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Streit der Woche in der SonntazPolitikerinnen für "Regenbogenfamilien"

Auch zehn Jahre nach Einführung der Homo-Ehe dürfen schwule und lesbische Partner keine Kinder adoptieren. Politikerinnen wie die Grüne Göring-Eckardt wollen das endlich ändern.

Zwei Männer und ein Baby: In Deutschland schwierig, in Kalifornien möglich. Bild: dpa

BERLIN taz | Politikerinnen von SPD, FDP und Grünen haben ein Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare gefordert. "Kinder aus Regenbogenfamilien brauchen den gleichen Respekt und die gleiche Sicherheit wie alle anderen Kinder auch", verlangt die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im "Streit der Woche" der sonntaz.

Bild: taz

Die komplette Version lesen Sie in der sonntaz - ab Samstag, den 6. Juni, zusammen mit der taz am Kiosk.

Auch Bundestagsvizepräsdidentin Katrin Göring-Eckardt von den Grünen sprach sich dafür aus, lesbische und schwule Paare in dieser Frage gleichzustellen. Die ehemalige Hamburger Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) sagte ergänzend zu taz.de: "Warum soll in Deutschland verboten bleiben, was zum Beispiel in den Niederlanden, Schweden und England erlaubt ist?"

Bisher können Lesben und Schwule nicht gemeinschaftlich als Paar ein Kind adoptieren, auch wenn sie eingetragene Lebenspartner sind. "Das ist nicht zu begründen", erklärte Peschel-Gutzeit.

Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu Hause seien und von ihren lesbischen Müttern und schwulen Vätern geliebt, versorgt und gefördert würden, bräuchten selbstverständlich Rechtssicherheit im Unterhalts und Erbrecht, schreibt die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt, die zugleich Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Leutheusser-Schnarrenberger ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und wird als Justizministerin für den Fall gehandelt, dass ihre Partei nach der Wahl im Herbst Regierungsmacht bekommt.

"Respekt entsteht auch durch die gleiche Behandlung der Kinder vor dem Gesetz", erklärte sie. "Ein gemeinsames Adoptionsrecht für homosexuelle Paare leitet keinen 'Anspruch auf ein Kind' ab, sondern schafft zuallererst mehr Rechtssicherheit."

Die Sozialdemokratin Peschel-Gutzeit verwies darauf, dass Schwule und Lesben das leibliche Kind ihres Partners adoptieren könnten. Auch diese "Stiefkindadoption" sei lange umstritten gewesen und erst seit dem 1. Januar 2005 möglich. "Von schädlichen Folgen ist bisher nichts bekannt geworden. Das verwundert auch nicht: Bei jeder Adoption müssen schließlich die künftigen Wahleltern in einem aufwendigen Verfahren nachweisen, dass sie dem Adoptivkind verantwortliche Eltern sein werden, dass das Kind bei ihnen also zu seinem Recht kommt." Für gleichgeschlechtliche Adoptiveltern würde nichts anderes gelten, argumentierte Peschel-Gutzeit.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte habe im Januar entschieden, allein das Wohl des Kindes sei maßgeblich. Das Argument, bei der Adoption durch eine Person, die in einer gleichgeschlechtlichen Verbindung lebe, fehle für das Kind eine Bezugsperson des anderen Geschlechts, hätten die Richter nicht gelten lassen.

Ganz anders sieht es der CSU-Politiker Norbert Geis. Entscheidend sei, dass zu einer natürlichen Entwicklung eines Kindes die Beziehung zum Vater wie auch zur Mutter gehören muss und nicht zu Vater und Vater oder Mutter und Mutter, sagte er. "Die Geschlechter sind nicht gleich."

Viele andere von der taz angefragte Persönlichkeiten und Institutionen, die einem vollen Adoptionsrecht für Lesben und Schwule vermutlich eher kritisch gegenüber stehen, wollten sich nicht äußern. In der sonntaz berichtet der israelische Student Jossi Even-Kama, der bei zwei Männern aufgewachsen ist, über seine Erfahrungen. Seine Väter haben vor Gericht in einem über 14 Jahre dauernden Kampf erstritten, dass er ihr Adoptivsohn werden kann.

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8 Kommentare

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  • L
    lumi

    An Nik und Calpo Salmrohr u.Christian Berger.Ich gehe mal davon aus , das ihr männlichen Geschlechts seid...? Nun stellt euch mal vor,Ihr habt ein Kind,euer PartnerIn stirbt, oder Ihr seid schon vor der Geburt nicht mehr mit euren Partnern zusammen, so wächst das Kind bei einem Elternteil auf,seid Ihr jetzt der Meinung, das nur weil hier ein Elternteil fehlt, man dieser Person jetzt das Kind wegnehmen sollte? Es ist doch wohl eher eine Bereicherung, wenn diese Person jetzt wieder eine(n) PartnerIN hat, der fürs Kind da ist,also die Witwe oder den Witwer unterstützt.Was hat die Orientierung der Eltern mit dem Kindeswohl zu tun? hä...?

