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Streit der WocheSchadet das Turbo-Abi den Kindern?

Mit Vollgas zur Hochschulreife und ein schnellerer Einstieg ins Arbeitsleben: Das war die Idee beim Turbo-Abi in zwölf Jahren. Doch viele Schüler leiden unter dem Leistungsdruck.

Der gleiche Stoff in weniger Zeit - das gibt Stress. Bild: dpa

Die Deutschen verbummeln zu viel Zeit in der Schule, brauchen zu lange zum Studieren und werden zu spät zu produktiven Mitgliedern der Gesellschaft, sprich: zu Steuerzahlern. Das war das bildungspolitische Problem, das 2007 mit der Einführung des Abiturs nach Klasse Zwölf, auch G8 oder Turbo-Abi genannt, gelöst werden sollte.

Bis auf Rheinland-Pfalz haben alle Bundesländer das Turbo-Abi beschlossen, bis 2016 soll die Umstellung beendet sein. Danach soll das alte, noch aus der Weimarer Republik stammende System, dass dreizehn Schuljahre bis zum Abi vorsieht, endgültig verschwunden sein.

Die Kritik am Turbo-Abi kommt von Schülern, Eltern, Lehrern. Sie bemängeln, dass der gleiche Lernstoff in kürzerer Zeit bewältigt werden müsse, dass darüber die persönliche Entwicklung zu kurz käme. Statt 30 Schulstunden pro Woche in der Schule zu sitzen, verbringen die Turbo-Abiturienten durchschnittlich 33 Schulstunden im Klassenzimmer. Die Hausaufgaben kommen noch dazu, die Schule wird zum Full-Time-Job.

Für Hobbys, Freunde und Müßiggang bleibt da weniger Zeit - weshalb viele Betroffene das alte Abi zurückwollen. In Niedersachsen werden derzeit Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt, dass das Turbo-Abi wieder kippen soll. Den derzeitigen Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz (KMK), Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU), ficht der Bürgerzorn nicht an. Im Juli sagte er: "Kein einziger möchte wieder zurück zum Abitur nach 13 Jahren."

Doch einige seiner Ministerkollegen sehen das, auch mit Blick auf die Wählerstimmen, inzwischen anders. So wurde den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg die Möglichkeit eingeräumt, wieder das Abitur nach dreizehn Jahren anzubieten. Das Turbo-Abi wird von den Landesregierungen schon in Frage gestellt, bevor es bundesweit umgesetzt ist.

Was meinen Sie: Ist das Turbo-Abi eine simple Notwendigkeit, um der globalen Konkurrenz zu trotzen? Haben Abiturienten bessere Zukunftschancen, wenn sie früher studieren und mit Anfang Zwanzig ins Berufsleben starten? Oder produziert das Turbo-Abi nur unreife Deppen, die zwischen den Prüfungen kaum Zeit für ein Leben jenseits der Schule, für soziale und politische Aktivitäten finden?

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75 Kommentare

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  • CB
    claudia Balko

    Schon am 12. Februar diess Jahres haben wir eine Petition online gestellt, die die Wiedereinführung von 13 Schuljahren an Berliner Gymnasien fordert.

    Die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre durch die Berliner Bildungspolitiker war völlig undurchdacht und in der Umsetzung irrsinnig.

    Unser Bildungssenator Herr Zöllner hat im Nachhinein bestätigt, dass g8 ein Fehler war.

    Müssen wir erst die kommenden Jahrgänge opfern und verheizen lassen, bevor wir Eltern uns stark machen für das Wohl und die Gesundheit unserer Kinder?

    Nein!

    Wir müssen jetzt etwas unternehmen und nicht warten bis Fehlentscheidungen erst nach Jahren evaluiert werden.

     

    Deshalb unterschreiben Sie bitte die Online-Petition unter folgendem Link.

     

    http://www.petitiononline.de/petition/wiedereinfuehrung-von-13-schuljahren-an-berliner-gymnasien/263

     

    Wir werden den Berliner Bildungspolitikern die gesammelten Unterschriften zeitnah vorlegen.

     

    Wenn Sie nicht online unterschreiben möchten,können Sie uns eine Email schicken mit der Bitte, Ihnen eine Unterschriftenliste zu mailen.

     

    Team@g9jetzt-berlin.de

  • TU
    The User

    „Aber das sind ja eh alles seelische Krüppel, ungebildet, völlig ohne Kreativität und Eigeninitiative[…]“

     

    Naja, so wenig Bildung, wie schon an den Gymnasien vermittelt wird, da wirds da ja wohl kaum mehr sein.

  • N
    nachgedacht

    13 Jahre Schule ist doch etwas zu lange. Meine Partnerin hat Ihr Abi nach 12 Schuljahren absolviert und ich habe nach der 10. meine zweijährige Berufsausbildung begonnen, haltet Euch fest ich musste mit 16 jahren voll arbeiten ( schon in der Lehre) und mit 17 dann im durchgängigen Schichtbereich, auch Nachtschicht und ich sage Euch ich habe es überlebt. Habe Mami und Papi nicht mit 19, 20 oder 21 noch auf der Tasche gelegen. Aber gut manche Eltern finden es toll wenn ihre Sprößlinge indem Alter noch zu Hause sind. Bis vielleicht 22 auf der Penne, danach Bund, ach nee den haben wir ja abgeschafft, guut dann studieren wir bis 30, 35, mit 40 denken wir mal vorsichtig ans Anschaffen von einem Kind,aber nur eins sonst könnte man überfordert sein, realisieren tun wir das dann aber als junges Elternpaar oder vielleicht als alleinstehende junge Mutti mit 45 Jahren.

  • CV
    carpe vitam

    Was ist eigentlich Eurer Meinung nach mit den hunderttausenden Azubis, die nach der 10 oder der neun eine Ausbildung starten?

     

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die großes Verständnis für das Gejammer der "Oberstufen"-Schüler haben bei 35 - 40 ( Zeit!!!!-) Stunden und 30 Tagen Urlaub im Jahr.

     

    Aber das sind ja eh alles seelische Krüppel, ungebildet, völlig ohne Kreativität und Eigeninitiative und gerne bereit dazu, dass Abiturienten und spätere Studenten auf sie herabgucken können.

  • TU
    The User

    @Vicky

    „[…] und natürlich für jedes Bundesland total richtige Curricula, viele genervte Eltern und nochmehr genervte und gestresste Schüler.“

     

    Weshalb soll das vom Bundesland abhängen, welches Curriculum richtig ist?

     

    @anton

    35 Wochenstunden sind doch nicht viel, wenn sie sinnvoll eingesetzt sind. 6h am Tag, damit sollte man klar kommen. Zu einer Hausaufgabenbelastung: Zumindest zu meiner Zeit war es noch so, dass man sich um den Unsinn, der dort häufiger aufgegeben wurde, weniger geschert und diesen wegrationalisiert hat. ;)

     

    @RWalle

    „Abstriche am Allgemeinbildungsauftrag möchte aber offenbar niemand machen.“

     

    Den hat man ja auch noch nie befolgt, viel abstreichen kann man da nicht mehr.

  • A
    anton

    Als Vater von 2 schulpflichtigen Kindern in Schleswig-Holstein, die beide zum Glück noch ihr Abi in 13 Jahren machen, frage ich mich, wie G8 überhaupt funktionieren kann. In der 11. muss meine große Tochter 33 Wochenstunden abreißen und ist wegen des katastrophalen Stundenplans keinen Tag vor 15:30 zu Hause. Meine kleine Tochter ist in der 9. und hat tatsächlich 35 Wochenstunden an 5 Schultagen. Beide tun mir sehr leid, denn neben täglichen Hausaufgaben gibt es Wochen- und Monatsarbeiten. Damit verbleibt für beide deutlich weniger Freizeit als sie die meisten berufstätige Erwachsene haben. Die sogenannten Ferien werden natürlich in mehreren Fächern mit umfangreichen Ferienaufgaben "versüsst".

    Wenn schon bei G9 solch ein Stress herrscht, wie sieht es denn dann bei G8 aus?

  • R
    RWalle

    Bei der Frage 12 oder 13 Schuljahre kann es m.E. angesichts weiterer ca. 5 Jahre für ein Studium plus evtl. 3 Jahre für eine Promotion (je nach Fach) bei insgesamt 20-21 Jahren für eine Ausbildung bis zur "Marktreife" doch wirklich nicht auf das eine Jahr ankommen. Junge Menschen, die eine Grundschulreife mit Lehre absolvieren, sind dann doch ca. 10 Jahre früher "produktiv". Unsere komplexe Industriegesellschaft braucht jedoch gut ausgebildete Spezialisten. Wenn ich mein Physikstudium plus Promotion und Zeit in der Forschung betrachte, fällt mir jedoch auf, dass von diesem Wissen in der Praxis ganz schön wenig abgefragt wird und vieles davon verloren gegangen ist.

     

    Bei meiner 14jährigen Tochter, die auf einem G8-Gymnasium ist, bemerke ich einen unguten Trend zum Durchziehen des Stoffs ohne Möglchkeit der Vertiefung. So bleibt vieles oberflächlich und nicht auf Dauer hängen - dies ist jedoch eine alte Geschichte und wurde leider mit G8 nicht behoben. Für einige Themen fehlt m.E. die Reife aufgrund dessen, das sie jetzt früher dran kommen. Als Eltern verbringen wir viel Zeit mit gemeinsamem Lernen - das belastet auch die Familie. Hobbys leistet sich meine Tochter so gut wie keine. Abstriche am Allgemeinbildungsauftrag möchte aber offenbar niemand machen. Ist dies die Vorbereitung aufs Dasein als Konsument und willfähriges Mitglied eines Industrielands? Liebe Mitmenschen, nehmt doch endlich mal etwas Gas weg und lasst Euch weniger von den Börsen das Tempo diktieren.

  • DZ
    Das Ziel: Philosophie statt Pathologie

    @ T_Th:

    Wenn wir hier das Problem des "Wie?" erfolgreicher Bildung diskutieren wollen, dann ist so ein..."Begriff" wie Grammar-Nazi, weil man auf falsche Grammatik hingewiesen wurde, geradezu etwas witzig, aber nicht ernstlich annehmbar.

     

    Und für die Konkurrenzhysterischen ("Aber China wächst doch!")

    Wir sollten schon dafür Sorge tragen, dass die zukünftigen Menschen, die heute und morgen noch Kinder sind, in der Lage sein werden, sich zu behaupten. Das ist ganz richtig!

     

    Allein, die Frage ist, ob wir das mit den gegenwärtigen Strategien auch tatsächlich bewirken? Wenn offenbar der Großteil der Betroffenen - Schüler, Lehrer, Eltern - und der Nichtbetroffenen - Bürger, Forschende, Intellektuelle - nicht nur den Eindruck und das Gefühl haben, sondern harte Argumente, dass das mit den gegenwärtigen Strategien nicht erreicht werden wird, weil die Menschen dann mit 18 in der Schule oder mit 21 in der Universität bereits Burn-Outs haben, weil sie dank des Drucks nur noch Inhalt, aber keine Didaktik mehr erfahren - und daher den Inhalt recht schnell wieder vergessen -, weil die Nachhilfe-Industrie und die Psychiatrischen Beratungsstellen Hochkunjunktur haben, dann halte ich es doch wohl für arg und vor allem sehr dreist vermessen, zu meinen, dass alles sei allein in der Unfähigkeit der einzelnen Schüler zu begründen! Bitteschön, was für ein bovine feces ist es denn zu sagen, die Unfähigkeit aller Nicht-Schüler - also aller Erwachsenen - im Aufbau eines adäquaten, nützlichen Bildungssystems sei nun in den Schülern zu suchen, die einfach nicht richtig in dem System aufgehen! Das ist ja gerade so, als sagte man, mit Öl versuchtes Wasser sei eben Schuld des Meeres oder mit Uran verseuchte Kriegsgebiete seien Schuld der dort lebenden Menschen!

     

    Wie kann man ein offenbar nicht mehr nur in Teilen desolates, krankheitsproduzierendes Bildungswesen auch noch loben, wenn man gleichzeitig meint, ein gutes Bildungswesen sei von hoher Relevanz? Ein gutes Bildungswesen kennzeichnet sich doch wohl mindestens dadurch, dass es eben nicht dafür sorgt, dass immer mehr daran direkt Partizipierende vor allem psychisch erkranken!

