Standsicher nur bis zum Jahr 2020: Noch keine Klarheit über Asse-Müll
Komplette Rückholung der Atommüllfässer aus dem maroden Endlager ist möglich, doch dann müssten sie nach Salzgitter in den Schacht Konrad. Gegner planen Lichterkette.
SCHÖPPENSTEDT taz Die Entscheidung über die Sanierung des maroden Atommülllagers Asse wird auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben. Eine "Arbeitsgruppe Optionenvergleich", die seit 2007 die Möglichkeiten zur Sicherung der Altlast prüft, hat nach Angaben des Bundesumweltministeriums einen Zwischenbericht ohne eindeutiges Votum vorgelegt. Nun werde das Bundesamt für Strahlenschutz zwei weitere Gutachten zur Schließung des Bergwerks in Auftrag geben, teilte das Ministerium am Freitag mit.
In das Atommülllager, in dem insgesamt 126.000 Fässer lagern, dringt seit Jahren unkontrolliert Wasser ein. 1.600 Fässer enthalten mittelstark radioaktiven Müll. Den Vorschlag, allein diese Fässer zurückzuholen, verwarf die Arbeitsgruppe. Sie strahlten zwar stärker, seien aber kurzlebiger und damit für die Langzeitsicherheit der Asse von untergeordneter Bedeutung. Stattdessen gibt das Bundesamt für Strahlenschutz nun ein Gutachten in Auftrag, das auch die Rückholung der 125.000 Fässer mit schwach radioaktivem Abfall prüfen soll.
Diese "vollständige Rückholung" sei weiterhin eine Option, sagte BfS-Präsident Wolfram König am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Schöppenstedt. Allerdings müsse in diesem Fall der gesamte Atommüll aus der Asse in das im Bau befindliche Endlager Schacht Konrad in Salzgitter gebracht werden. Dazu müsse aber die Genehmigung in einem weiteren öffentlichen Verfahren erweitert werden.
Der Umlagerung der radioaktiven Abfälle innerhalb des ehemaligen Salzbergwerks Asse, die ein zweites Gutachten prüfen soll, steht das BfS eher skeptisch gegenüber. Dabei müsste faktisch unterhalb der Schachtanlage Asse ein neues Endlager im Salz errichtet werden. Dafür wäre wohl ein neues Genehmigungsverfahren erforderlich, das Jahrzehnte dauern könnte.
Derzeit geht das BfS davon aus, dass das marode Bergwerk Asse bis zum Jahr 2020 noch standsicher ist. Nach der Übernahme der Verantwortung für die Grube hat das Amt die Strahlenschutzbestimmungen für die Bergleute strenger geregelt. Als Nächstes will es durch Betoninjektionen verbliebenen Hohlräume in alten Salzabbaukammern schließen und so die Stabilität der maroden Grube erhöhen.
Die AKW-Gegner der Region begrüßten, dass jetzt die Rückholung aller Atommüllfässer aus dem Bergwerk untersucht wird. "Ob der Strahlenmüll am Ende tatsächlich nach Salzgitter kommt, werden wir noch sehen", sagte Peter Dickel im Namen des Asse-Koordinationskreises und der AG Schacht Konrad. Die gültige Konrad-Genehmigung erlaube die Einlagerung der Asse-Abfälle nicht. Am 26. Februar wollen AKW-Gegner mit einer Lichterkette von Braunschweig zur Schachtanlage Asse und zum Endlager Konrad gegen jegliche Atommülllagerung in der Region protestieren.
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