurs gegenüber dem US-Dollar seit November 2009 um mehr als acht Prozent eingebrochen. Das Vertrauen in die einst so hoch geschätzte Gemeinschaftswährung sinkt.

Die EU-Mitgliedsstaaten stehen vor einem Dilemma: Direkte Hilfe ist nicht mit EU-Recht vereinbar. Sollen sie Griechenland trotzdem – wie auch immer - finanziell unterstützen? Das könnte einen Dominoeffekt auslösen: Länder wie Portugal, Irland und Spanien könnten ebenfalls Hilfe einfordern.

Ist es überhaupt Aufgabe des deutschen oder französischen Steuerzahlers, das von Griechenland – nach weit verbreiteter Meinung - selbst verschuldete Haushaltsloch zu stopfen? Darf man den Staatsbankrott Griechenlands riskieren oder die Hellenen gar aus der Gemeinschaftswährung befördern? Im schlimmsten Fall könnte das zum Auseinanderbrechen der gesamten Eurozone führen, fürchten manche Ökonomen.

Was meinen Sie – muss die EU Griechenland retten?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

33 Kommentare

 / 
  • MS
    M. S.

    Ganz einfach. Griechenland wird rausgeschmissen. Die sind in die EU gekommen, haben alle anderen EU Länder verarscht und wollen jetzt noch Kohle haben. Also, präventiv rausschmeissen, damit das nächste Land zweimal überlegt, ob es falsche Zahlen vorlegen soll...Und wenn die Bevölkerung, wie es wohl aussieht, nicht sparen will, braucht man sich darum auch nicht zu kümmern. In Griechenland ziehen alle an einem Strang, also sollte das die EU jetzt auch tun.

  • NV
    Niklas von Oertzen

    Wenn ihr cool seid, fragt ihr Peter Zwegat nach seiner Meinung dazu ;) Enttäuscht mich morgen nicht!

  • G
    Götterfunke

    Passender konnte man die Hymne der EU garnicht wählen. Dieser schöne Götterfunke zeichnet sich wie alle Funken seines Gleichen durch besonderes strahlen kurzlebigkeit aus.

    Oh welche Freude uns gewärt, den unter diesem kurzen Leuchten Geborenen.

     

    lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.

  • F
    Frank

    Man sollte trotz die Solidarität doch an hoher Stelle setzen. Natürlich hat Griechenland aus dem eigenen Land einen Stall gemacht, und es ist bitter wenn andere dafür die Zeche zahlen. Aber das passiert ja sowieso; als Niederländer zahle ich zum Beispiel mehr Abgaben an Brüssel als ein Deutscher. Darüber beschwert sich hier auch niemand.

  • OS
    OECD Statistik Leser

    Viel gefährlicher als Griechenland, ist Deutschland, welches als (noch) größtes EU-Land fortwährend Schulden anhäuft und sich weigert, der Realität ins Auge zu schauen. Es sollte mal darüber nachgedacht werden, wie Dänemark 2007 ein PLUS von 5,1 des BIP geschafft hat. Die Belastung für Durchschnittsarbeitnehmer ist geringer, wo kommt das ganze andere Geld denn her? Ich vermute mal ganz unverdächtig: Aus dem Vermögen der Vermögenden. Lafontaine hat eben recht, die neo-liberale Großkoalition bringt Deutschland und damit den Euro in Gefahr.

  • WH
    wolfgang haas

    Das es soweit kommen konnte ist letztlich nur der Unfähigkeit der EU zu verdanken. Jeder der es wissen wollte konnte in Erfahrung bringen, dass Griechenland nie und nimmer die Vorrausetzungen für die Euroeinführung erfüllen konnte, doch die verblendeten (verblödeten)Europapolitiker hofften das es nicht so schlimm kommen werde. Nun ist das "Kind in den Brunnen gefallen"und die Lamentos sind groß.

    Doch ist es auch nicht hinnehmbar, dass der Rest hier Kerneuropa, die Sause der Griechen zahlen soll.

    Desshalb "raus aus Europas Eurowährung".

  • T
    Thomas

    Auf gar keinen Fall sollten wir dieser korrupten Vetternwirtschaft noch Geld nachwerfen. Allerdings befürchte ich, dass die Griechenland-Krise, egal wie damit umgegangen wird, den Anfang vom Ende des Euro bedeutet. Jetzt wird offensichtlich, dass die Währungsunion ein Fehler war.

