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■ StandbildRätseln im Terrorball

Showlympia, Sa. 20.15 Uhr, ARD

Selbstreferentialität ist immer gut, ein munterer Ideenklau der ganze Trick. Man spielt die Spiele aus fremden Landen einfach nach. Im Vertrauen darauf, daß die besten Spiele der Welt keine schlechte Show ergeben, trat Nachwuchsmann Thomas Germann mit juvenilem Elan vor seine Kandidaten. Drei Teams, Italien, USA und Deutschland, traten in allerlei skurrilen Wettbewerben gegeneinander an. Da rollten überdimensionale Sat.1- Bälle auf klobig aufgepumpte Kandidaten zu, und im Terrorball waren, um die eigene Achse kreisend, schwierige Worträtsel zu lösen. Um es mit dem englischen Fußballer Linneker vorwegzunehmen: am Ende gewannen die Deutschen.

Aber die Wiederauferstehung von „Spiel ohne Grenzen“ kam nicht recht in Fahrt. Vielleicht lag es daran, daß wir die gewiß sympathischen Kandidaten, über 90 Minuten enthusiasmiert wie gedopte Cheergirls, wegen ihrer putzigen Verkleidungen nie recht zu Gesicht bekamen. Gehört doch zum sporttreibenden Körper unbedingt das schmerzverzerrte Gesicht! Aber davon zeigten die Amerikaner selbst in der Niederlage nicht eine Spur. Alles Anfeuern Germanns: „Echt supergut, give everything“, half nicht. Jeder war immer schon Sieger, und alle Mitspieler wurden mit Reisen belohnt.

Zur Show gehören Stars, deshalb wurden Ornella Muti, der Schwimmer Mark Spitz und der Gewichtheber Nerlinger für ihre Länder in ein Quiz geschickt, in dem internationale Fernsehspiele erraten werden mußten. Der Schwimmer Spitz war nicht recht bei der Sache, bemühte sich aber wenigstens, der Schauspielerin Muti zu gefallen. Da war der dickleibige deutsche Sportsmann schon aus linientechnischen Gründen aus dem Rennen.

Indem wir den informativen Gehalt des Dargebotenen noch kundtun wollen, gilt es festzustellen, daß es um die Spiele der Fernsehwelt nicht gerade gut steht. Weiter fortgeschritten sind da die Japaner, bei denen man sich zur Erregung medialer Aufmerksamkeit aus 90 Zentimetern Entfernung mit dem Kopf gegen eine Holzwand fallen lassen muß. Die Niederländer waren aber auch nicht schlecht. Für 1.000 Gulden und drei Minuten warholsche Berühmtheit biß eine Passantin mit den Zähnen die Fußnägel von echten holländischen Käsefüßen ab. Das hatte beinahe schon „Wetten, daß...“- Niveau. Harry Nutt

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