     

    Wir können unsere Kinder doch nicht für irgend einen Konkurrenzkampf opfern, den zu bestehen wir auch deshalb Probleme haben und sie Probleme haben werden, weil die jetzigen Schüler und Studenten ein Erbe erwartet, dass sie nicht selbst fabriziert haben, an dem sie sich aber gefälligst lautlos abzuarbeiten haben - Milliarden an Schulden, kaum mehr soziale Sicherheit, die Rente als Witz und nicht als Problem, Nation Praktikum-oder-HartzIV. Für diese Aussichten sollen nun also vor allem die Schüler ruhig mehr, durch ihre Umwelt namens Schule und Gesellschaft massiv mitproduzierte psychische Erkrankungen in Kauf nehmen? Für solch eine Zukunft? Das ist ja die Aufforderung zum 1-€-Job der psychischen Gesundheit. Und die soll man rücksichtslos opfern, wenn das Wichtigste die Intellikenz und Klugheit und Festigkeit sein soll? Da kann man genauso gut den Rumpf wegschleifen, damit das Schiff leichter und schneller wird - ist doch egal das es sinkt! Dann sinkt es wenigstens schneller!

     

    Man meckert auf hohem Niveau, wenn man meckert, es fehle die Motivation, die Schüler seien zu schwach usw.. Man stelle eine Zukunft in Aussicht, die es von sich aus lohnenswert macht, dass man harte Arbeit dafür in Kauf nimmt, auch als Schüler, und schon weiß niemand mehr um die Problematik des Begriffes "Motivation". Aber eben das könnt ihr Konkurrenzhysteriker/innen nicht bewerkstelligen und das ist nicht nur euer Versagen: die Zukunft so schmackhaft machen, dass man hart an seiner Klugheit arbeiten möchte. Und ihr könnt das nicht, weil es eben gar nicht mehr die harte Arbeit an der eiggenen Klugheit ist, die so viel Wert hat, das Denken und Dichten - sondern die Folgsamkeit noch durch die dümmste Reform hindurch und die Folgsamkeit bis ins hohe Lebensalter, ohne Murren, das Ignorieren des eigenen Erkrankens, das bedenkenlose Hinnehmen der Selbstdestruktion als Schüler und der Destruktion der Schüler durch Lehrer, Eltern, Bürger.

     

    Wie gut ich es angesichts dessen finde, dass die Schüler, Lehrer, Eltern, Bürger, Forscher, Intellektuellen zunehmend dagegen widerständig sind, denn wie schlimm wäre es, wären sie es angesichts der Gegenwart nicht!

     

    Den Apologeten des Gegenwärtigen kann man nur noch zu rufen: lest Adorno, sucht in Amazon oder sonstwo nach "Erziehung zur Mündigkeit"! Verschlingt dieses Buch!

    Und: Wer nicht bereit ist, über Elend und Krankheit zu reden, der soll von Konkurrenz schweigen.

     

    T.W.

  • ML
    Malte Lutz

    Nein, für einen „unreife[n] Deppen“ halte ich mich nicht. Die meisten meiner Mitschüler übrigens auch nicht. Etwa die Hälfte davon stammt sowieso aus dem letzten G9-Jahrgang und ich bin nach dem ersten Jahr der Kursstufe überrascht, wie wenig man davon bemerkt. Nur hat der Vergleich einen Produktionsfehler: Zeitgleich mit der Begrenzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre wurde der veraltete Lehrplan inhaltlich renoviert. Erst durch zum Teil überfällige Korrekturen, das heißt, wiederum teilweise, das Wegstreichen von Themen, die ab dem Doppeljahrgang sowieso nicht mehr abiturrelevant sind, wurde es möglich, den vermeintlich selben Stoff in acht Jahren zu vermitteln. In dieser Hinsicht schadet G8 nicht gegenüber dem bisherigen Schulsystem, sondern gegenüber einem inhaltlich reformierten, aber ungekürzten, das die eigentliche Alternative zu G8 gewesen wäre. Prägnanter als der Wissens- und Kompetenzstand des G8-Zuges ist sowieso, wie es dazu kam. Störend war für mich weniger der Leistungsdruck (Die Alternative habe ich nie erlebt, weiß aber aus sicherer Quelle, dass ab und an auch die Teilnehmer des G9-Zuges arbeiten mussten, um nicht ins G10 abzurutschen.) als die Tatsache, dass die gar nicht so unerträgliche Zeit auf dem Gymnasium eines Jahres beraubt wurde: Des Jahres etwa, durch das noch in der Elften ein Auslandsjahr möglich war oder auch dessen, durch das man einfach noch einige Monate länger Schüler sein konnte.

    Was natürlich Luxusprobleme sind.

  • T
    Toby

    Die Frage nach zwölf oder dreizehn Jahren ist eine ökonomische Frage. Wessen Erziehung und Bildung nach ökonomischen Kriterien gestaltet wird, der hat schon verloren.

  • TU
    The User

    @der finne sein kater

    „Meine Erfahrungen in der Lehre an einer Berliner Massen-Uni haben mir gezeigt, dass schon das geraffte Bachelor-Studium bei vielen Studenten zu burnout-artigen Symptomen führte.“

     

    In wie fern gerafft? Der Bachelor hat ja gar nicht den Anspruch, das Diplom zu ersetzen, in vielen Fächern macht auch nahezu jeder den Master. Die Aufteilung erlaubt immerhin ein wenig mehr Flexibilität mit Fächer- und Universitätswechseln, auch wenn das natürlich in der Praxis immer noch problematisch ist. Zudem kann sich prinzipiell jeder Student so viel Zeit lassen, wie er will, er kann drei Veranstaltungen oder aber fünfzehn im Semester belegen – auch im Bachelor. Zumindest solange seltsame Anwesenheitspflichten, Zwischenprüfungen, Zulassungsbeschränkungen etc. nicht überhand nehmen. Gut, Freiheit mag wirklich abgenommen haben durch eine höhere Zahl von Pflichtveranstaltungen, mit Sicherheit mehr als bei einem Magister-Studium.

     

    „Wo früher noch das eigenständige Forschen im Vordergrund stand, wird heute gepaukt und geprüft bis sich die Balken biegen.“

     

    Was soll bitte ein Bachelorstudent im dritten Semester großartiges erforschen – auch noch eigenständig? Im Diplom gab es ja nunmal auch Prüfungen, dann zwar eher zum Ende des Studiums, aber eine Prüfung direkt in Anschluss an eine Veranstaltung macht es doch sogar für viele einfacher, die dann nicht Jahre aufarbeiten müssen.

     

    „Hinzu kommt, dass immer mehr aus eigener Tasche gezahlt werden muss, sodass die meisten Studenten nebenher noch arbeiten müssen, um überhaupt an der Lehre teilhaben zu können.“

     

    Es gibt Bafög und Stipendien und das Elternhaus. Selbst dort, wo es Studiengebühren gibt, sind sie nicht übermäßig hoch. Mir sind kaum Fälle von Studenten bekannt, die wirklich ernsthaft arbeiten müssen, also über eine Hiwi/Tutor-Stelle hinausgehend.

  • TU
    The User

    @Marcus

    „unabhängig von Vertifungen Grundlagen in den Naturwissenschaften und Literatur wieder vermittelt werden.“

    Das kommt leider viel zu kurz. In den Naturwissenschaften habe ich es so wahrgenommen, dass es erst in der Oberstufe wirklich los ging, vorher wurde da mehr rumgespielt, ohne die Essenz von Naturwissenschaftlichkeit und zentrale Vorstellungen zu vermitteln. Schade, wenn man dann nur eine Naturwissenschaft machen darf in der Oberstufe, bzw. sich freiwillig dazu entscheiden kann, ohne dass in den Vorjahren viel rübergekommen wäre.

     

    In den Fremdsprachen sieht es so aus, dass man sich in aller Regel rein an der Oberfläche bewegt, Vokabeln und Grammatik lernt, und wenn man dann fortgeschritten ist, fängt man nicht an über Literatur ernsthaft zu diskutieren oder selbst zu schreiben, statt dessen folgt die Vertiefung formaler Aspekte. Im Deutschunterricht stehen die Chancen vllt. etwas besser, aber das ist natürlich stark lehrerabhängig.

  • R
    Reutlinger

    Ich kann den Kommentar von the User nur unterschreiben, denn er spricht mir aus dem Herzen.

     

    Unsere Schule bildet eigentlich Fachidieonten aus, und nicht mündige Bürger. Wir Lernen wie er sagte nur Methodische Fächer, aber nicht wirklich Künstlerische oder Geisteswissenschaftliche. Meine Cousine hat Lehramt Studiert und sich beschwert dass sie in Deutsch die selbe Bücherliste hat wie Ihre Tante vor 35 Jahren. Moderne Literatur nach ca. 1980 wird überhaupt nicht thematisiert, auch wenn sie sehr interessante Ansätze und Themen hat. Moderne Genres wie Science Fiction oder Fantasy werden nicht beleuchtet oder Ihre Motivationen Diskutiert, auch wenn gerade ScFi oft eine Gesellschaftskritik in anderem Gewande ist.

     

    Fotografie wird nicht Thematisiert, auch wenn es eine etablierte Kunstform ist, ein Kunsthandwerk im Klassischen und positiven Sinn. Es gibt kein Debattieren im Lehrplan. Aber gerade das ist wichtig und wenn man nicht gerade einen Engagierten Lehrer hat ist man da aufgeschmissen. Gerade in Gemeinschaftskunde kommen selten aktuelle Politische Themen auf den Tisch obwohl gerade dies wichtig ist.

     

    Zum Thema Computer und Internet............es gibt dort zu wenig Junge Lehrer, nein ich möchte nicht die Alten Diskriminieren aber es ist schon komisch und im Endeffekt nicht gut wenn die Schüler mehr als die Lehrer wissen und die Lehrer es nicht akzeptieren können. Der Unterricht in diesem Bereich ist larri-farri und vermittelt Grundkenntnisse die eigentlich jeder Jugendliche hat, das Maschinenschreiben mal ausgenommen, auch wenn das Fach tödlich nervt. ;) Weitergehend gibt es kaum Fächer, wie wirkliches Programmieren auserhalb von darauf ausgerichteten Schulen. Gerade beim Programmieren wird auch kaum die Künstlerische Seite bedacht, z.B. Spiele programmieren, mittels eines Spiels oder eines Programms einen Film drehen. Dieses Machinima drehen kann man auch als Basis nehmen bevor man einen Film in der Realität dreht, denn es ist wesentlich weniger aufwändig und vom Kostenpunkt her günstiger. Naja und es ist einfacher eine Idee umzusetzen, weil man nicht erst Kulissen bauen muss oder anderes. Die Aufgabenstellung muss aber offen sein und nicht vom Lehrer vorgeben, zumindest wenn es nicht um die Vermittlung von den Notwendigen Grundkenntnissen geht.

     

    Die Schule muss ein Hort für Kreativität und Bildung werden, und ja das wird Teuer, aber es wird viel Teuerer wenn wir es nicht tun.

     

    Jep, Samira, "Empört Euch!"

    Wir haben noch viel zu tun, Stuttgart war erst der Anfang.

     

    P.S. Ich gehe ins abengymi und bin davor in die Hauptschule, dann in die Wirtschaftsschule und ins Berufskolleg Wirtschaftsinformatik gegangen. Ich hab also einige Schulformen und Lehrer erlebt, die schlechten, wie die Guten, darunter sehr, sehr gute!

  • LW
    lars willen

    alles dummfug-damit soll nur das gute leben das wir führen gerechtfertigt werden.ergo turbo abi schadet nicht

  • N
    Nicolas

    Selbstverständlich ist das G8 schädlich für die Kinder. Ich bin Lehramtsstudent und auch von Seiten der Universität, der Professoren, doch auch von den Lehrerinnen und Lehrern wird das G8 als Schande betrachtet. Und nicht nur das: ebenso das Bachelorstudium, das in etwa zur selben Zeit eingeführt wurde. Dazu kommt auch noch der Wegfall des Wehr/Zivildienstes. In der Universität sieht man plötzlich 17 Jährige Jugendliche. Glauben sie ernsthaft, dass diese ausreichend auf ein selbstständiges Leben in einer fremden Stadt vorbereitet sind? Mit 20 Jahren haben sie einen Studienabschluss in der Hand und sollen dann eine leitende Position in einem Unternehmen einnehmen? Was stellt sich die Politik vor?

    Ich kenne junge Menschen im Alter von 25 Jahren, die bereits an einem Burnout-Syndrom leiden.

