Stefan Schnoor : Altmeister als Neuzugang
Ältere Menschen sollen in Deutschland wieder länger arbeiten. Weil sie Erfahrung mitbringen. Einen Haufen Erfahrung. Instant-Aspirin für kopflose Unternehmen. Kein Wunder also, dass sich die abstiegsbedrohten Kieler letzte Woche genau darauf besonnen und Fußball-Rentner Stefan Schnoor reaktiviert haben.
Diese Rückholaktion ist jedoch nicht nur eine Initiative „Arbeit30Plus“ sondern eine wohlbedachte Win-Win-Situation: Holstein Kiel brauchte im Kampf gegen den Sturz in die Bedeutungslosigkeit einen Leitwolf. Und Stefan Schnoor kann die Beine nicht still halten. Er ist einer jener Profis, die bei C-Jugend-Spielen der eigenen Söhne auf den Platz stürmen, Claus Reitmaier als größtes Vorbild nennen und dann halt noch einmal ein Jahr dranhängen. Weil sie gar nicht anders können.
In Neumünster geboren, beim HSV in der Bundesliga debütiert und in Wolfsburg aufs Altenteil gestellt, will Schnoor in Kiel nun beweisen, dass das Nordlicht in ihm noch immer brennt. Trainer Stefan Böger, ein Freund aus vergangen HSV-Tagen setzt auf Schnoors Erfahrung aus 277 Bundesligaspielen und dem Zweikampfstahlbad der englischen Premier League. Der Alte soll der jungen Holstein-Defensive neue Stabilität verleihen. Stefan Schnoor wird diese Rolle ausfüllen. Auch mit 35 zeichnen ihn noch immer kompromissloses Zweikampfverhalten und bedingungsloser Einsatz für das Team aus. Schnoor ist einer, der vorangeht. Er ist ein echter Haudegen, der immer teaminterne Sünderkarteien angeführt hat.
Pünktlich zum Nikolaus gibt es also wieder auf die Socken im Norden. Im Gegensatz zum großen Nachbarn an der Alster haben die Verantwortlichen in Kiel erkannt, worauf es im Abstiegskampf ankommt: Auf Härte und Zuverlässigkeit. Ballstreichler sind fehl am Platze. Schnoor passt wie die Faust aufs Auge.
Und glaubt man dem irischen Schriftsteller George Bernard Shaw, ist die Verpflichtung Schnoors ein Kieler Geniestreich. Shaw hatte befunden: „Alte Leute sind gefährlich, sie haben keine Angst vor der Zukunft.“ Die Gegner der Kieler sollten gewarnt sein. Lucas Vogelsang