■ Standbild: Zum Schießen
„Hirschgesänge“, Mi.,
20 Uhr, arte
Obwohl entschieden kein Waidmann war mir am Mittwoch irgendwie nach Wild. Und so nahm ich die Programmzeitung zur Hand, zu sehen, was da am frühen Abend so an telegenem Vieh geboten wurde. „Unterwegs in Afrika“ bei SWF 3? Nicht übel. „Jagd ohne Skrupel“ (WDR) klang mir hingegen doch zu reißerisch – und würden da überhaupt Tiere mitspielen? So hatte ich mich eigentlich schon für Hajo und die Gorillas („Wunderbare Welt“) im ZDF entschieden, als mein Blick in der arte- Spalte verfing: „Hirschgesänge“ hieß es da knapp. Und auch der Untertitel machte mich frohlocken: „Tierbeobachtungen im Ardennen- Hochland“. Warum sich mit Exoten abgeben, wo doch auch der europäische Wald Prächtiges zu bieten hat.
Der Film ging auch gleich angenehm los. Es war Winter. Und schon sah man im verschneiten Tann einen kapitalen Vielender nach Eßbarem kratzen und hörte liebliche Gesänge. Eindeutig Frauenstimmen, der Hirsch aber ließ nichts verlauten. Dafür eine Stimme aus dem Off: „Der Schnee hat sich wie ein jungfräulicher Schleier über die vom Herbst geschlagenen Wunden gelegt.“ Beim Geweih meiner Großmutter, so ging's weiter, 30 Minuten lang. „Wenn es den Hirsch nicht mehr gäbe, wäre das wohl auch für das Lebensgefühl in unseren Ländern ein herber Verlust.“
Jedenfalls ein herberer, als wenn es Filmemacher wie Peter Anger nicht mehr gäbe. Und die hirschenen Gesänge? Es dauerte geschlagene 25 Minuten, bevor das Rudel zu irgendwas anhob, was man als solche hätte bezeichnen können. Ich kann mich täuschen, aber irgendwie klang dieses Liedgut verdammt ähnlich jenem der Buckelwale. Aber wie gesagt, ich bin ja eigentlich kein Waidmann. Reinhard Lüke
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