    Oder schauen sie sich doch einmal die Mitgliederzahlen in Sportvereinen an. Die Kinder und Jugendlichen haben keine Zeit mehr und werden zu nicht selbstständig denkenden Leistungssklaven getrimmt.

     

    Immanuel Kant oder Adorno würden sich im Grabe herumdrehen.

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"

    In der heutigen Bildungspolitik wird genau das Gegenteil erreicht. Es wird blindes Gehorsam und bedingunslose Leistungsbereitschaft gefordert.

  • T
    tony_ali@gmx.de

    Zur Erläuterung an Wenstruba:

     

    Das zwölfjährige Abitur in Sachsen und Thüringen bestand auch über die DDR hinaus. Ich kann im gesamten Diskussionsverlauf keine Lobpreisung damaliger Systeme erkennen!?

  • M
    Möwe

    Ich komme aus Thüringen. Dort habe ich mit 18 mein Abitur mit der Note 1,6 gemacht, und mit 21 war ich mit dem Bachelor fertig. Jetzt, mit 23, arbeite ich an meiner Masterarbeit.

    Nun bin ich weder traumatisiert noch drogensüchtig. Ich habe und hatte immer genug Freizeit und Freunde.

     

    Aber vermutlich will das keiner hören - schließlich "weiß ja jeder" dass ein Abi in 12 Jahren und der Bachelor in 3 Jahren ganz böse und schlimm sind.

  • T
    T_Th

    @Thomas:

    Grammar-Nazi.

     

    Nichtsdestoweniger ist das doch eigentlich alles Geheule auf hohem Niveau. Anstatt sich über sowas Gedanken zu machen, finde ich Auswüchse wie die neue Schrift für Grundschüler und das eigenbrötlerische der Länder viel Schlimmer als wenn ein Wohlstandskind ne Stunde länger zur Schule muss. führen wir doch gleich Ganztagsschulen ein, dann brauchen wir uns auch keine Sorgen mehr machen, das die Jugendlichen nur pöbelnd und saufend durch die Städte ziehen.

  • TU
    The User

    Entscheidend ist nicht, ob 12 oder 13 Jahre in der Schule verbracht werden – drei Wochenstunden mehr sind letztlich irrelevant für die Freizeitgestaltung. Entscheidend ist, ob die Schule ihren Auftrag darin sieht, wirtschaftliche Forderungen umzusetzen, oder aber Bildung und ein umfassendes Weltbild zu vermitteln. Der Schlüssel liegt in Unterrichtskonzepten und Lehrplänen, auf diese braucht sich aber die hiesige Gymnasialausbildung unabhängig von ihrer Dauer nichts einzubilden. Von moderner Literatur, Physik, Logik, Biologie oder Kunst wird in der Schule wenig vermittelt – „Methodik statt Bildung“ lautet die Devise, folglich lieber das lehren, was die Grundlage für ein Ingenieursstudium bilden könnte. Für Diskurs und eigenständiges Denken bleiben keine Zeit zwischen rein formaler Textanalyse und Rechnen, Ausnahmen schaffen nur wenige überzeugte Lehrer. Schule muss individueller werden durch individuelle Differenzierung statt Dreiklassensystem, sie muss alle Anstrengungen auf die Vermittlung einer umfassenden Grundbildung richten, die durch auf Freiwilligkeit basierende weiterführende Veranstaltungen ergänzt wird, Diskussionen (insbesondere auch gesellschaftliche) müssen in der Schule geführt werden, und vor allem muss sie den Zwang nehmen, denn dieser wird bei Widerwillen das Scheitern der Vermittlung von Bildung zur Folge haben, die Schule muss die Freiheit lassen, sich eigenständig persönlich zu entwickeln, sowohl in der Schule als auch außerhalb. Wenn Anstrengungen in diese Richtungen unternommen werden, kann man darüber reden, eine wie lange Schulzeit sinnvoll ist. Doch über Bildung redet in der Bildungspolitik leider niemand, es geht um Wirtschaft und Steuern, und die ein klein wenig weiter schauenden berücksichtigen den durchs Schulsystem verursachten sozialen Ausschluss und versuchen für eine stäkere Integration der Betroffenen zu sorgen – in das vermeintliche Bildungssystem und somit letztlich in die Ökonomie. Wie so manche Entscheidung war die Verkürzung auf 12 Jahre wirtschaftlich motiviert und hat Probleme verschärft, eine Dauer von 12 Jahren ist jedoch nicht a priori falsch, ein auf 12 Jahre ausgelegtes und nicht durch Kompression und Wegschneiden entstandenes System, wie es in anderen Ländern praktiziert wird, muss nicht schlechter sein.

  • M
    Marcus

    Meiner meinung nach ist es eher eine Frage was in der Zweit Vermittelt wird. Wenn ich an mich selbst denke hatte ich in den letzten beiden Jarhen zwischen 39 und 41 Wochenstunden(a 45 min) und es war auch kein echtes Problem. Dies lag im übrigen daran das ich es als Unvorteilhat entfand nur eine Naturwissenschaft zu vertifen und auf grundlegende Wirtschaftskentnisse zu verzichten, eine Einstellung die ich im Studium nicht bereut habe. Weiterhin ist der Anspruch an intensives Lernen auch eine gute Vorbereitung auf Studium oder Arbeit. Die aktuell geforderten Kurse in 12 Jahren zu schaffen ist wirklich kein großes ding, es bringt eher den Forteil das man später nicht so sehr mit der anpassung an neue noch Arbeitsintensivere Umgebungen überfodert wird. Wobei die 12 Jahre ja so oder so ein Euphorismus sind da im endefeckt die oberstufe von 3 auf 2 Jahre gekürtzt wird also nicht der stoff von 13 Jahren in 12 absolviert wird sondern der von 3 in 2. Was mir viel wichtiger erscheint ist das viele aspeckte einer klassische Bildung abhanden kommen. So ist es teilweise möglich das Abitur ohne Naturwissenschaften (außer Ma) zu ereichen. Wenn man schon über 13 Jahre abitur will solte die Zeit auch genutzt werden in dem zum Beispiel eine 3. Frendsprache verflichtend ist und unabhängig von Vertifungen Grundlagen in den Naturwissenschaften und Literatur wieder vermittelt werden.

  • W
    Wenstruba

    @Abi Thur

     

    1. War das Abi im MA genauso gut, wie heute?

     

    2. Immer und nie, stimmt fast immer nie.

     

    3. Ist die DDR bankrott und kein gutes Beispiel und zwar für IMMER und wir haben hoffentlich NIE wieder ein System, des Verrats, wie das, das sie hier loben!

  • AT
    abby thur

    In Thüringen hatten wir schon immer dieses "Turbo-Abitur" und es hat keinem geschadet. Bis auf denen,die keinen Bock auf Schule hatten.

  • DF
    der finne sein kater

    Meine Erfahrungen in der Lehre an einer Berliner Massen-Uni haben mir gezeigt, dass schon das geraffte Bachelor-Studium bei vielen Studenten zu burnout-artigen Symptomen führte. Wo früher noch das eigenständige Forschen im Vordergrund stand, wird heute gepaukt und geprüft bis sich die Balken biegen. Hinzu kommt, dass immer mehr aus eigener Tasche gezahlt werden muss, sodass die meisten Studenten nebenher noch arbeiten müssen, um überhaupt an der Lehre teilhaben zu können.

     

    Jetzt kommen also noch die Turbo-Abiturienten dazu. Meine Sorge ist, dass wir in eine Zukunft ausgebrannter 21jähriger steuern, die nur durch den Gebrauch von Power-Pillen am hart umkämpften Arbeitsmarkt bestehen können.

  • E
    Eva

    Statt die Oberstufe zu straffen, könnte man meiner Meinung nach Klasse 1 und 2 zusammenschmeißen und jedes Kind braucht eben so lange wie es braucht. Entweder ein Jahr oder zwei. Manche Kinder können ja bereits lesen, wenn sie in die Schule kommen, andere nicht. Im Übrigen braucht nicht jeder Mensch Abitur, das wertet den Realschulabschluss doch ab. Um die Produktion von Lerndeppen zu vermeiden, muss man ganz anders rangehen. Das hat mit der in der Schule verbrachten Zeit glaube ich wenig zu tun. Eher mit dem diffusen und universalen Leistungsdruck, der durch die massiven Stellenstreichungen im vergangenen Jahrzehnt produziert wurde. Zudem wird man als Berufseinsteiger oft erstmal als Praktikant eingestellt, egal wie alt man ist. Wenn man statt Praktikumsentschädigungen gleich ein richtiges Gehalt bekommt, ist man ebenfalls schneller ein "wertvolles" Mitglied der Gesellschaft. Und welchen Vorteil hat das individuelle Kind, wenn alle Kinder ein Jahr früher Abi machen? Früher galt die Ausbildung in Deutschland als vielleicht lange, aber gut. Wollen wir lieber schnell und schlecht?

  • WB
    Wolfgang Banse

    Augenmaß verloren

    Bildungspolitiker haben das Augenmaß verloren,im Bezug auf die Einführung des Turbo-Abiturs,nach G8.

    Immer wieder wird die Rechnung auf den Schultern der Kinder und jugendlichen und deren Eltern ausgetragen.Mit der Einführung des Turbo-Abiturs wird der Schulstress für beiden Seiten,Schüler und lehrer noch größer.das Wissen ,welches vermittelt werden muss,muss in einer kürzeren Zeit vermittelt werden,als vorher.

    Die reformierte oberstufe ist seit ihrer Einführung immer wieder reformiert wurden.

    Zu viele Experimentre im Bildungssystem,hier das Abitur tut keinen gut,weder Lernenden noch Eehrenden.

    Schüler-und Elternwille hätten per Urabstimmung darüber befinden sollen,ob das Turbo-Abitur eingeführt werden sollte.

    Basisdemokratie sollte auch im Bildungssystem erkenn-und erfahrbar werden.

  • T
    Tony

    Ein weiteres Potential in der Kürzung von 13 auf 12 Jahre: Mehr Lehrer für weniger Klassen!

     

    Das könnte man zur Bildung kleinerer Klassen nutzen - in jeglicher Hinsicht ein Vorteil!

     

    Leider traue ich keiner derzeitigen Landesregierung zu, dieses Potential in die Tat umzusetzen. Statt dessen werden wohl allerorts "eingesparte" Stellen gekürzt.

  • V
    Vicky

    Als Mutter zweier Kinder, die aufgrund privater Konstellationen in zwei verschiedenen Bundesländern zur Schule gehen müssen, staune ich immer wieder über die Unfähigkeit des bundesrepublikanischen-Standard- Bildungssystems:

    Wir haben 16 Bundesländer, 16 Kultusminister, darunter auch einen unter Plagiatsverdacht stehenden, 16 sehr verschiedene und natürlich für jedes Bundesland total richtige Curricula, viele genervte Eltern und nochmehr genervte und gestresste Schüler.

    Zieht man in Zeiten globalisierter Arbeitsmärkte auch nur von einem Bundesland in das andere kann es passieren, dass Kinder Klassen wiederholen müssen, weil Bedingungsfaktoren nicht übereinstimmen oder Sprachen nicht passen.

    Ich beantrage 15 Kultusminister zu entlassen, die Schulbehörden radikal zu verschlanken, den Schulen mehr Geld und gleichzeitig mehr Kompetenzen zu geben, das damit eingesparte Geld direkt den Schulen zur Verfügung zu stellen für moderne Medien, Räume und Projekte.

    Jede Schule und damit alle daran beteiligten Personen sollten selber entscheiden, Wann welches Kind welchen Schulabschluss erwerben kann. Was spricht dagegen alle Kinder in eine Schule gehen zu lassen, sie dort individuell zu beschulen und damit

    der Gesellschaft zu helfen, sich in eine vielfältige und breitgefächerte moderne Menschheit in Deutschland zu verwandeln, in der wir gerne alle sehr unterschiedlich aber doch gerne leben.

    Vielleicht erlebe ich ja noch in meinem Leben, das so viel Geld, wie es zur Bankenrettung oder zur Rettung maroder Staaten gesteckt worden ist, in das deutsche Schul-und Bildungssystem fliessen könnte...

    Das wäre das Paradies! Unsere Schule wären lebendige, bunte treibhäuser der Zukunft und nicht länger eiserner Verwalter alter Zöpfe...

