■ Störzeile: Der Ferien-Senator
Es gibt Leute, auf die ist Verlaß. Ist die Themen-Not groß, treten sie auf, bedeutungsschwere Sätze auf den Lippen. Der verläßlichste dieser Freunde ist der Umweltsenator. Zur Ferienzeit, das wissen Hamburgs JournalistInnen längst, schlägt die Stunde des Dr. Vahrenholt.
Vorigen Freitag diagnostizierte er beim Spaziergang durch den Volksdorfer Wald, daß Hamburgs Wälder keineswegs so krank seien wie befürchtet; am Mittwoch galt es, das neue Info-Häuschen im Naturschutzgebiet Boberger Dünen zu eröffnen. Heute vormittag weiht er, so ließ er seinen Pressestab ankündigen, „eine ganz besondere Solaranlage der Innung Heizungs- und Klimatechnik“ in Bramfeld ein.
Prall war sein Terminkalender gestern: Um 11 Uhr las er, im Turmzimmer seines Amtssitzes in Rothenburgsort, aus dem 3. Band einer Buchreihe über Hamburgs Vogelwelt vor; dann eilte er flugs in Richtung Harburg, um pünktlich um 12.30 Uhr die Inbetriebnahme des HEW-Bürgerwindparks Neuland zur Durchführung zu bringen.
So ist er, unser aller Umweltsenator: immer emsig, immer umtriebig, während der Rest des Senats in den Ferien weilt und ihm die Schlagzeilen nicht streitig machen kann. Und er weiß wichtiges von unwichtigem zu scheiden: In der Diskussion über den HEW-Atommeiler Krümmel dieser Tage kam kein überflüssiges Wort über seine Lippen. Er schwieg.
Und er wird weiter schweigen. Für den Rest dieses Monats hat er keinen einzigen öffentlichkeitswirksamen Auftritt angedroht. Wahrscheinlich macht er Urlaub, nach all dem Terminstreß. Sven-Michael Veit
Siehe Bericht unten
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