  • T
    Thomas

    Was ist eine Solidargemeinschaft wert, wenn sie sich in der Krise unsolidarisch verhält und ihr nichts anderes einfällt als das in den Brunnen gefallene Kind zu beschimpfen? Ja, Griechenlands Politiker haben beim EU-Beitritt geschummelt. Ja, Griechenlands Bürokratie ist eine Krake. Ja, die Korruption ist fast allgegenwärtig. Eben deshalb muß geholfen werden. Oder wollen wir, daß sich der ganze südliche Balkan mehr und mehr destabilisiert und wir irgendwann mit unseren Hubschraubern und Panzern um die Akropolis herumkurven müssen? Und denkt bitte auch mal kurz an die kleinen Leute: Wenn man Griechenland in dieser Situation alleine läßt, werden sie als erste unter die Räder kommen.

  • S
    Stefan

    Retten? An Insolvenz stirbt man nicht. Staatsbankrott, Neustrukturierung der Gesellschaft heisst die Chance. Würde der BRD auch gut tun.

  • DD
    @ drui von Franz von Hahn

    Die EZB kann Geldpolitik betreiben. Restriktiv oder Expansiv. Das heisst, sie hat ein Mittel zur Verfuegung um irgendwelche Ziele zu erreichen.

     

    Konjunkturpolitik und Wechwselkursmanipulation stimmen nicht mit Geldwertstabilitaet als Ziel ueberein.

     

    Aus gutem Grund ist DAS Ziel der EZB Geldwerttstabilitaet.

    Alle anderen Zielerreichungsversuche wuerden die stabilitaet des Euro gefaehrden.

  • EG
    ein Grieche

    Wir haben geglaubt dass in einer wirklichen Europaischen Union die Mitgliedsstaaten sich gegenseitig helfen, (wie es in USA der Fall ist , und in die Bundesrepublik Deutscland, zwischen den Landern). Wir brauchen keine EU die nur fur die Banken sorgt...

  • IH
    inge heuer

    wems noch nicht klar ist: wenn griechenland geht (im sinne von staatsbankrott), dann gehen aller wahrscheinlichkeit (bzw. logik) nach danach italien und spanien. dann hat deutschland ein richtiges problem, da diese länder deutschland ihre schulden nicht zurückzahlen können und dann ist domino angesagt und die währungsunion geschichte. herzlich willkommen deutsche mark. das ist die kurzfassung. die essenz des ganzen: wer die währungsunion abschaffen will, der lässt griechenland pleite gehen. oder ums mit ner alten bauernweisheit auszudrücken: wenn jemand der bank 1000 mark schuldet, hat er ein problem. wenn jemand der bank eine million mark schuldet, hat die bank ein problem.

  • F
    FvA

    @ eMCe

    Sorry, wofür sollen wir uns bei den Hellenen bedanken?

     

    Für Korruption auf vielen gesellschaftlichen Ebenen vielleicht? Oder für so schlechte Mathematik, so daß die Statistik stimmt, um den EURO einführen zu dürfen? Oder doch eher dafür, daß man die anderen EU-Länder belügt, was das tatsächliche Staatsdefizit angeht?

     

    Bevor ich mich bei denen für etwas bedanke, erwarte ich verantwortungsvolleres Handeln.

     

     

     

    Sorry für alle armen Griechen, aber wenn ich Schulden anhäufe, dann wird der Richter auch nicht sagen, so wir bedanken und bei dem netten Menschen hier, ohne sein tolles Volk damals hätten wir jetzt kein Porzellan... keiner Schrift... keine Zahlen... keine Astronomie... usw.

    Und jetzt erlassen wir ihm seine Schulden, aber die Allgemeinheit kommt dafür auf.

     

    Das widerspricht doch jeder Logik, was Sie da fordern!

     

    Daher meine persönliche Meinung: wer durch Schwindel und Betrug die Allgemeinheit vorsätzlich schädigt, der darf nicht zu dieser Gesellschaft dazu gehören. Und er sollte auch die Konsequenzen zu ziehen wissen. So könnte man den anderen auch zeigen, daß man immerhin etwas Moral und Anstand besitzt!

     

    Die Griechen müssen die Suppe selbst auslöffeln. Ohne Wenn und Aber!