  • CS
    Calpo Salmrohr

    Ein besonders hässliches Phänomen unserer sozial kastrierten Highspeed-Technokratie. Nach Turbo-Abi kommt das Turbo-Studium, an dessen Ende reihenweise Burn-Out-Patienten mit Bachelorabschluss stehen. Besser ausgebildet als ihre Vorgänger mit 13 Jahren Schule und Magisterstudium sind sie nicht, bloß alltagsuntauglicher und psychisch labiler. Hier in Mainz hat die Psychotherapeutische Beratungsstelle auf dem Unicampus jüngst zwei weitere Räume zugesprochen bekommen, die Nachfrage der Studenten steigt seit Jahren permanent: Depressionen, Versagensangst, Prüfungsangst, Burn-Out.

     

    Das Bildungswesen wurde in den letzten Jahren sukzessive zum Zuchtviehbetrieb umfunktioniert - wem das eigentlich dient, weiß niemand so genau, sicher auch nicht unsere chronisch mit allem zufriedene Bundesbildungsministerin. Schülern und Studenten wird von allen Seiten - Bildungseinrichtungen, Elternhaus, Medien, ja der ganzen Gesellschaft - vermittelt, dass sie mitziehen müssen. Glückliches Leben oder Unterschicht, das ist die Botschaft. Konkurrenzkampf von Kindesbeinen an, wie im richtigen Leben ohne Regeln und Schiedsrichter: Die vorweg finanziell am besten gerüsteten Ellbogenegoisten gewinnen.

  • EU
    Effizienz und Fortschritt

    Kunst und Musik komplett streichen.

    Statt Sport nur noch Fitnessunterricht an Geräten mit Monitoren, so daß während dem Joggen noch das anstehende Referat über "Marketing und PR" gegoogelt werden kann.

    Religion und Ethik ersetzem durch Excel-Unterricht.

    Statt Tafeln 3-D Brillen, statt Pädagogen Bankkaufleute aus der mittleren Managementebene und statt Zeugnissen Updates auf Chip-Implantate.

    Es muss dringend mehr getan werden, damit aus unseren Kindern schnellstmöglich gläserne Arbeitsroboter werden und die totale Klassengesellschaft (Erb-"Leaders" oben und "Serfs" unten) für alle Zukunft gesichert ist.

  • F
    franzi

    Also ich hab in Sachsen mein Abitur gemacht und kenne somit nur das Schulsystem mit 12 Jahren.

    In der Zeit hatte ich neben Schule und Hausaufgaben immer noch genug Zeit für Hobbys und Freunde.

    Ich versteh somit nicht die Probleme, die geschildert werden, dass die Schüler gestresst sind oder dergleichen.

    Zur Zeit mach ich mein Studium und bin da froh noch Diplom zu machen. Da hat man viel mehr die Möglichkeit sich selbst zu finden. Das Bachelor-System lehne ich komplett ab, da hier die Studenten wirklich unnötig unter Stress gesetzt werden und somit keine Zeit mehr bleibt für ausserstudentische Angelegenheiten wie Fachschaftsrat oder Stura.

  • T
    Tilia

    Wenn ich mir im Bekanntenkreis so anschaue, wer da über das G8 schimpft und meint, den Kindern würde da zuviel Leistungsdruck und zu wenig Kindsein zugemutet, so sind das leider meist die Eltern, bei deren Kindern schon seit Geburt der komplette Lebensweg inkl. Abitur, Studium und Promotion feststeht. Da wird ein Drittklässler in den Ferien ins Lerncamp geschickt, damit die drohende Realschulempfehlung auch ja abgewendet werden kann und wenn sie dann doch ausgesprochen wird, kommt das Kind natürlich trotzdem aufs Gymnasium. Der Leistungsdruck kommt in erster Linie aus dem Elternhaus und nicht aus der Schule, daher ist es eigentlich egal, ob das Abi nach 12 oder 13 Jahren kommt. Viel sinnvoller wäre es, die Frage nach dem Schulabschluss möglichst weit nach hinten zu verlagern - wenn alle z.B. bis zur 9. Klasse die selbe Schule besuchen würden, dann wäre der Druck, unbedingt das Abitur zu erreichen zumindest von den Grundschulkindern genommen.

  • K
    Karsten

    "Oh Gott: Leistungsdruck" für Abiturienten. Wo kommen wir denn da hin?

     

    Ich möchte mal wissen, wie diese Generation im vereinigten Europa und im globalen Wettbewerb mit China und Indien bestehen soll, wenn sie nicht in jungen Jahren lernt mit Leistungsdruck ERFOLGREICH umzugehen.

     

    Ich habe in Dresden studiert und freue mich das die "hellen" Sachsen" die besten im Leistungstest sind. Dort werden solche Diskurse nur mit Kopfschütteln gesehen. "Wo soll es denn herkommen?"

  • Y
    yiöclx

    Turbo-Abi? Die international üblichen 12 Jahre sind nur dann ein Turbo-Abi, wenn die übrigen Bedingungen nicht stimmen.

     

    Konkurrenzdenken und Verinnerlichung der Selbstausbeutungsdoktrin als schädlich zu bezeichnen, ist völlig richtig, jedoch sehe ich die Schulfrage unabhängig davon.

     

    Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schaden enorm. Mit der Schule nicht zu Potte zu kommen, ist aber allermeistens falsch und keine Lösung. Sitzt nicht dröge rum, lebt und macht etwas! Es muß ja kein sinnentleertes, durchökonomisiertes Leben sein. Zugegeben schwierig, doch nach zuvielen Schuljahren zu versauern macht's nicht besser.

     

    Lernen geht auch aus intrinsischer Motivation, ohne das idiotische Wettbewerbsdenken und ohne kontraproduktiven Leistungsdruck. Allerdings müßte diese bei jedem Einzelnen in angemessenem Maße gefördert werden. Auch Fordern muß möglich sein. Herunterschrauben im Bedarfsfall, nicht vorsorglich, doch da sieht man schon das Problem: es ist schwer, mit der kohortenweisen Abfertigung etwas zu ändern, mangels Lehrpersonals.

     

    Das zweite Hauptproblem ist sozialer Natur: nehmen wir als zentrales Beispiel die allgemein vorherrschende (und propagierte???) Konsumhaltung. Effekte wie eine sich gegenseitig in passive Denk- und Verhaltensmuster herunterziehende oder -drückende Altersgruppe ("Streber, Streber!") müßten unterbunden werden bzw. dürften nicht normal sein, das hilft niemandem und hat schon so Manchen ebenso gründlich kaputtgemacht, wie unpassende Anforderungen in der Schule es vermögen.

     

    Natürlich müßte das System dabei durchlässiger und weniger starr sein, um eine sinnvolle Schulzeit zu versprechen.

     

    Das ist freilich alles völlig unrealistisch.

     

    Mein Credo jedenfalls: Lieber früher rein ins "richtige Leben", da gibt's hoffentlich die Gelegenheit, sich und das, was man eigentlich machen will, zu entdecken und zu verwirklichen. Erwachsen die Schulbank zu drücken sollte nicht der Normalfall sein.

  • PP
    Paul Pretzsch

    Das angesprochene Thema kann nicht nur mit der Frage: "12 oder 13 Jahre?" diskutiert werden, da Entwicklungs- und Lernprozesse nicht im Gleichschritt absolviert werden. Nähme man diese schon sehr lange bekannte Weisheit der Pädagogik wirklich ernst, würde einem auffallen, dass es nicht nur auf die zur Verfügung stehende Zeit ankommt.

    Deshalb handelt es sich hier um eine Pseudodiskussion im Konjuktiv, die die wirklich relevanten Faktoren vernachlässigt. Z.B.: Ist Individuelle Förderung bereits in vielen Schulgesetzen verankert aber die Umsetzung???? --> Empört euch!

  • EW
    Eckart W.

    Das, was derzeit im Bildungswesen passiert, ist die reine Katastrophe. Was Kinder und Jugendliche brauchen, ist Ruhe, Verständnis und unterstützend-motivierendes Anregen, sodass der Nachwuchs Freunde am Lernen und den Hunger auf Wissen von innen heraus entwickelt. Ich bin niedergelassener Psychotherapeut und Vater von vier Kindern und kann aus diesem Zusammenhang nur sagen, wie schädlich der Druck und die Verdichtung für die seelische Entwicklung junger Menschen ist, wie dies gerade erfolgt. Hinzu kommt, dass natürlich die Lehrer (und hier natürlich gerade diejenigen, die an Gymnasien unterrichten) auch nicht mehr das darstellen, was man sich von Lehrern erhofft. Die sind durch die ständigen Veränderungen, durch unnötige Bürokratie, durch übergroße Klassen auch sehr belastet. Hinzu kommt, dass sie nicht gelernt haben, wie man Kindern den Lernstoff beibringt (also Schwerpunkt Didaktik), sondern sie studieren Fächer und deren hochgestochene Inhalte, statt sich im Studium anzueignen, wie man unterrichtet.

    Was ich auch ganz schlimm finde, ist noch, dass die Kinder aufgrund der hohen Schulbelastung in ihren "Schularbeitswochen", die oft an 60 Stunden heranreichen, kaum noch Zeit haben, um sich irgendwelchen Hobbys zu widmen. Und dabei wäre es gerade wichtig, viel Zeit in Sport, Bewegung oder auch soziales Engagement zu investieren, um zu gesunden, leistungsstarken Menschen heranzuwachsen. Wie gesagt: wir steuern durch die Entscheidungen, die die Politiker im Bildungsbereich getroffen haben, noch schneller auf eine soziale, gesundheitliche Katastrophe zu!

  • S
    Stahl

    Die Situation müsste jetzt ganz neu überdacht werden. Jetzt, nach dem Wegfall der Wehrpflicht, wird soviel an Monaten gutgemacht, dass alte Argumente nicht mehr zählen und greifen.

    Erspart unseren Kindern den Stress der Arbeitswelt, der noch früh genug auf sie zukommt und zermürbt. Lieber in Ruhe lernen, soziale Kompetenzen ausbauen und Lernstoff vertiefen!!!

  • T
    tony

    Davon war ich als, ebenso, sächsischer Schüler aber weit entfernt. Das Abitur innerhalb von 12 Jahren zu absolvieren kam mir weder stressig noch schädigend hinsichtlich meiner freien Entfaltung als Jugendlicher vor - Freizeit gab es noch immer genug.

    Angemerkt sei: ich war kein überdurchschnittlich Lernender oder Verstehender Schüler (nicht dass der Gedanke aufkommt, ich betrachte die Thematik aus einem eigenen, elitären Standpunkt).

     

    Auch qualitativ steht das 12-Jahresabitur dem 13jährigen in nichts nach. (Ausführliche Studien belegen dies)

     

    Ich würde nicht nur behaupten, dass das 13. Schuljahr überflüssig ist. Ich würde noch weitergehen und hinterfragen, ob enge und (relativ!) bevormundende Strukturen des Schulsystems einem 19jährigen nicht ein Jahr zur "freien Entfaltung", Entwicklung von Mündig- und Selbstständigkeit rauben?

     

    Ich jedenfalls wusste die Schule zu schätzen, war nach der 12. Klasse aber auch froh mein Leben endlich selbstbestimmter zu gestalten.

     

    Das "gewonnene" Jahr (durch Wegfall der Wehrpflicht eigentlich sogar zwei) muss ja nicht sofort in das Studium investiert werden. Schule vermittelt keinen Bezug zur Berufsrealität. Ein Praxisjahr in der Wirtschaft, FSJ, kultureller Austausch wären effiziente Alternativen - natürlich mit einem Haken: sie sind zum Teil abhängig von der Möglichkeit und Bereitschaft finanzieller Förderung durch Dritte (zumindest Auslandsaufenthalte oder unbezahlte Praktika).

     

    Förderprogramme in Kooperation mit der Wirtschaft wären auf lange Sicht attraktiv. Abiturienten können ihre Stärken in der Praxis finden, verlieren die vielbeobachtete Berührungsangst zu Natur- und Ingenieurswissenschaften und erlangen ein breitgefächertes Vorstellungsvermögen von "Mäglichkeiten" verschiedener akademischer Laufbahnen. Zudem wird eine anschauliche Basis für theoretische, oft abstrakte Inhalte in der universitären Ausbildung geschaffen.

     

    Soweit meine Meinung zur Thematik.

