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Strategie "Telekom 2.0"Kabel-Internet überholt DSL

Mit bis zu 100 Megabit kann man inzwischen bei mehreren Kabel-TV-Anbietern surfen. Das DSL der Telekom ist nur noch halb so schnell, während der Glasfaser-Ausbau stockt.

Wenn es nach Firmen-Boss Obermann geht, soll es keine Unterfirmen wie "T-Mobile" mehr geben, sondern alles schön unter dem Dachformat Telekom laufen. Bild: ap

Rene Obermanns neueste Strategie nennt sich "Telekom 2.0". Der Boss des rosa Riesen will sein Unternehmen damit fit für die Zukunft machen. Das äußerte sich zunächst in der gefühlt zehnten neuen Markenstrategie - künftig soll es keine Unterfirmen wie "T-Mobile" mehr geben, sondern alles schön unter dem Dachformat Telekom laufen. Das Marketing-Tamtam um die Zwonuller-Strategie kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Unternehmen mittlerweile technisch zurückfällt.

Jüngstes Beispiel ist das schnelle Internet: Dort bieten mittlerweile große wie kleinere Kabel-TV-Anbieter Bandbreiten an, von denen Telekom-Kunden nur träumen kann. Bei Kabel Deutschland oder KabelBW gibt es zu durchaus konkurrenzfähigen Preisen mittlerweile 100 Megabit pro Sekunde in Großstädten - das Netz soll schnell ausgebaut werden. Die Telekom-DSL-Technik, die auf der "letzten Meile" noch immer auf das lahme, alte Kupferkabel setzt, schafft mit VDSL aktuell maximal die Hälfte - 50 Megabit. Das Angebot ist allerdings mit langen Vertragslaufzeiten und diversen Zusatzpaketen wie TV belastet, von der die Telekom hofft, dass der Nutzer sie bucht.

Bleibt die Telekom bei DSL, wird sich bandbreitenmäßig nicht mehr viel tun. Während das Kabel-TV-Netz dank Koax-Verbindungen grundsätzlich mehr Übertragungskapazität hat als die einfachen Telefondrähte, könnte die Telekom nur noch der lange hinausgezögerte Glasfaser-Ausbau helfen. Die entsprechenden Kabel liegen eigentlich schon in der Straße, nur zu Hausanschlüssen wollte sich der Konzern bislang nicht anschließen - übrigens im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten in anderen Teilen Europas, Asiens und den USA.

Obermann konnte sich bei der Vorstellung von "Telekom 2.0" immerhin dazu durchringen, anzukündigen, dass man bis 2012 weitere 10 Milliarden Euro in sein Netz stecken möchte. Dabei soll es auch erstmals Glasfaseranschlüsse geben - allerdings zunächst nur für maximal vier Millionen Haushalte, mit bislang unklarem Preis. Die Kabel-TV-Anbieter arbeiten indes weiter an der Untergrabung der Telekom: Kabel Deutschland hat bereits 200 Megabit in seinem Netz getestet - das Vierfache der aktuellen DSL-Geschwindigkeit.

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9 Kommentare

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  • M
    MTK

    Mir reichen 6 MBit. IP-TV etc ist alles unnützer Schnickschnack...

    Das Problem an der Telekom sind ihre Tarife, z.B. gibts keinen DSL-Anschluß ohne T-Com-Tarif oder T-Online-Tarif.

  • H
    H.Müller

    die Sache mit den verschiedenen Kabeln ist folgendes:

    Für die Geschwindigkeit ist die Bandbreite des Kabels entscheident. Bedingt durch den größeren Abstand Seele - Außenleiter(Schirm) kann das Koaxkabel mehr Megabit-Daten übertragen als das klassische Telefonkabel (dort sind zwei Adern inneinander verdrillt). Ein ungewolltes Überspielen auf andere Adernpaare läst sich irgendwann nicht mehr verhindern. Bei LWL Kabel findet überhaupt kein Überspielen statt, da die Lichtimpulse die Adern nur an der Schnittfläche verlassen.

  • B
    Bernhard

    Na und was ist an Kupfer jetzt verwerflich? Jede Steckdose ist mit ordinärem Kupferkabel geschaltet, ist das jetzt schlecht? Nur weil noch nicht irgendein "Weltraummaterial" verwendet wird?

     

    Das Koax bietet aufgrund des grösseren Querschnitts mehr Potential als ein Telefonkabel. Und ist trotzdem noch erschwinglich im Preis. Zudem ist der grösste Teil dieses Netzes schon verlegt.

     

    Immer dieses lächerliche ich-wettere-einfach-mal gegen-alles - auch wenn ich 10x keine Ahnung habe.

  • A
    avelon

    Kupfer ist auf dem Rohstoffmarkt noch einiges wert. Die Telekom wird sicherlich alte Kupferkabel verkaufen und kann somit auch die Kosten für Glasfaserkabel verringern.

     

    Schließlich war es einstmals die gute alte Deutsche Bundespost mit ihren zwei Sparten - Telefon und Brief- bzw. Paketbeförderung - die Kupferkabel verlegte.

  • RB
    Ralf B

    "100 Megabit pro Sekunde" im Kabel - aha. Hat da wer das "bis zu" vergessen? Last-Mile-Ausbau ist extrem zu begrüßen, aber geteilte letzte Meilen können auch echt nerven...

     

    Hilfreich wären übrigens Netzneutralitäts-Anforderungen für den subventionierten Ausbau in ländlichen Gebieten.

  • S
    Stefan

    Schade nur, dass es selbst mitten in Berlin teilweise nur Fernsehen aber kein Internet über Kabel gibt!

  • P
    Paul

    und wozu braucht ein ottonormalverbraucher eigentlich eine 200-mbit-leitung?

     

    hat ja nicht jedeR nen Server zuhause rumzustehen.

  • M
    Maulhelden

    "... - künftig soll es keine Unterfirmen wie "T-Mobile" mehr geben, sondern alles schön unter dem Dachformat Telekom laufen."

     

    Sätze, wie diesen, haben wir in den letzten

    Jahren - seit Obermann der Ober-Mann der Telekom ist - immer wieder gehört. Auch, dass der Kundenservice verbessert und das Tarifsystem vereinfacht und überschaubarer werden soll.

    Alles Worthülsen, leere Versprechungen, Seifenblasen.

    Geschehen ist nichts, außer dass man sich über die Erfolge der Konkurrenz wundert und deshalb weiterhin auf den Schutzengel Netzagentur setzt.

  • T
    tfbb

    "... das lahme, alte Kupferkabel ... dank Koax-Verbindungen ..."

    die koax-verbindungen sind auch nix anderes als cu-kabel. geschirm zwar, aber: kupfer.