  • E
    Erfundistan

    Jede EU-Verantwortliche wusste, das Griechenlands Finanzen nicht in Ordnung sind bzw. nicht die Maastricht-Kriterien erfüllen. Trotzdem wurde es in die Euro-Zone aufgenommen. Auf Bilanzfälschungen und -schönungen haben die Griechen übrigens kein Patent. Das können die Streberländer Deutschland und Frankreich noch besser. Es ist eine Frage der Zeit, wann die nächsten Bilanztricks an die Oberfläche kommen. Und: Wer erfüllt denn überhaupt noch die 3% von Maastricht?

     

    Und: Wer profitiert denn eigentlich seit Jahrzehnten davon, dass nicht konkurrenzfähige Volkswirtschaften wie GR, E, P (vom Osten ganz zu schweigen) in der EU sind? Vor allem die deutsche Wirtschaft, die die "schwachen" Länder ungehindert mit ihren Waren und Dienstleistungen penetriert!

  • G
    GEAD

    Für die Griechen gibt es zwei Lösungen:

    1. Raus aus der Währungsunion mit der EU und das ganze über flexible Wechselkurse regeln. Weder Griechenland noch die EU gehen daran kaputt.

    2. Zinsen, die Griechenland an die Gläubiger zahlen "muss", abschaffen. Denn: wer verdient an den Schulden? Wo Verlierer sind (Griechenland) muss es auch Gewinner geben.

    So einfach ist das alles. Aber der Mut und die wirtschaftspolitische Komepentenz fehlt der politischen Elite.

  • F
    Fließb.

    Griechenland muss geholfen werden.

     

    Es geht schlicht nicht um kurzfristige Kosten-Nutzen-Rechnungen. Europa muss beweisen, dass es den Willen zum Zusammenhalt hat. Denn eine Zukunft, in der es wieder eine Jeder-gegen-jeden-Mentalität innerhalb unseres Kontinents gibt, schadet uns allen auf lange Sicht unverhältnismäßig viel mehr.

     

    Dass die Gewinner der europäischen Integration bisher eher die Wirtschaftseliten waren, liegt unter anderem auch daran, dass es die niedrigeren sozialen Schichten nicht schaffen, über ihren nationalen Schatten zu springen und sich gemeinsam zu organisieren.

     

    Arbeiter aller europäischen Länder...

  • B
    becdie

    Wenn Griechenland ohne kriminelle Manipulationen in den Euroraum gekommen wäre, könnte man eine Hilfsaktion bedenken, so aber nicht!

  • E
    Elefantendame

    Aber klar doch wir deutschen geben doch für alles Geld aus nur nicht fürs eigene Land

  • A
    Amos

    Die EU ist doch auch darum gegründet worden, dass die

    Länder in die Lage versetzt werden sich selber zu helfen. Dadurch sind doch die weniger reichen Länder von den besser gestellten Ländern durch den "EU-Topf" unterstützt worden. Und die Griechen haben sich damals schon durch Vorlegen falscher Tatsachen in die EU geschmuggelt. Der deutsche Bürger ist darum immer armer geworden, indes die "hohe Gesellschaft" der Griechen ihr Kapital schonten, nach dem Motto: Lasst doch die EU bezahlen.- Was nützt uns der ganze Euro-Kram und die EU? Deutschland hat dadurch nichts gewonnen-, nur die meisten Kosten getragen. Deutschland sollte sich jetzt erst einmal um seine eigene Bilanz

    kümmern. Denn wer hilft den Deutschen, wenn es noch

    dicker kommt? Wie kann man solch eine Währung wie

    die DM abschaffen. Warum überhaupt etwas abschaffen, was sich fortwährend bewährt hat. Alle wussten es, das dies ein Krampf war-, nur die Politiker nicht. Das ist ja eigentlich klar, die Politiker selbst haben ja nichts verloren-, nur die

    Allgemeinheit. Und dass, was erwirtschaftet wird, das wird auch noch verzockt. Es ging um den Export-,

    aber wer hat von "Exportweltmeister Deutschland" denn profitiert? Die Aufstocker, die Minijobber, Hartz IV, Rentner etc.? Ich bin mir sicher, dass es uns mit der DM nicht schlechter ergangen wäre als

    es jetzt ist. Und wahrscheinlich hätte man auch nicht so gezockt.