     

     

    MfG

     

     

    Tony

  • WS
    Wendula Strube

    Mein Abi habe ich in der Erwachsenen Bildung machen dürfen, dafür bin ich der Republik sehr dankbar. Hatte ich es doch meiner Mutter zu verdanken, dass ich es leider nicht in der regulären Schule machen durfte. Damals dachte ich, dass 2 1/2 Jahre völlig ausgereicht hätten, drei Jahre waren ein halbes Jahr zu viel. Aber den Jugendlichen, ein volles Jahr zu streichen, finde ich übertrieben und grenzt an Zynismus. Gerade diejenigen, die die 12 Jahre einführten, waren allesamt Langzeitstudenten der Bundesrepublik. Depressionen, Burnout und Süchte sind für die Nachfolgegeneration der Praktikanten, vorprogramiert.

     

    Empört euch!

  • LS
    Leo Stern

    Zwölf Jahre Schule und dann ab ins Berufsleben? Als was? Praktikant, was denn sonst. Neun Jahre Schule und drei Jahre Lehre hilft ungemein gegen Jugendarbeitslosigkeit. Aber Hauptsache "unser Kind hat Abi".

  • FS
    Friedo Stucke

    Ein Jahr mehr oder weniger Schule geht doch am Problem vorbei. Die Bildung in der BRD reicht nicht aus. Vor 11 Jahren wurde die Green Card für IT-Spezialisten eingeführt obwohl zig Millionen Arbeitslose da sind. Auf der einen Seite wirbt man für Ausländische Fachkräfte und auf der anderen Seite will man Migranten abschieben. Gescheiter wäre es gewesen so große Anstrengungen zu unternehmen damit heute zumindest der Fachkräftemangel passé wäre. Doch die Politik hat nichts getan. Statt dessen debattieren wir über diese kleinen Randthemen. Das ganze Bildungssystem muss den Anforderungen angepasst werden. Und dann ist es eine kleine Entscheidung am Rande wie lange man zur Schule geht wenn der gesamte andere Rest stimmt.

  • M
    marv_k

    Vorweg erstmal meine Zustimmung an den Kommentar von samira.

     

    Schaden tut das Turbo-Abi den Schülern nicht, aber was wollen wir unseren Abiturienten für den weiteren Lebensweg mitgeben? Als ich im Alter von 20 Jahren (nach 13 Jahren schule plus Wehrdienst) an die Uni ging, saß ich mit 18-jährigen im Hörsaal die fast noch Kinder waren. Durch den Wegfall der Wehrpflicht wird dies dann wohl der Regelfall werden. Ist es das was wir wollen? Noch nicht richtig erwachsene Menschen an den Unis die noch naiv genug sind so sachen zu glauben wie "Weniger gemaule und mehr Lernen!". Wer so eine Befehlsempfängermentalität in der Uni will kann doch nach China gehen.

  • DA
    Der Analogist

    Je nach Menschenbild sagt

     

    1. der Mitfühlende:" Gib den Kleinen Zeit."

     

    2. der Geldmarkt: "Es geht um Menschen? Egal, die Bilanz muss stimmen. Da geht noch was."

     

    3. der Vater: "Mach schnell, damit meine Rente sicher ist."

     

    In Namibia sagt man über die Deutschen: "They work hard and they play hard." Als Warmduscher und Humanist deckt sich das mit meiner Wahrnehmung.

     

    Deutschland findet immer Wege, seinen Bürgern Tempo zu verordnen. Mit oder ohne Turbo-Abitur.

  • N
    NaJa

    NEIN!

    Ich bin zwar 13 Jahre zur Schule gegangen, mußte aber zum Abitur in allen Hauptfächern u.a. 3 Sprachen und in den Naturwissenschaftlichen Nebenfächern in die Abiturprüfung.

    Allerdings muß ich zugeben:

    1. Ich erinnere mich nicht an Unterrichtsausfall

    2. Außer die Abiturfahrt an den Rhein, gab es lediglich Exkursionen zu Museen und ähnlichem.

    3. Die Eltern standen voll und ganz hinter der Schule.

    4. Bei kindlichen Zweifeln wurde immer gesagt: Du sollst es einmal besser haben.

  • P
    Peer

    Ich möchte hier kurz einen Kommentar zu dem Kommentar von T_Th abgeben.

     

    Was du hier schreibst ist meiner Meinung nach ein absoluter Witz. Nicht die Quantität des Wissens von Schülern ist wichtig, sondern die Qualität! Das soll bedeuten, es bringt absolut nichts wenn die Schüler mehr lernen in kürzerer Zeit, bei gleichbleibenden schlechten bis miserablen Unterricht. Und genau diese neue Art des Schulsystems, sowohl das Turbo-Abitur als auch das Bachlor-Master-System bringt nichts, als das die Schüler/Studenten lernen in weniger Zeit mehr abzuarbeiten. In einem Sinne die Effektivität vollends zu perfektionieren. Diese Systeme sind wirtschaftlich sinnvoll aber nicht und das betone ich extra nicht sinnvoll für irgendeinen Schüler oder Studenten. Und das hat nichts mit gemaule zu tun, sondern mit vernünftigen Ausbildungschancen für alle.

  • JK
    Jin Knopf

    "Deutschland muss sparen" so heißt unser Kurs in der Politik, und wo werden mehr Gelder verplempert als in der Bildung. Möchte man meinen. Nur ob das der richtige Weg ist?

    Zivildienstleistende fallen für die Pflegedienste weg, Abitur nach dem 12. Jahr wird eingeführt und die Umstellungen in den Studiengängen scheinen oft auch nicht richtig durchdacht zu sein. Viele einbußen mussten wir schon unter dem genannten Wahlspruch im Bildungs- und Sozialbereich wegstecken. Alles nur um schnellere Steuerzahler zu bekommen?

    Erstaunlich, wie die derzeitige Politik einen immer wieder enttäuschen kann.

  • A
    AlexsZander

    Vor einiger Zeit waren ja die Sonntazfragen noch interessant. Da musste man wirklich nachdenken und die Entscheidung war schwierig. Heute sind die Fragen tendenziös gestellt und besonders schlimm: auch noch zu Themen, wo jeder politisierte Mensch eigentlich schon eine festgefahrene Meinung haben muss. Wenn sich die taz noch als Zeitung mit einer linken Leserschaft begreift, kann sie sich eigentlich schon immer ausrechnen wie die Leser die Frage beantworten werden. Nur weil eine Debatte in der Gesellschaft besteht, muss sie keine Debatte innerhalb der Leserschaft einer linken Zeitung sein. Das alles zusammengenommen, macht den Streit der Woche zu einer Pseudodebatte, womit er langweilig wird - sehr schade.

  • P
    Pyro

    Sowas aber auch: Der Stoff, der in 13 Jahren durchexerziert wurde, soll nun unter besseren Bedingungen in 12 Jahren gelehrt werden. Dabei hat weder das eine noch das andere Modell eine Chance (sagt PISA und führende Bildungstheoretiker in Deutschland wie Klafki). Führt man jedoch das Kompetenzmodell ein (so wie von der KMK beschlossen), dann ist es ausschließlich eine Frage der Gestaltung von Mindeststandards: was können Schüler_Innen nach ihrer schulischen Ausbildung mindestens? Aktuell werden jedoch Regelstandards eingeführt - also was der Durchschnitt können soll. Kurz gefasst meine ich: Lasst uns erst über die Ausgestaltung reden - dann wird sich die Frage nach G8 oder G9 von selbst klären.

  • W
    WemSollIchGlauben

    Wieso sollte eine Schulzeit von 12 Jahren irgendwem schaden? In PISA-Tests erfolgreiche Staaten haben das Schulsystem der DDR adaptiert, welches auch nur maximal 12 Jahre Schule kannte. Mir ist nicht bekannt, dass in diesen Staaten die psychischen Störungen bei Schülern zugenommen hätten.

     

    Warum klagen Schüler über Überforderung? Das liegt doch wohl eher an überfüllten Klassen, veralteter Didaktik und schlichtweg daran, dass nicht jeder zum Abitur geeignet ist.

     

    Überfüllte Klassen: Ab 15 Schülern ist eine individuelle Betreuung einfach nicht möglich. Wir brauchen also mehr Lehrer - aber nicht Masse statt Klasse. Das Niveau an den Hochschulen wurde in den letzten Jahren schon genug abgesenkt.

     

    Veraltete Didaktik: Nicht jeder Mensch ist zum Lehrer geschaffen. Schon zu meiner Zeit kam es mehr darauf an sich Hefter und Bücher in den Kopf zu stecken und auschließlich nur für Prüfungen zu pauken, um danach alles wieder zu vergessen, anstatt Fähigkeiten zur Wissensaneignung zu erlernen.

     

    Eignung: Die gesamte Gesellschaft sollte endlich wieder akzeptieren, dass ein mehrgliedriges Schulsystem Sinn macht. Wenn die Handwerkskammern in Deutschland nach Abiturienten rufen, dann sollte spätestens jetzt auch dem letzten Verfechter vom 13. Schuljahr klar geworden sein, das etwas in diesem Staate völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Damit aber Berufe jenseits des Akademikers wieder attraktiv werden können müssen die Löhne und Gehälter angehoben und auch die Lebenshaltungskosten gesenkt werden. Die Spirale der vorgeblich "guten" Inflation muss endlich aufhören. Der Abstand der Weltwirtschaftskrisen schrumpft nämlich nicht ohne Grund. Stichwort Pyramidenspiel.

     

    Keine Zeit für persönliche Entwicklung? Bei 33 Wochenstunden sind das immer noch fast 50% freie Zeit zwischen Schlafen und Schule. Wenn man 2 Stunden Fahrtweg pro Tag rechnet (eher die Ausnahme), dann hat ein Schüler immer noch 30% freie Zeit zur Verfügung. Wenn das den Schülern nicht passt könnte man auch wieder die Schule am Samstag einführen. Dann käme man zumindest statistisch auf bessere Werte. Für mich ist gerade dieses Argument jammern auf hohem Niveau.

  • AF
    Andrea Fuchs

    Wenn es notwendig ist, die Schule schneller hinter sich zu bringen und früher mit dem Studium fertig zu sein, damit Deutschland leistungsfähig ist/wird/bleibt, dann frage ich mich, wie Deutschland es mit bisher 13 Jahren bis zum Abitur und langen Diplomstudiengängen zur stärksten Volkswirtschaft Europas und zum Zahlerland Nr. 1 in der ÈU schaffen konnte. Das passt irgendwie nicht zusammen.

     

    Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sind die leistungsfähigsten (Geber-)Länder IN Deutschland, haben aber (BW+BY, Hessen habe ich jetzt nicht überprüft) die meisten Feiertage... Scheint fast so, als ob Erfolg und Leistungsfähigkeit auch etwas mit Zeit für Muse und Entspannung zu tun hat...???

     

    Wir sollten den jungen Leuten Gelegenheit geben, sich neben der schulischen Arbeit auch noch den Luxus zu gönnen, ein Musikinstrument zu lernen, Sport zu treiben oder sich (sozial, ökologisch...) zu engagieren. Und schließlich braucht jeder Mensch auch noch Zeit für Freundschaften.

     

    Statt sie durch die Schulzeit und das Studium zu peitschen, sollten besser die Lehrpläne ausgemistet werden, die Lerninhalte in den Einzelfächern besser aufeinander abgestimmt werden (damit effektiver gelernt werden kann). Außerdem sollten wir die Jugendlichen endlich auch ordentlich in ihrer Berufsorientierung unterstützen. Als ich vor 20 Jahren zur Berufsberatung ging (damals wollte ich Finnougristik studieren), meinte der Berater (Arbeitsamt) nur: "Joo, das können Sie schon machen". Kompetente Beratung sieht anders aus.

     

    Menschen sind wertvoll, an sich und jeder einzelne. Die Reduzierung auf ein volkswirtschaftliches Objekt ist unwürdig und nimmt den Menschen die Chance, sich ganzheitlich zu entwickeln. Wenn wir die Jugendlichen so betrachten und behandeln, wird sich das irgendwann rächen. Und wer bestimmt dann über die Zustände in den Altenheimen, wenn wir selber alt sind? Genau! Die, die heute jung sind!