    An Nik:Unglaublich, was du so vom Stapel lässt..."Kinder sind also Satussymbole von Homos..."Ich würde sagen, das es unter den Homos ja wohl eben nicht ein Statussymbol ist, eher kommt das bei bei den Heteros vor,bei Homos ist das Ganze ein Wahnsinnskampf und ausserdem auch ein psychischer und finanzieller SuperGau, den Sie da auf sich nehmen, um zu einem Kind zu kommen. Denn gleiche Pflicht bedeutet bei homos mit Ki.Wunsch eben nicht gleiches Recht, wie Du eigentlich wissen müsstest.Daher ist es ja wohl den meisten fast unmöglich, ein Kind zu bekommen oder zu adoptieren.Viele gehen trotz all der Hürden, die einem der Staat und wie man sieht auch seine Bürger ...also die Gesellschaft...!!!diesen schweren Weg.

    Du schreibst auch von Selbstbetrug und Selbsttäuschung homosexueller, weil Sie biologisch bedingt unfruchtbar sind...was ist das nur für ein Quatsch.Ich lasse mir doch nicht von Dir vorschreiben, wie und mit wem ich leben will.Und gerade das Gegenteil von dem ,was du da von dir gibst ist der Fall.Homosexuelle sind extrem reflektiert und überlegen sich das Kinderkriegen mal eben nicht in einer schwachen Minute.Sorry, aber ich bin ohne Mutter aufgewachsen, mein Vater hat mir all seine Aufmerksamkeit, sein Wissen und all seine Liebe gegeben, bis er dann auch verstarb.Du musste eben mal weiter denken und nicht solch einen Blödsinn vom Stapel lassen.Unglaublich, was für Leute heutzutage TAZ lesen!!!

    Im übrigen sind Kinder homosexueller Paare schlauer...wir erwarten ein Kind und wir freuen uns schon riesig.;)

    Zu Calpos Äusserungen kann ich nur sagen,wechsel die Zeitung(am besten BILD) und wähle die CDU.Da würde ich dich eher vermuten, als auf den Seiten der TAZ, du gehörst mit deiner Auffassung in eine Zeit, die die CDU gern hätte,also ab ins Mittelalter bzw. in die Hölle mit dir.Schlechte Menschen kommen doch in die Hölle, war das nicht so? Sorry ,aber wer solchen Mist von sich gibt, dem ist nicht mehr zu helfen.

    Mit Worten sowieso nicht, daher erspare ich mir hier weiteres...

  • EM
    Eno Müller

    Zitat:

    #Ganz anders sieht es der CSU-Politiker Norbert Geis. Entscheidend sei, dass zu einer natürlichen Entwicklung eines Kindes die Beziehung zum Vater wie auch zur Mutter gehören muss und nicht zu Vater und Vater oder Mutter und Mutter, sagte er. "Die Geschlechter sind nicht gleich."#

     

    Und wie ist das bei den Kindern von allein erziehenden Müttern und Vätern?

    Da gibt es ja auch nur eine Bezugsperson des gleichen Geschlechts, demnach müssten diese Kinder ja auch alle in ihrer soziologischen Entwicklung benachteiligt sein/werden. Da müsste der Staat dann ja auch was das gegen haben, dass diese Kinder nicht nur von Mutter oder Vater aufgezogen werden. Da misst Herr Geis aber mit zweierlei sehr unterschiedlichem Maß!

  • N
    Nik

    bei der Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare, scheint mir die gesellschaftliche Anerkennung und nicht das Wohl des Kindes im Vordergrund zu stehen. Das Kind wird zum Ersatz bzw. zur Projektionsfläche für eine den Heteros vorbehaltene Emotionalität. Man nehme die aus der Zeugung-Schwangerschaft-Geburtsphase resultierende Bindungsqualität, die letztlich Mann und Frau vorbehalten ist. Als Bezugspersonen sind reflektierte homosexuelle Paare und Einzelpersonen sicherlich als soziale Miterzieher dem u.U. gleichrangig - und i.d. Distanz auch z.T. überlegen - aber als Eltern

    im Wortsinne sicherlich nicht. So wird das adopt. Kind als Statussymbol homosex. Paare dann doch zum Handelsgut und dient zur Szene-Repräsentation. Seht her, wir können es.

    Und? Ist es das was Kinder wollen oder brauchen?

    Wohl kaum. Eltern sind nicht zu ersetzen, allenfalls durch Pflegeeltern. Die sind zu ein wenig mehr Ehrlichkeit verpflichtet, die homosex.