  • T
    Thomas

    Mir tut es nur leid um die einfache Bevölkerung, wie überall muß der einfache Bürger am meisten unter einer Staatskriese leiden. Unbestritten ist die permanente Koruption in diesem Land. Das fängt beim einfachen Bürger an, ist aber auch eine "gewachsene Strukur".

    Also sollten die Hellenen sich schon selbst aus dem Schlamassel befreien, andere müssen das auch. Die Jugend denkt da zum teil schon um, sie wissen das sie das müssen!

  • P
    Papawolf

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Griechenland ist nur durch massiven Betrug überhaupt in die Euro-Zone gekommen, ebenso wie Belgien; hätte man die damaligen Anforderungen als Maßstab hart angewendet, hätten diese Länder erstmal ausserhalb der Währungsunion hart arbeiten müssen, um die Kriterien zu erfüllen.

    Auf keinen Fall sollte die EU das korrupte und im Grunde genommen wirtschaftlich kranke Griechenland für damalige und immer noch vorhandene Mißstände belohnen. Dort hilft nur ein knallharter Sparkurs, inkl. massiver Kürzungen der Pensionen für den völlig aufgeblähten öffentlichen Dienst. Wenn Griechenland das nicht will, steht der Austritt aus der Euro-Gemeinschaft jederzeit offen. Damit wird Griechenland seine Selbstheilungskräfte aktivieren und die unfähigen Politiker in den unbezahlten Ruhestand schicken. Dies würde den Euro-Kurs steigen lassen und keinesfalls destabilisieren.

    Gleichzeitig wird ein solches Vorgehen andere Euro-Länder mit schlampigem Finanzgebaren abschrecken, auf kostenlose Rettung zu spekulieren. Deutschland ist seit Jahrzehnten Zahlmeister der EG und später der EU, Nutznießer davon sind nur die deutschen exportierenden Unternehmer, während der deutsche Steuerzahler Faulheit und Bestechung in anderen EU-Ländern weiter bezahlen soll.

    Unsere Regierung sollte einmal eine Volksabstimmung zum Thema durchführen, ich schätze eine Dreiviertel-Mehrheit wäre gegen solche Hilfe.

  • T
    Toaotc

    Griechenland retten? Ja. Allerdings auf Umwegen. Anstatt auf EU-Ebene Geld in das Land zu pumpen, könnte es zu Verhandlungen zw. Griechenland und einzelnen Staaten kommen, einige Kosten z.B. auf dem kulturellen Sektor zu übernehmen.

     

    Da Deutschland jährlich Milliarden in Entwicklungshilfeprogramme für Nicht-EU-Länder aufwendet, sollte es politisch leicht zu vertreten sein, evt. für 3 Jahre die laufenden Kosten der Acropolis zu übernehmen.

     

    Das ist vlt. eine etwas naive Denke aber die gute Absicht wird deutlich.

  • C
    Christoph

    Soweit ich mich recht erinnere, ist Griechenland nur dadurch in der Lage gewesen, der Eurozone beizutreten, dass massiv Statistiken gefälscht wurden und Daten über die Wirtschaft und Stabilität falsch angegeben wurden.

     

    Das ist ein großes Versäumnis gewesen und so nicht entschuldbar. Allerdings hätten damals Konsequenzen gezogen werden müssen. Nun ist Griechenland in der Eurozone und somit Teil unserer nicht nur Gemeinschafts- sondern somit auch Solidar-Währung.

     

    Das Argument, andere Länder wie Portugal oder Irland würden im Falle eines Bail outs für Griechenland leichtfertig mit ihren Geldern umgehen und darauf spekulieren, auch Unterstützung zu erhalten, halte ich für wenig wahrscheinlich.

    Der Imageverlust einer jeden Regierung in einem solchen Falle, gepaart mit strikten Kontrollauflagen für die unterstützten Staaten sollten auf Wiederwahl fixierte Politiker, neben der puren Unterstellung, sie handelten im besten Interesse der Nation, Anreiz genug sein.

     

    Ich bin besonders aus einem Grund vorsichtig bei einer Unterstützung.

    Seit der Welle der Unabhängigkeitsbewegungen in den afrikanischen Staaten suchten Finanzkrisen auch Afrika immer wieder heim.