  • FW
    Fritz Wild

    Ihren Kommentar hier eingeDas Turob Abi,

     

    ist und bleibt trotz aller Unkenrufe zum trotz ein adäquates Mittel um eine Verlängerung der Globalisierung im Schulsektor am Leben zu erhalten. Wir stellen uns zum einen und vor allem bewusst der Tatsache, dass es in einer globalisierten Welt nötig ist länger und für weniger Lohn Tätigkeiten zu verrichten, die der Weltweiten Konsumbefriedigung dienlich sind, denken aber auf der anderen Seite dass unsere Kinder sich weiterhin in einem Schulsystem austoben können dass schon mehrere Generationen nahezu unberührt vor Veränderungen existiert. Dies halte ich für eine Farce, einem bewussten verschließen der Augen vor der Realität, die tatsächlich schon bis ins Kinderzimmer reicht. Die Argumentationen die die Argumentationsweisen an den Tag legen man sollte den Kindern doch noch bewusst Zeit zum "Spielen" und "Toben" geben sind mir ein Rätsel, warum? Sind unsere Kinder denn noch Kinder oder befinden sie sich nicht schon viel früher in einem Stadium in dem Sie an der Welt bewusst Teilhaben können und sollten außerhalb de Schutzbereiches Schule? Ich meine schon, Hauptschülern traut man dies schon mit dem erreichen des 15 und 16 Lebensjahres zu. Ohne über die Ironie zu stolpern, glaube ich ist der Grundgedanke Kindern bzw. Jugendlichen schneller in die Welt zu schicken grundsätzlich richtig, die Intention der Politik bzw. der Wirtschaft ist sehr wahrscheinlich eine andere. Ich appelliere nach der Schule an verpflichtenden Maßnahmen im Sozialbereich oder der Gesundheitspflege die mehr ersetzen kann als das eine verlorene Jahr in der Schule. Der Stoff der zudem von den Schülern in der heutigen Generation gelernt wird kann zudem schneller bearbeitet werden, was an den medialen Möglichkeiten liegt, dass sollte man auch nicht außer acht lassen. Eine Veränderung des Schulsystems ist doch nicht gleichzusetzen mir der Verschlechterung des selbigem. Nur wenn die eigentlichen Entscheidungsträger eine Veränderung der Gesellschaft im Sinne haben sollte man dieses Kritisieren, ob dies der Fall ist kann und wird man erst nach einigen Jahren beurteilen können. Bis dahin sollte man sich mit dem Jahr beschäftigen, welches plötzlich der Freiheit dienlich werden könnte und man dieses mit einer Sinnhaftigkeit füllen könnte.

  • TU
    The User

    Entscheidend ist nicht, ob 12 oder 13 Jahre in der Schule verbracht werden – drei Wochenstunden mehr sind letztlich irrelevant für die Freizeitgestaltung. Entscheidend ist, ob die Schule ihren Auftrag darin sieht, wirtschaftliche Forderungen umzusetzen, oder aber Bildung und ein umfassendes Weltbild zu vermitteln. Der Schlüssel liegt in Unterrichtskonzepten und Lehrplänen, auf diese braucht sich aber die hiesige Gymnasialausbildung unabhängig von ihrer Dauer nichts einzubilden. Von moderner Literatur, Physik, Logik, Biologie oder Kunst wird in der Schule wenig vermittelt – „Methodik statt Bildung“ lautet die Devise, folglich lieber das lehren, was die Grundlage für ein Ingenieursstudium bilden könnte. Für Diskurs und eigenständiges Denken bleiben keine Zeit zwischen rein formaler Textanalyse und Rechnen, Ausnahmen schaffen nur wenige überzeugte Lehrer. Schule muss individueller werden durch individuelle Differenzierung statt Dreiklassensystem, sie muss alle Anstrengungen auf die Vermittlung einer umfassenden Grundbildung richten, die durch auf Freiwilligkeit basierende weiterführende Veranstaltungen ergänzt wird, Diskussionen (insbesondere auch gesellschaftliche) müssen in der Schule geführt werden, und vor allem muss sie den Zwang nehmen, denn dieser wird bei Widerwillen das Scheitern der Vermittlung von Bildung zur Folge haben, die Schule muss die Freiheit lassen, sich eigenständig persönlich zu entwickeln, sowohl in der Schule als auch außerhalb. Wenn Anstrengungen in diese Richtungen unternommen werden, kann man darüber reden, eine wie lange Schulzeit sinnvoll ist. Doch über Bildung redet in der Bildungspolitik leider niemand, es geht um Wirtschaft und Steuern, und die ein klein wenig weiter schauenden berücksichtigen den durchs Schulsystem verursachten sozialen Ausschluss und versuchen für eine stäkere Integration der Betroffenen zu sorgen – in das vermeintliche Bildungssystem und somit letztlich in die Ökonomie. Wie so manche Entscheidung war die Verkürzung auf 12 Jahre wirtschaftlich motiviert und hat Probleme verschärft, eine Dauer von 12 Jahren ist jedoch nicht a priori falsch, ein auf 12 Jahre ausgelegtes und nicht durch Kompression und Wegschneiden entstandenes System, wie es in anderen Ländern praktiziert wird, muss nicht schlechter sein.

  • PH
    Peter Heckmeyer

    Die Umstellung hat im Wesentlichen zwei Gründe, zum Einen möchte man dem Lehrermangel entgegen treten, der in den kommenden Jahren krass einschlagen, zum Anderen spart man Geld, beides durch den Wegfall eines Jahrgangs. Weitere Stellschrauben werden jedoch nicht gedreht, der Rahmenlehrplan ist weiter vollgestopft, die Schüler haben viel zu viele Stunden Unterricht und hocken manchmal bis um 17:00 Uhr in der Schule, machen nebenbei aber noch jede Menge Zeugs, was eigentlich einer weiteren Förderung (z.B. Enrichment, neu, neu,neu) dienen sollte, die Schüler jedoch völlig defokussiert. Zudem wird das Schuljahr nicht mehr komplett zum Lernen verwendet. Es gibt die Lehrerregel: "Was du bis zu den Osterferien nicht mehr geschafft hast, schaffst du bis zum Ende des Schuljahres nicht mehr." Dass die Lehrer mittlerweile auch keinen rechten Bock mehr haben (von den glorreichen Ausnahmen abgesehen), weil sie das alles und noch mehr mitmachen müssen und immer weniger sich ihrer eigentlichen Arbeit widmen können, ist inzwischen auch eine Binsenweisheit.

    Und jetzt sind wir mal alle ehrlich: Jeder, die KMK, die Senatsschulverwaltung (in Berlin), die Schulleitungen, die Lehrer, die Eltern und die Schüler, weiß das. Die KMK ist senil, die Senatsschulverwaltung ist komplett abgestumpft und macht Dienst nach welcher Vorschrift auch immer, die Schulleitungen sagen, sie setzten nur Anweisungen um, die Lehrer sind zu feige und zu träge, die Eltern interessieren die Ursachen nur partiell und die Schüler tun mir echt Leid, sie sind die, die unter dem Unsinn leiden und am wenigsten machen können.

     

    Es ist ja nicht nur eine Geldfrage, vielleicht das am allerwenigsten. Bildung ist das Wichtigste überhaupt, aber daran scheint kaum noch jemand zu glauben. Dabei wäre es simpel und ich will die DDR-Karte gar nicht spielen.

  • A
    AnK

    Mal ehrlich, ist Schule denn das ultimative im Leben? Wer geht schon wirklich freiwillig ein Jahr länger in die Penne als nötig... Wer sich nach dem Abi noch nicht für irgendwas entscheiden kann, kann ja auch erstmal ein Jahr jobben, freiwilliges soz oder öko-Jahr machen oder bei seinen Eltern abhängen und in Ruhe überlegen, was er will. Wer aber zielstrebiger ist, dem bringt es vielleicht doch etwas, gleich zu studieren oder sich ausbilden zu lassen und das Jahr später im Leben gewinnbringender zu nutzen, sei es mit früher Geld verdienen, sei es als Auslandsjahr, sei es ein Jahr länger für eine Elternzeit zu haben...

    Statt für ein Jahr mehr Schule zu plädieren, sollte man vielleicht lieber die Lehrpläne abspecken und überlegen, ob die Lernmethoden sinnvoller gestaltet werden können.

  • E
    Ennasu

    Die Frage ist nicht, ob 12 Jahre ausreichen, sondern wie die Lehrpläne UND die Klassengrößen SOWIE die Lehrmethoden tatsächlich aussehen müssen, damit die Qualität noch stimmt.

    Würde hier tatsächlich für und nicht gegen den eigentlichen Lernwillen der Kinder gearbeitet, so gäbe es keine Disskussion um 12 oder 13 Jahre!

    Den Stoff rudimentär auszudünnen und die Klassen aufzufüllen bis sich quasi ein natürlicher Ausfall herauskristallisiert, kann nicht Sinn und Zweck sein.

    Doch bei manchem Politiker und Finanzgeber ist dies wohl nicht angekommen. Zumal die heutige Schüerinnengeneration durch die fortschreitende technische Entwicklung ganz anderen Rahmenbedingungen ausgesetzt ist als die Generationen ihrer Vorväter. Insofern hat sich auch das Lernen verändert - lediglich das denken darüber ist bei den verantwortlichen nicht zulässig - weil nicht sein darf was doch schon lange ist.

    So kehren viele zum Frontal-Unterricht zurück und gönnen sich und den Kindern kaum kreative Methoden - weil sie vermeindlich durch den Lehrplan dazu gezwungen sind. Und wer es nicht finanzieren kann, kann sich auch keine Alternative suchen - leider ist auch ein Umzug nicht immer einfach machbar - und birgt auch Risiken, zumal in den bundesländern recht unterschiedliche Ansprüche gestellt werden an Kinder und Eltern...

  • L
    Lise

    bin ebenfalls im Besitz eines sächsischen Abiturs und auch mir haben die 12 Jahre nicht geschadet. Als ich mir von Kommilitonen anderer Bundesländer mal den Lehrplan hab erzählen lassen, durfte ich feststellen, dass es bei den einen Lücken, bei anderen wiederum mehr gibt im Vergleich zu Sachsen. Man könnte es ja so sehen, dass die "Jugend" dieses eine Jahr weniger Schule auch in Freiwilligendienste inwestieren könnte, statt gleich an die Uni zu rennen. Vor allem für die, die noch nicht wissen, was sie nach dem Abi mit sich anfangen sollen, wo es im Leben hingehen könnte, haben dadurch ein Jahr "freie Zeiteinteilung". die hätten sie an der Schule nicht. Sie würden mal eher lernen, auf "eigenen" Beinen zu stehen und was es heisst "Freiheit" zu genießen.

    Bundesweit 12 Jahre wären auch mal ein Schritt Richtung Zentralabitur. Das könnte den Schulwechsel zwischen zwei Bundesländern erheblich erleichtern.

     

    Natürlich wird das Bildungssystem durchökonomisiert. Ich erlebe es täglich an der Uni. und da ist es wesentlich krasser, als an der Schule. Maximale Studiendauer 14 Semester und solche Sachen. Man bekommt es mit der Angst zu tun, wenn man sich mal einen Patzer erlaubt und deshalb ein, zwei Semester länger braucht. Man weiß ja nie, was sonst noch passieren könnte und wie lang man am Ende wirklich braucht, um "endlich" Bachelor oder Master of ...

    Andererseits sind Universitäten von der Wirtschaft abhängig. Von dort kommen mehr Forschungsaufträge oder Unterstützung für Forschungsauftrage als von Vater Staat. Dementsprechend kann ich auch verstehen, dass die Wirtschaft drängt. Wobei es der Wirtschaft nix bringt, wenn sie nur halbfertige Absolventen einstellen. Dass soll sie mal fein selbst rausfinden.

    Den Schülern kann ich nur sagen: Überlegt euch, was ihr mit dem "13." Jahr anfangt. macht euch eure eigenen Gedanken. Ihr seid jung und habt noch die Zeit. Irgendwann wird sie euch weggenommen, wenn ihr nicht aufpasst. NUTZT DIE ZEIT!!!

