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Archiv-Artikel

Stasineurotiker und Rabulisten

betr.: „Die Stehauffrau“, taz vom 4. 3. 09

vera lengsfeld ist in erster linie exbürgerrechtlerin und kann vieles politisch vertreten, gestern gegen krieg, heute kreuzberg sei steuerfinanzierte wärmestube. diese politische beliebigkeit bei jedem thema außer stasi darf man getrost werten als das, was es angeblich nicht ist: ihren drang, „irgendwelche posten zu besetzen“. was uns hier als klarheit und standhaftigkeit gegen parteienproporz verkauft wird, ist eine umdeutung der politischen unbedarftheit, mit der frau lengsfeld vertretern der eigenen partei wasser auf die mühlen leitet, die das ausstellen eines „tickets auf den exbürgerrechtler“ für zu subtanzlos halten.

was mich aber wirklich traurig und wütend macht am umstand, dass die taz eine ganze seite an frau lengsfeld verschwendet: es gab viele bürgerrechtler. deren unterschiedliche ausstattung mit integrität und klugheit scheint umgekehrt proportional zu der dauer, mit der herrschende geschichtsschreibung und medien sie als ddr-bürgerrechtler herumreichen! Heute stehen stasineurotiker und rabulisten personell für die bürgerrechtsbewegung der ddr. das schmerzt sehr. denn die wende und ihre akteure waren doch ergebnis der ddr. aber egal, die ddr war dumpf, war anpassung und hat zivilisatorisch höchstens zu neonazis in brandenburger dörfern geführt. diese lesart gehört festgestampft!

akteure und verlauf der wende kann man so zwar nicht erklären, braucht man aber auch gar nicht, es reicht, sie zu feiern, soweit sie zur deutschen einheit geführt hat. und dazu passt nur zu gut, statt mal eine seite interview mit einem in der mark ausgegrabenen exbürgerrechtler zu führen, eine seite zur „stehauffrau“ von der traurigen gestalt. INGO WITZMANN, Berlin