    Der größte Geldgeber, inzwischen durch China teilweise verdrängt, waren die Weltbank und der IMF. Diese zwängten den Entwicklungsländern jedesmal Bedingungen auf, die kein westliches Land akzeptieren würde. In einer Wirtschaftskrise sollten Structural Adjustments, große Einsparmaßnahmen, durchgeführt werden.

     

    Nicht einmal ein Blick in die Geschichte zurück ist notwendig, Letztes Jahr übte sich keine einzige Regierung der westlichen Welt in Zurückhaltung und Budgetbegrenzung. Alle sprachen von einer Wiedergeburt von Keynes. Antizyklische Ausgabenpolitik des Staates wurde selbst von den marktliberalsten Ideologen befürwortet. Auch Deutschland hat seine Schulden erhöht.

    Diese wurden auch in der Gemeinschaftswährung geliehen. Die kommenden deutschen Generationen werden daran knabbern müssen.

    Ich verstehe das Argument gut, dass im Ausland geliehenes Geld für Griechenland ein ein bisschen anderer Fall ist. Doch bleibt das Geld ja in der Eurozone. Sofern es also nicht sehr schlecht angelegt ist, wird es auch der europäischen Wirtschaft nutzen.

     

    Nun müssen wir nur den Geist der europäischen Union ein wenig weiterdenken und das Problem scheint nicht mehr moralischer Natur sondern nur noch ökonomischer. Wenn die Integration weiter vorangeht, ist es im Geiste Europas relativ irrelevant, ob nun die Euros, die heute Griechenland unterstützen, von deutschstämmigen Europabürgern der nächsten Generationen reinverdient werden müssen, oder von griechischstämmigen.

    Eines steht nun scheinbar fest. Wenn wir Griechenland nicht unterstützen, wird diese Integration wohl kaum möglich sein.

     

    Und unabhängig vom Verbleib Griechenlands in der Währungsunion ist ein Ausweiten der Schere zwischen den Wohlstandsniveaus der EU-Staaten keinesfalls wünschenswert.

    Die Stabilitätsgesetze haben durchaus ihre Berechtigung und sind notwendige Richtlinien. Doch sind meiner Ansicht nach die Kollateralschäden bei Bruch der eigenen Gesetze (mit all den Glaubwürdigkeitsverlusten) geringer einzuschätzen als die Schäden durch Glaubwürdigkeitsverlust der EU als Gemeinschaft bei einem Staatsbankrott Griechenlands.

  • E
    eMCe

    Entspräche es nicht dem ursprünglichen "Europa"-Gedanken Griechenland zu retten?

    Ist das ganze Gebilde nicht initiiert worden um die Standards(technologisch, wirtschaftlich, etc.) anzupassen um Frieden und Wohlstand zu sichern?

    Also bevor die Kapitalisten das sagen hatten und die Welt die schrecken des 2. Weltkrieges und dessen Ursachen nie-wieder ausbrechen lassen wollte?

     

    Wer bei "Europa" nur EURO, Aktienkurse, Wachstumskurse und Renditen sieht hat "Europa" nicht verstanden und sollte zusehen das er in die USA kommt...

     

    Die Amis haben keine Kultur nach Europa gebracht, es waren die Griechen und es wäre der passende Augenblick sich dafür bei den Griechen mal zu bedanken.

  • W
    Wolf

    Ich würde Griechenland retten. Teurer als die HSH-Nordbank kann es doch nicht werden und das schaffen wir Hamburger Steuerzahler schon alleine.

  • D
    drui

    Man kann Griechenland retten, indem man es zum Sparen bzw. zum Steuern erheben und Korruption bekämpfen zwingt, erste Schritte dorthin wurden ja schon unternommen. Man könnte EU- Zahlungen aus Landwirtschafts- und Sozialfonds aufschieben, bis die Regierung ihre Hausaufgaben macht. Und die EZB könnte helfen, indem sie die Zinsen nicht zu schnell erhöht und Inflation bzw. Euroabwertung ein Stück weit toleriert. Die Abwertung ist ja auch gut für die Konkurrenzfähigkeit der gesamten EU, bislang wurde ständig der Dollar abgewertet und die Chinesen halten ihre Währung künstlich unten. Und die EU sollte dort auch die Kontrolle über die Statistikbehörden übernehmen.