    Paare leiden dagegen unter Selbsttäuschung und fortgesetztem Selbstbetrug - hinsichttlich der biolog. bedingten Unfruchtbarkeit, welche durch Adoption natürlich nicht zu kaschieren ist.

  • CS
    Calpo Salmrohr M.A.

    In zehn oder vielleicht zwanzig Jahren dürfen dann Menschen in eheähnlicher Gemeinschaft mit Tieren, Web-Avataren und aufblasbaren Gummipuppen leben. Dann gibt es erneut die Adoptions-Debatte, und die Erben der heutigen Sozialheimer werden sagen: "Warum soll in Deutschland verboten sein, was in Schweden, den Niederlanden und Entenhausen erlaubt ist?" Sie werden dafür eintreten, dass ein flauschiges Schaf, ein kerniger Counterstrike-Soldat oder das Modell "Jutta" mit extrafeuchtem Blasmund durchaus gleichwertige Elternteile sein können, gerade auch deswegen, weil die Totalbetäubten vom EU-Gerichtshof das genauso sehen.

  • A
    Anica

    "Geschlechter sind nicht gleich."

     

    Und wenn schon! Es gibt ja auch keine Gesetze dagegen, dass sich Paare vor oder kurz nach der Geburt trennen, oder gar dass einer von beiden stirbt ;)

     

    Wnn man komplett ohne Vater bzw. Mutter aufwächst - also ohne, dass ein "Vormund" desselben Geschlechts "nachrückt" - was passiert dann wohl??

     

    Tja, nichts allzu schlimmes. Ich mein, schön ist anders und vllt fühlt es sich für immmer seltsam leer an, aber man kann tatsache gut damit klarkommen.

     

    Außerdem: ob jetzt die Mutter eher eine "männliche Rolle" einnimmt oder der Vater eine eher weibliche, beide ne weibliche oder wieauchimmer, kann und will doch auch niemand verbieten oder?

     

    Im Endeffekt sind all diese "Geschlechterargumente" einfach Quatsch.

     

    Stattdessen sollte man sich überlegen:

     

    Gerade Paare, die keine Kinder kriegen können, z.B. weil sie unfruchtbar sind oder es eben anderweitig biologisch unmöglich ist, sollten doch Kinder adoptieren können, nicht wahr?

  • Z
    zambo

    Ach taz, guckt euch mal die Headline zu eurem Teaser auf der heutigen Titelseite genauer an:

    "Schwule Paare: Adoptionsrecht?" - Muss das sein??? Dass Homosexuelle immer nur auf schwul reduziert werden, nervt. Dass Ihr da kein bisschen besser seid als der übrige Medienzirkus.... traurig, aber wahr.

  • IB
    IChristian Berger

    Moin!

    Sorry, wenn ich da voll neben dem Trand liege. Aber meiner Meinung nach sollte man die Kinder in den Fokus nehmen, und zwar bei jeder (politischen) Entscheidung. Beim Adoptionsrecht also sollte geprüft werden, was ein Kind braucht und nicht, was für Menschenrechte/Gleichbehandlungsansprüche den potentiellen Eltern zustehen.

    Von der Natur her, und damit verneine ich eben einen Kernpunkt der Gendertheorien, braucht es Mann und Frau um ein Kind ins Leben zu rufen - die Schlussfolgerung, dass es (das Kind) optimalerweise auch beide braucht um es am Leben zu halten halte ich für offensichtlich und bin deshalb gegen ein generelles, also gesetzliches Adotionsrecht für Homosexuelle.

    Einzellfallprüfungen mögen anderes ergeben und diese halte ich in jeder Frage für die richtige Wahl - zum Wohl der Kinder!

    M.f.G.

    Christian

  • J
    JENK

    "Geschlechter sind nicht gleich"

     

    Und wenn schon! Es gibt ja auch keine Gesetze, dass sich Paare vor oder kurz nach der Geburt trennen, oder dass einer von beiden stirbt.

     

    Man kann auch komplett ohne Vater bzw. Mutter aufwachsen - und ohne, dass eine "Vormund" desselben Geschlechts "nachrückt" - und was passiert dann??

     

    Nichts schlimmes.

     

    Außerdem: ob jetzt die Mutter eher eine männliche Rolle einnimmt oder der Vater eine eher weibliche, oder wieauchimmer, kann und will doch auch niemand "verbieten" oder?

     

    Im Endeffekt sind all diese "Geschlechterargumente" einfach Quatsch.

     

    Stattdessen sollte man sich überlegen:

     

    Gerade Paare, die keine Kinder kriegen können, z.B. weil sie unfruchtbar sind oder es eben anderweitig biologisch unmöglich ist, sollten Kinder adoptieren können, nicht wahr?