  • AB
    Alexina Barbin

    Gestern sah ich den Film "Epidemic" von und mit Lars von Trier. Abgesehen davon, dass dieser Film ein Wahnsinn ist, gab es da eine Szene, in der ich lachen musste und an unser Bildungssystem denken musste. Der Film spielt zur Zeit der Pest, es mangelt daher auch an Theologen. Ein Schwarzer (der sich in mehreren Szenen auch selbst "nig" nennt) trifft auf einen umherwandernden Arzt, der der Protagonist des Films ist (und die Epidemie verbreitet). Dieser "Nig" erklärt dann dem Arzt seine Ausbildung zum Theologen: sie dauerte einen Tag. Er bekam eine Bibel in die Hand und schlug sie auf. Darin: alles Latein, was er nicht konnte. Daraufhin sagte er zu dem Priester, der ihm die Bibel überreichte: wtf!? Ich spreche kein Latein!? Darauf der Priester: doch, sie sind nämlich katholischer Priester und die sprechen Latein. Der "Nig" erzählt dann auch noch, dass es auch nur zwei Tage dauert, um Pilot zu werden, einen Tag, um Arzt zu werden, weil einfach alles - aufgrund der Epidemie - so verdammt *turbomäßig* gehen muss. Der Priester namens Nig schafft es aber tatsächlich noch, sein Amt zu erfüllen, indem er einfach, zu einem Ritual, dass er sich ausgedacht hat, aus der Bibel durchaus priesterähnlich vorsingt, so 3 bis 4 Sätze. Damit hat er seine Lateinkenntnis bewiesen, jedenfalls jene Lateinkenntnis, die man braucht, um in ausgedachten Ritualen lateinisch zu singen.

     

    In diesem Sinne kann man auch bei uns darauf warten, dass es irgendwann nur noch 11 Jahre Abitur ist, dann 10, dann 9....

    Man darf dies nicht vergessen: lange Schulzeit ist nichts, was man geschenkt bekommt, nein, dass haben unsere Eltern und Großeltern eher erkämpft als erbettelt. Und wir, was machen wir? Angesichts einer komplexer werdenden Zeit reduzieren wir einfach die Zeit, in der man die Grundlagen des Komplexen lernen soll. Und danach? Meckern wir über die dümmlichen Studenten. Und danach? Meckern wir über alle andern, die auch dümmlich sind und schlecht ausgebildet.

     

    Daher mein Vorschlag: machen wir das Abotur doch einfach in 4 Tagen, die Normalschule in 3 oder besser: alle machen Abitur in 4 Tagen. Anschließend kann man innerhalb von 2 Tagen eine Pilotenausbildung machen oder ein Medizinstudium machen und schwupps! perfekt! Alle Probleme mit einem Schlage gelöst: keine überfüllten Bildungsräume mehr, keine wie immer viel, viel, viel zu hohen Kosten für nicht sofort sich rentierendes Gut namens Bildung, keine Sitzenbleiber, nach sehr kurzer Zeit äußerst gut gebildete Steuerzahler (das mit dem "gut gebildet" muss man nur möglichst oft wiederholen und betonen, dann stimmt es irgendwann auch), ein Bildungssystem, in dem alle noch mehr völlig in Ordnung wäre als im Jetzigen, in dem man noch mehr bestens auf alles vorbereitet wäre als im Jetzigen (das wissen wir ja, weil es häufig gesagt wird: alles in Ordnung und Wir sind bestens vorbereitet).

     

    Machen wir doch einfach alles so, dass die längste Ausbiludng - die ELITE!!!!! - 10 Tage dauert (gibts auch BAfög für!), dann ist auch die Elite zur Abwechslung mal billig (das freut die Armen und Ausgebeuteten und Spekulaitionsverlustbezahler) und einfach alle sind happy. Wir könnten auch endlich diesen unnützen, völlig zu Recht geringgeschätzten Beruf des sogenannten "Lehrers" abschaffen, dieses Individuum, das Geld bekommt, obwohl es kein Ingenieur oder Pilot ist! (Unfassbar!) und auch die ganzen sogenannten Pädagogen an sich, in Kindergärten, Jugendheimen usw. die könnten alle gleich mit weg, weil wir die 10 Tage Erziehung auch so hinkriegen werden (da werden schon nicht zu viele bei vom Tische fallen!). Wieviel Geld das dem Staat spart! Und wieviel kompetente Menschen mit Zetteln in der Hand, auf denen drauf steht "Kompetent!", wieviele dann überall davon rumlaufen! Herrlich!

  • F
    Faltbrot

    Schuld slnd doch eigentlich die Eltern,die ihr Kind unbedingt aufs Gymnasium zerren.Es gibt Kinder den fällt es leicht und die schaffen es auch in 12 Jahren .Andere Quälen sich in Ihrer Freizeit und in den Ferien mit Nachhilfestunden ab um die Versetzung zu schaffen.

    Es gibt meienr Meinung nach genug Möglichkeiten um nach der mittleren Reife auch noch das Abitur ranzuhängen.Das passiert meißtens mit mehr Lust und Willen und ist für Schüler/in angenehmer.

    Auch ohne Abitur kann aus unseren Kindern wird aus unseren Kindern was werden.

    Als wer`s packt der packts auch in 12 Jahren.

  • F
    Felix

    Die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre ist von der Sache her gar nicht dumm, der Fehler liegt jedoch in der Art der Umsetzung und im System an sich. Ein veraltetes und überholtes Schulsystem ist nicht saniert, indem man das Leid einfach ein Jahr kürzer macht. Schon gar nicht, wenn der Stoff aus 13 Jahren nun fast eins zu eins in 12 Jahren in die Köpfe gehämmert wird. Das ist eher schädlich, denn aufgrund des Zeitdrucks kann der Lehrstoff gar nicht richtig vermittelt werden. Notwendig sind in Deutschland überarbeitete und lebensnahere Schulinhalte und vor allem die Möglichkeit für Schüler, ihre Stärken und Interressen auszuprängen zu können.

    Dann ist es auch egal, ob die Schulzeit 12 oder 13 Jahre lang ist.

  • CS
    C. Schmitz

    Die Fragestellung ist mir nicht neu da ich selbst 2012 nach 12 Jahren Abitur machen werde und deswegen ganz unmittelbar betroffen bin. Ich muss sagen dass ich die Idee des Turboabiturs grundsätzlich gut und richtig finde, da ich beobachten konnte dass nach 13 Jahren viele Schüler schon recht alt waren. Dabei muss man bedenken dass so eine Schulkarriere ja nicht immer so glatt läuft wie es vielleicht gewünscht ist. Gar nicht wenige Schüler müssen mal ein Jahr wiederholen oder haben eine Zeit im Ausland verbracht, da kann es bei 13 Schuljahren schon vorkommen dass die Betroffenen im Abiturjahrgang schon 20 oder älter sind und damit häufig schlichtweg erwachsen sind. Für diese Schüler ist der Umgang in der Schule einfach unangemessen, weil sie dem Bild des typischen Schülers entwachsen sind aber dennoch behandelt werden wie Teenager. Andererseits muss ich aber auch sagen dass es belastend ist den ganzen Stoff der ja ursprünglich für 13 Jahre ausgelegt war in nur 12 Jahren zu schaffen und dass ich den Stress den ich in den letzten Jahren hatte niemandem wünschen möchte. Trotzdem denke ich nicht dass die Schüler dardurch verdummen. Eine Lösung wäre es den Stoff zu kürzen aber dass das nicht ohne weiteres möglich ist ist mir bewusst. Ich denke die einzig vernünftige Lösung kann sein das gesamte Schulsystem von Grund auf zu erneuern. Dabei könnte man sich am Schwedischen Schulsystem orientieren, welches ich selbst mal erlebt habe; die Schüler hatten einen ganz anderen Bezug zu ihrer Schule. Für sie war die Schule auch nach Schulschluss noch Knotenpunkt für ihre Beschäftigungen am Nachmittag, sie haben dort kostenfreies Mittagessen bekommen, hatten jeder einen Spind, Internetzugang und auch die Schüler-Lehrerbeziehung war einfach persönlicher und weniger hierarchisch.

    Als Fazit muss ich sagen: Solange das Konzept des deutschen Schulsystems bleibt wie es ist sehe ich keine große Chance auf Verbesserung der Situation für die Schüler.

  • M
    Morusa

    Die vielen Artikel und Kommentare zum Thema "Turbo-Abitur" haben mich heute besonders amüsiert.

    Angeblich leiden Schüler mit "nur" 8 Jahren Gymnasium häufiger an Kopfschmerzen oder Übelkeit als Schüler mit 9 Jahren Gymi. Außerdem wäre angeblich der Leistungsdruck unvertretbar groß, da der gleiche Unterrichtsstoff in kürzerer Zeit bewältigt werden müsse. Burn-Out sei vorprogrammiert.

    ... Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie man zu solchen Aussagen kommt... Ok, ich bin aus dem tiefsten Osten und sehe das deswegen wahrscheinlich eh weniger eng - aber es war absolut kein Problem für mich, Gymnasium und Hobbys unter einen Hut zu bringen. "Berge von Hausaufgaben" gab es nie. Gute Noten ließen sich ganz ohne Lernen erreichen. Die gesamte Schulzeit verlief locker, fast gänzlich ohne Stress. Erst jetzt, am Ende des Studiums, muss ich ab und an doch mal die Freizeitaktivitäten verkürzen...

    Wenn man sich über das Bachelor- und Master-System aufregen will, bin ich vielleicht dabei. Aber die Debatte über G8 ist einfach nur sinnfrei!!!

  • S
    saimon

    es sollten auch gravierende umstellungen im stoffaufbau stattfinden. beispiel mathematik, wer braucht für sein alltägliches leben die stammfunktion zu bilden um am ende den flächeninhalt verschiedener grafen bestimmen zu können? sozialkunde wir auf ein minimum reduziert obwohl es so ein wichtiges thema ist. wie soll eine demokratie durchgeführt (von aufrechterhalten spreche ich erst gar nicht) werden wenn die wenigsten wissen worum es da eigentlich geht? wir begegnen jeden vielen menschen mit nöten, können sie nicht erkennen weil unsere kompetenz dazu fehlt.

  • J
    Joshua

    @T_Th:

    Man sollte berücksichtigen, dass das Abitur in Sachsen auch für 12 Jahre optimiert wurde. Woanders ist es für 13 Jahre optimiert und auch dementsprechend mit Inhalten gefüllt. Nun will man davon nichts streichen und versucht den Schülern, das ganze Zeugs innerhalb 12 Jahren einzubläuen. Bzw. 8 anstatt 9, wenn man die Grundschuljahre subtrahiert.

    Ich habe von einigen gehört, die bis Nachmittags in der Schule sitzen, um 17 oder 18 Uhr nach Hause kommen und weiterlernen müssen, bis sie um 20 Uhr fertig sind. Dann heißt es danach auch fast schon: Schlafen gehen und am nächsten Tag den ganzen Mist von vorne. Burnout ahoi!

  • T
    Thomas

    @T-Th:

    Kein Wunder, DASS man in 12 Schuljahren offensichtlich nicht mal in der Lage ist, ein Komma zu setzen und die beiden Wörter DAS und DASS auseinanderzuhalten. Auch bei der Großschreibung von Substantiven wie "Gemaule" wäre eine förderliches 13. Jahr bestimmt hilfreich ;-)

  • M
    MarBo

    Das Turbo-Abitur ist keine Notwendigkeit. Betrachtet man die psychische Belastung, der Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind, mag man kaum an den verdienten Müßiggang der Jugend glauben. Kein Wunder, dass sie in einem rasanten Tempo ein rasantes Leben führen müssen, welches nicht nur den Konsum anregt sondern auch die Psyche belastet. Immer besser und immer schneller funktionieren ist die oktroyierte Vorgabe der Regierung, die sich zum Turbo-Abi bekannt hat, aber nur kurzfristig gedacht hat. Die Lehrbücher in Fach Geschichte zum Beispiel sind überladen, selbst die Vorzeigemethode des Kooperativen Lernens kann nichts mehr retten, wenn Kooperation zwangseingeführt durchgeführt wird. Die Lehrer geraten in ihren Vorbereitungen unter extremen Druck, Schüler sind demotiviert, weil sie nur noch ein Abklatsch ihrer Zulassungspunkte werden und schließlich enorme Zukunftsängste haben. Lehrer stehen vor kaum überwindbaren Aufgaben ihren Stoff, der trotz G8 nicht reduziert wurde, zum Zentralabitur mit ihren Schülern durchzuarbeiten. Da wird das Lernen auf Lücke Programm und die Abiturprüfung zum Glücksspiel.

    Die Weichen für eine erfolgreiche Verkürzung der Schulzeit wurden nicht gestellt, die Kernlehrpläne sind vollgestopft, genauso wie unsere junge Zukunft, die aufs Funktionieren abgerichtet wird.

    Burn-out-Syndrome, psychische und physische Probleme bei Kindern und Jugendlichen durch Schuldruck und Erfolgszwang destabilisieren eine Gesellschaft. Das Turbo-Abi kann daher nur eine kurzfristige Lösung sein. Schüler müssen sich selbst hervorbringen, also individuell und sie brauchen ihre Zeit sich zu entfalten. Das Bildungssystem sollte sie dabei unterstützen und nicht blockieren.