  • L
    Ludwig

    Keinesfalls darf Geld da hinein gepumpt werden! Ein Staatsbankrott schafft es vielleicht, all die Gurkenhälse an die frische ägäische Seeluft zu befördern, Pensionsmühlsteine vom Halse der Gesellschaft zu streifen und alle Stellen neu auszuschreiben, bei neuen finanzierbaren Konditionen.

    Und es sollte genau Protokoll geführt werden, vielleicht brauchen wir die gewonnenen Erfahrungen einmal?

  • GB
    Gianna Brachetti

    Aus genau solchen Gründen ist z. B. Norwegen bisher nicht der EU beigetreten.

    Es gibt in dieser Situation nur zwei Möglichkeiten: entweder helfen sich alle EU-Mitgliedsstaaten gegenseitig - sprich, alle treten für jeden ein, also auch Irland und Co. - oder niemandem wird geholfen. Die Beitrittskonditionen waren Griechenland schon lange bekannt, sie sind in der EU gesetzlich verankert; nicht umsonst gilt EU-Recht vor dem nationalen Recht jedes Landes. Wenn das EU-Recht plötzlich für einige nicht mehr verbindlich ist, bzw. wir es umgehen, wie können wir da erwarten, dass unsere Konditionen ernst genommen werden? Wie wollen wir rechtfertigen, dass wir Griechenland helfen - Irland aber z. B. nicht?

  • M
    Martin

    Hat ein Sparkurs eigentlich jemals eine Schuldenkrise geloest? Beispiele bitte :)

  • I
    Inge

    Definitiv nicht. SSubventionen wie für die Bauern schotten den Markt ab und verhindert das andere Waren aus dem Ausland, unter anderem aus Afrika was verheerende Folgen für den Kontinent hat, in die EU kommen. Diese Betrügereien der Bauern können auch nicht unterstützt werden ebenso wie das misswirtschaften. Schaut euch an was die für Traktoren fahren und das obwohl sie die meisten Fördermittel erhalten? Selbst im Sozialismus geht sowas nicht....

  • FV
    Franz von Hahn

    Es erschliesst sich mir rationaler kein Grund, warum der Euro durch einen grichischen Staatsbankrott langfristig stark geschwaecht wird.

     

    Ein Grund waere, wenn eine Flucht aus Grichische Staatsanleihen zugunsten von Anlagen in anderen Waehrungen stattfinden wuerde. Dann wuerde offensichtlich der Wechselkurs sinken. Das Volumen der grichischen Staatsanleihen ist aber im Vergleich zum Gesamten Anleihenmarkt in Euro in der Hinsicht zu klein. Ausserdem ist eine Substitution in Euro- Anleihen anderer Emmitenten moeglich.

     

    Schwaechen wuerde es die Waehrung hingegen, wenn signalisiert wird, dass Misswirtschaft nicht sanktioniert wird sondern durch Rettungsaktionen sogar noch attraktiver wird.

    Dadurch wird Fiskalpolitik mit Kurzfristzielen anstelle von Generationengerechtigkeit attraktiver und hoehere Verschuldung ist attraktiver fuer Politiker (Wiederwahlkalkuel).

    Folglich steigt die Wahrscheinlichkeit fuer mehr Staatsschulden im Euroraum im Falle einer Rettung Griechenlands. Bei hohen Staatsschulden ueben Regierungen Druck auf Zentralbanken aus inflationaere Politik zu betreiben. Inflationaere Politik fuerhrt zu Abwertung der eigenen Waehrung und zu Ineffizienzen in der Kapitalallokation und hat unerwuenschte Umverteilungswirkungen (Geldanteil am Vermoegen in armen Haushalten hoeher).

     

    Vielleicht berut die Euro-Abwertung sogar auf dem Kalkuel, dass Griechenland gerettet wird? Oder vielleicht auf ganz anderen Ursachen? Es ist m.E. nicht sinnvoll eine Sanktionspolitik als unattraktiv hinzustellen, weil irgendwann mal eine Waehrung abgwewertet hat.

     

    Hart bleiben.

  • U
    Ullr

    Nicht Grichenland retten---Deutschland sollte in eigenem Interesse aus der EU/Euro austreten.

  • L
    Lund

    Griechenland retten? Ich bezweifel, dass das von den regierenden Parteien aller in Frege kommenden Länder gewünscht wird. Es sei denn, die Parteien sind nicht an einer Wiederwahl interessiert. Die Griechen sollten sich nicht allzu viel Hoffnung machen und anfangen zu sparen.