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StandbildBallermänner

■ "Die Reportage", Fr., 21.15 Uhr, ZDF

I shot the sheriff“, sang Bob Marley, „but I did not shoot the deputie.“ Ein ärgerliches Versäumnis, wie man nach Peter Adlers Reportage „Die Ballermänner“ feststellen muß. Die Hilfssheriffs der sogenannten „Sicherheitsfirmen“ formieren sich derzeit zu einer Privatarmee im Staat. In Berlin stehen 30.000 Polizisten bald ebenso viele Privat- Revolverhelden gegenüber.

Dieter Flagmeyer, Ex-Stasi-Beamter, früher in der Wannseesiedlung tätig und heute Chef der Schutzfirma Boss, berichtet mit unverhohlener Naivität: „Objekt- und Personenschutz gibt es auf der ganzen Welt. Und letztendlich haben wir in der ehemaligen DDR den Objekt- und Personenschutz so organisiert, wie das gang und gäbe ist. Da spielt eigentlich der Arbeitgeber nicht die entscheidende Rolle.“ Stasi-Leute sind, wie es in Fachkreisen heißt, „besser motiviert, absolut zuverlässig, gut ausgebildet“.

Beklemmende Erinnerungen werden heraufbeschworen, wenn die Privatknüppler verkünden, sie würden „die Drecksarbeit“ erledigen: Bettler, Asoziale, illegale Straßenhändler, Fixer, Punks und Hütchenspieler würden das Geschäft an Berlins teuerster Meile verderben. Die Arbeitsgemeinschaft der Citygeschäfte setzt daher auf Kettenhunde des Kapitals. Kapitulation des Rechtsstaats.

Als täten sie das Normalste auf der Welt, lassen sich indes die Leute von Mohameds Dienst (MD) filmen, wie sie — außerhalb der Legalität — Junkies abführen und Punks drangsalieren. Mit Feldwebelton bildet MD- Chef Achmed, gegen den zur Zeit 19 Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung laufen, seine Leute aus. Schlägertrupps zu Polizisten: Kubricks „Uhrwerk Orange“ läßt grüßen.

Zehn Milliarden Mark setzt das Geschäft mit der „Sicherheit“ pro Jahr um. Berlin boomt am meisten. Je mehr das soziale Gefüge den Bach runtergeht, desto hysterischer wollen Bessergestellte ihren Besitz geschützt sehen. Selten gelingt es einem Film, durch nackte Fakten ein solch eindeutiges Bild zu vermitteln.

Ohne jegliche Effekthascherei, ohne versteckte Kamera wird das Rechtsbewußtsein paramilitärischer Schlägertrupps dokumentiert, die beispielsweise ein Berliner Kaufhaus „beschützen“: „Wenn sechs Ausländer herumlaufen“, sagt der libanesische Ex-Türsteher und Geldeintreiber, „die brauchen gar nicht kriminell zu sein — das bringt den Kunden Angst. Wir bitten sie, das Haus zu verlassen oder auseinanderzulaufen.“ Ausländerfeindlich sei man nicht: „Die Leute dürfen rein, nur nicht in Gruppen.“ Den Rassismus, den Peter Adler mit diesem Zitat bloßgestellt hat, hätte Kabarettist Gerhardt Polt nicht besser karikieren können. Manfred Riepe

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