  • DM
    Dirk Müller

    Vielen Dank für diese Aktion :

     

    G8 - eine Fehlentscheidung wie 1933

     

    Ein Grundpfeiler unserer Demokratie ist die Freiheit .

    Neuerdings gibt es ein neues Wort - der Freisinn.

    Entwicklung , Wachsen , Erwachsen werden

    hat sehr viel mit Freiheit zu tun .

    Grenzen , Begrenzen , Zwang , Muß

    ist der andere Pol .

    Die deutsche Entwicklung wurde durch diese

    Freiheit gefördert .

     

    Hier ein Dank an die Allierten .

     

    Freiheit , Freisinn , Demokratie

    Souveranität kreierte ein gutes Gemisch

    um kreativ in allen Bereichen detaillierte Ergebnisse

    aus freien Motiven zu produzieren , zu entwickeln .

    Unsere Ingenieure , Professoren , gehören zu den

    besten Fachleuten , die es gibt . Und dies in Anbetracht von nur 65.000000 bzw 85.000.000

    Deutschen .

    Die Leistung wurde respektiert und adäquat honoriert . Mit der sozialen Wende unter Hr Schröder

    änderte sich grundlegend alles :

    Alter wurde abgeschrieben , Arbeitslosigkeit ist schlecht , Eigenverantwortung ist besser und die Reichen sollen reicher werden - und die Schüler sollen schneller für den Arbeitsmarkt verfügbar werden und sie sollen funktionieren - das geht nur

    mit Zwang und Unterordnung .Leasingskräfte?!

    G 8 erzeugt Druck - Ellenbogen - ,Machtkampf , Statusverlust : Hartz 4 oder Karriere ,

    Verlust von gegenseitigem Respekt und Achtung erzeugt Ziele wie Ich muß stärker, besser sein, als alle andere ! Und es muß mit aller Macht ganz besnders belohnt werden .Und der andere : Sche..egal.

    Freizeit ist wichtig , um das Lernangebot -in sich zu integrieren . Wachsen , verdauen !

    Deutschland verliert mit G 8 eine Diversifikation

    erster Güte : Einsatz in Sport , Kultur , Musik und soziales Engagement muß reduziert werden bzw

    aufgelassen werden .

     

    Und jetzt noch die Maßnahme von Hr Gutenberg

    den Zivildienst komplett zu streichen !

     

    Warum wird die Verantwortung für das Gemeinwohl

    nicht gefördert ?

    Geben und ( nehmen ) hervorheben .

     

    Warum wird nur das Wohl des Einzelnen gefördert ?

     

    Es werden mit G 8 nur Egozentriker produziert.

     

    Soziale Marktwirtschaft ? Quo vadis .

     

    Rheinische Marktwirtschaft : TOT .

     

    Ziel : Schröderscher Kapitalismus oder Westerwelles

    Neoliberalismus

     

    Und wie werden wir unsere zukünftigen Probleme bewältigt :

     

    Stichwort Demographie , Facharbeitermangel

    Verschleiß der Produktivkräfte

    fehlende Kindererziehungszeiten

    Kinderwunsch , Kinder begleiten

    mehr Kinder ,

    nicht nur Karrieremütter und Väter sollen belohnt werden ,für ihren Einsatz !

     

    Mit seelenlosen Einzelkämpfern . Das passt nicht zueinander .

     

    Gute Nacht mit G8

  • TF
    Thomas Fluhr

    Bildung, im Sinne von funktionieren und Ausrichtung zum Arbeitsmarkt, vielleicht. Aber Bildung im Sinne einer kultivierten, denkenden Gesellschaft braucht Zeit zum lernen und leben. Aber Bildung als Kulturgut ist nicht mehr gefragt, nur noch Anforderungen für den Beruf erfüllen, die allgemeine Hochschulreife bleibt auf der Strecke.

  • MV
    Milan V.

    Ich habe 2010 Abitur gemacht, also nach dem 13-jährigen Abitur, und wir hatten schon eine 30- bis 40- Stunden-Woche, was an sich ja nicht zu viel ist. Nur die Turbo-Abi-Jahrgänge hatten schon länger Unterricht als wir plus eine Mittagspause.... Das heißt die Kinder waren nie vor 16 Uhr oder später zu Hause. Dann noch Zeit für außerschulische Aktivitäten oder Hausaufgaben zu haben ist recht utopisch. Außerdem wird das Bildungsniveau dadurch nicht besser, da der ganze Stoff komprimiert vermittelt wird, man muss ja ein Jahr aufholen. Demnach produziert das Land keine Bildungselite, sondern nur eine Reihe von Menschen, die alles ein wenig besprochen haben und nichts richtig. Meiner Meinung nach ist das Turbo-Abi ein totaler Flop.

    Dazu werden auch noch die falschen Sachen vermittelt - den Schülern wird nicht mehr beigebracht, eigenständig zu denken. Man produziert nur Menschen, die Befehle befolgen. Um es mit Kant auszudrücken: "Aufklärung ist der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. [...] Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Diese Sachen werden heutzutage völlig außer Acht gelassen.

  • JW
    janne weinzierl

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    Also, von 365 Tagen im Jahr ist etwa an 180 Tagen Unterricht, die Stundenausfälle nicht mitgerechnet. Ich finde die Debatte etwas wehleidig, warum sind die deutschen Kinder weniger arbeitsbereit als die in Frankreich, Großbritannien oder Finnland, deren Schultage zum Teil länger sind und die auch nach zwölf Schuljahren Abitur oder Abschlussprüfungen machen.

    Das Gejammer über Turboabitur kommt vermutlich von den Philologen, die gerne erklären: um dreizehn Uhr ist auch für sie die Schule vorbei!und die Schüler werden immer dümmer und bräuchten eigentlich 15 Schuljahre bis zum Abitur - dient der Arbeitsplatzerhaltung.

  • T
    Torsten

    Es ist ganz einfach: Wenn man neben der Zeit auch geeignet Lernstoff einspart und die Lehrer 'mitnimmt'. Wenn sie sich selbst darauf einstellen und damit im besten Sinne ihrer Profession nachgehen.

     

    Abiturienten werden nach 12 Jahren Schule nicht weniger für ein Hochschulstudium geeignet als solche, die dafür 13 Jahre lernen, aber viele Lehrer sehen in der Verkürzung des Abiturs um ein Jahr den Untergang des deutschen Bildungssystems und rücken keinen Millimeter von ihrer Routine als Bewahrer des Bildungsgrals ab.

     

    Sie übersehen dabei gern, wieviel Lernstoff wegen Ausfalls von Schulstunden ganz 'natürlich' nicht vermittelt wird und sie ignorieren wohl notorisch, dass es nicht um die Menge des vermittelten Wissens geht ... sondern um Methoden, Verknüpfungen, um Neugier und Begeisterung -- ein Leben lang!

  • J
    Johannes

    G12-Abi, Bologna-Bachelor und -Master sind alles Auswüchse der selben kranken Entwicklung. Man merkt die Unterschiede der nur 12 Jahre Schulmiss- zu den 13-Jahren -gebildeten deutlich. In 12 Jahren wird verschulter nur das Minimalwissen vermittelt, zudem pragmatischer, weniger freiheitlich und intensiv, die intellektuellen Ansätze bleiben auf der Strecke, die jungen Menschen entwickeln früh erste psychische Auffälligkeiten, die an der Uni weiter verfestigt werden.

     

    Das Resultat sieht man dann an den Uni, dort wandeln nur noch verschulte Kinder, die gleiches von ihrer Ausbildung verlangen: Schule! Selbständig und eigeninitiativ denkende und lernende Menschen verlassen diese Ausbildungsmastbetriebe Uni heute nicht mehr. Somit verwundert es auch nicht, dass aus Deutschland heute keine Innovationen mehr kommen, die Menschen nicht mehr selbständig denkend in Wirtschaft und Politik auftreten und somit immer weniger verdienen, sie haben das eigenständige Denken einfach nie gelernt und Schuld ist das Missbildungssystem!

     

    Hat eigentlich schon mal jemand Promotion und Habilitation der Schavansinn auf Vroniplag geprüft?

  • A
    Arigoe

    Ich finde die Kuerzung der Schulzeit sehr wuenschenswert! Habe immer andere Laender beneidet, wo man bereits mit 16 oder 17 aus der Schule draussen ist, und einem vielmehr Zeit zum Ausprobieren verschiedener Dinge bleibt.

     

    Meines Erachtens ist die Frage falsch gestellt: es geht nicht um "Turbo-Abi" oder "Langes Abi"? - sondern vielmehr ist eine Diskussion notwendig, was denn bis zum Abi vermittelt werden soll. Das Problem sind ja letztlich ueberfuellte, veraltete Lehrplaene, die noch einem Bildungsideal des 19. Jahrhunderts entsprechen. Weniger ist manchmal mehr!

     

     

    Wichtiger waere, Interesse und Grundlagen fuer verschiedene Faecher zu legen, sowie Lernen zu vermitteln.

  • JB
    Julian Bierwirth

    Bei der Frage, ob das Turbo-Abi den Kindern schadet, soll es sich um die „Frage der Woche“ handeln. Aber wer bitte soll sich darum streiten? SchülerInnen, die sich ihre Jugend freiwillig mit Bulimie-Lernen versauen, sind äußerst rar gesät. Und auch LehrerInnen, die Spaß dabei haben, Kindern Dinge beizubringen, die diese mangels Zeit ohnehin nicht verarbeiten können, haben offensichtlich ihren Job verfehlt.

    Für das Turbo-Abi sind in aller Regel nur Leute, die nicht wissen, worum es geht. Es erscheint ihnen als kluger Schachzug, in Zeiten von Globalisierung und Wissensgesellschaft den Nachwuchs ein Jahr früher als bisher in die freie Wildbahn zu entlassen. Auch einige besonders emphatielose Eltern mögen das für einen Konkurrenzvorteil der eigenen Brut halten.

    Wer hingegen die Augen aufmacht und sieht, wie sich die SchülerInnen hier schon in frühen Jahren aufreiben, mit Burn-Out und Depressionen schon vor dem Abitur gesegnet werden und für die Vielfalt außerschulischer Bildungsmöglichkeiten, vom Sportverein über den Musikunterricht bis hin zum Engagement in Jugendverbänden keine Zeit mehr haben – der kann ernsthaft behaupten, an dieser Frage gäbe es substantiell etwas zu diskutieren.

  • K
    Kalle

    Es ist am besten, wenn diese beiden Möglichkeiten nebeneinander existieren. Dann kann es jedeR so machen, wie es für ihn am Besten ist.

     

    Vielleicht würde das mittelfristig sogar bewirken, dass weder Sitzenbleiben noch Klassen überspringen der derzeitigen Ächtung unterworfen gehören.

     

    Solls doch jedeR in seinem Tempo machen. Da sind noch ganz andere "Extreme" denkbar als die beiden Alternativen 12 Jahre oder 13 Jahre.

  • T
    T_Th

    Ich bin in Sachsen zur Schule gegangen und wir haben auch in 12 Jahren Abi gemacht. Könnte nicht sagen, dass es mir geschadet hätte. Den meisten würde etwas Druck und vor allem auch Unterstützung seitens der Eltern eher was bringen als ein zusätzliches Jahr.

    Kein Wunder das Abiturienten heute nicht mal mehr ihre Schuhe selber zubinden können und es an der Uni nicht gebacken bekommen. Ich war nie überfordert trotz 12 Jahren Schule, BA und Master Studium. Weniger gemaule und mehr Lernen!

  • S
    samira

    Die Formulierung der Frage ist ja bereits tendentiell richtungweisend... Der erste Teil ist meiner Meinung nach ironischer, der zweite Teil rhetorischer Natur. Denn die Verkürzung der Schulzeit ist ebenso unsinnig und schädlich, wie die derzeitige Umsetzung des Bachelor-Master-Systems, welches die "Turbo-Abiturient*innen" nach der Schule erwartet. Das zunehmend ökonomisierte Bildungssystem ist auf Leistungsdruck und Wettberwerbskampf orientiert. Faktoren, die sich nicht sonderlich gut auf die Entwicklung junger, ihren Lebensweg suchender Menschen auswirken sondern vielmehr Burn-Out und Depressionen vorprogrammieren.

    "Empört euch!" im Bildungsbereich!!!