„Star Wars“ VII: Der böseSohn
Dass es Böses gab (die Nazis, das System), gehörte zum historischen Hintergrundwissen der zeitlich ersten „Star Wars“-Trilogie. Vor der Darthvaderhaftigkeit ganz normaler Männer konnte man sich wunderbar gruseln.
Die hohen emotionalen Wallungswerte erzeugte aber erst ein weiterer Kniff: Es ging eben nicht darum, dass Väter im Allgemeinen böse sein können – sondern dass dein Vater böse ist. Genau das fochten Luke Skywalker und Darth Vader in opernhaften Duellen aus. „Erforsche deine Gefühle, Luke, ich bin dein Vater.“ Das ist noch mal etwas ganz anderes.
Es gibt nun, Hype hin, Hype her, viele gute Gründe, sich den neuen „Star Wars“ anzusehen. Schöne Selbstironien. Diesen süßen Roboter. Das kreuzritterhafte rote Laserschwert. Eine Heldin und einen schwarzen Deserteur als positiv besetzte Identifikationsfiguren.
Vor allem aber ist da dieser Weiterdreh der Vater-Sohn-Problematik, der einen noch lange beschäftigen wird. Ohne viel spoilern zu wollen: Jetzt ist der Sohn böse. Und genauso wie die erste Trilogie in Bezug auf den Vater hat dieser Film die emotionale Kraft zu zeigen, dass es dabei nicht um irgendeinen Sohn geht, sondern um den eigenen. Das Böse eben nicht als das Fremde, sondern als die andere Seite des Eigenen, als Fleisch von deinem Fleische, das sich nicht integrieren lassen will.
Das ist schon heftig. Im dramatischen Zentrum des neuen „Star Wars“ steht neben der Aufwertung der Frauenrollen die Entwicklung weg vom inneren Konflikt der gepanzerten Männer hin zum inneren Konflikt der Söhne, die ihren eigenen Weg finden müssen. Das trifft etwas an der Gegenwart. Überlebensgroß inszenierte alltägliche Rollenfindungsprobleme schwingen ebenso mit wie westliche IS-Konvertiten. Irgendwo ist da ja der mulmige Verdacht, dass der Terror zum Teil eine nichtintegrierte dunkle Seite des Eigenen ausagiert.
Ganz stark ist, dass die neue Episode Hilflosigkeit zulässt. So wenig wie Luke seinen Vater zwingen konnte, sich zu wandeln, kann Han Solo nun seinem Sohn dabei helfen, sich zu integrieren. Das ist der Stoff, aus dem große Dramen sind. drk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen