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Archiv-Artikel

Stimme aus dem Süden

Es ist Zeit, dass Afrika an die Ostsee kommt

Als Südafrikaner, der in der brutalen Gewalt der Apartheid-Ära der 80er-Jahre aufwuchs, können mich die Ereignisse rund um Heiligendamm nicht besonders aufregen. Hier scheint die Gewalt einzig zu bewirken, dass sie Menschen abschreckt, die sich mit den Themen des Gipfels ernsthaft beschäftigen wollen.

Beim G-8-Alternativgipfel in Rostock traf ich auf Hassen Lorgat, einen bekannten Zivilgesellschaftsaktivisten aus Südafrika. Er sagte, dass Afrikaner zwar die Bedeutung der G 8 kennen, aber immer unzufriedener damit sind. „Nichts darf für uns ohne uns geschehen“, meinte er.

Afrika hat viele Probleme: Aids, Armut, Klimawandel, Unterentwicklung. Es gab viele Versuche unterschiedlicher Art, diese Probleme zu lösen. Sie sind alle gescheitert, weil Afrika selbst in den Lösungen nicht vorkam.

Diesmal macht Afrika Schritte, um seine Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen. Initiativen wie „Nepad“ (Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung), von Südafrikas Präsident Thabo Mbeki ausgedacht und geleitet, sprechen von guter Regierungsführung, der Respekt für die Menschenrechte und von fairen und freien Wahlen. Es geht darum, dass der Rest der Welt nicht mehr über uns redet, ohne dass wir dabei sind.

Jetzt kommt Mbeki nach Heiligendamm. Die Zeit ist vorbei, wo alte Kolonialisten sich um einen Tisch setzen und Afrika unter sich aufteilen konnten. Aber ob man jetzt mehr auf Afrika hören wird als früher, ist offen. Selbst beim Alternativgipfel ist die afrikanische Präsenz eher gering, bei wichtigen Themen wie den Auswirkungen des Klimawandels kaum sichtbar. Manchmal tut es gut, sich zu erinnern, dass Heiligendamm nicht der einzige Ort ist, wo Entscheidungen über Afrikas Zukunft getroffen werden. THABO MABASO

Der Autor ist Reporter bei der südafrikanischen Zeitung „The Independent“. Er besucht Heiligendamm als Teil einer afrikanischen Journalistendelegation, die das Londoner Panos Institute organisiert hat