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■ Standbild3- bis 12-Tage-Bart

„Tatort“, Sonntag, 20.15 Uhr

Es beginnt ausländerfreundlich. Denn binnen der ersten fünf Minuten des SFB-Tatorts „Berlin – beste Lage“ wird nur polnisch gesprochen. Ohne Untertitel. Alsdann demonstriert Günter Lamprecht, wie man eine Zigarette nicht rauchen sollte. Und wie sie auch Bogart niemals zu rauchen pflegte, selbst wenn es so aussah. Auch dann nicht, wenn er ähnlich schwierige Fälle zu lösen hatte. Saugt Kommissar Markowitz den Rauch ein, so hören wir förmlich den rotglühenden Filter quietschen. Merke: Eine Zigarette ist (k)ein Nikotin- Strohhalm, an den ein filmischer Charakter sich klammert.

Der minimalistische Berliner „Tatort“ baut ganz auf die Wirkung von Günter Lamprecht. Und wenn der dem neureichen Ostler Printz immer eine Spur zu grimmig in die Augen schaut, spürt man förmlich das Vibrieren am Drehort. Wahrscheinlich ist das Team hinter der Kamera nach der Klappe jedesmal in schallendes Gelächter ausgebrochen ob Lamprechts Chargiererei. Doch über die Story gelingt es diesem Personality-„Tatort“, sich wohltuend in Richtung Selbstparodie zu orientieren. Angefangen mit der Idee, daß der Kommissar ein Doppelgänger des Ermordeten ist und daher quasi als dessen Geist herumspukt. Auch die Vorstellung, daß ein Kommissar zwei Tage Urlaub nimmt, um Überstunden abzufeiern, und dabei irrtümlich tot in Polen aufgefunden wird, entbehrt nicht der Komik.

Die stärkste Figur gibt Günter Junghans als Printz. Ohne spürbaren mimischen Aufwand kommt diese Schäbigkeit rüber, die insbesondere deshalb eine ist, weil sie durch Seidenschals und möchtegern-aalglattes Gebaren abgeschüttelt werden soll. Selten hat die Binsen-Message, daß Geld den Charakter verdirbt, so überzeugt. Die eigentliche Story um Grundstücksspekulationen mit dem reprivatisierten Ossi-Eigentum wird auf kleiner Flamme gekocht und bleibt daher glaubhaft. Allein die Wendung am Ende, als die DDR-Grundstücksenteignung historisch noch einmal mit der Enteignung der Juden durch die Nazis rückgekoppelt wird, ist zwar überraschend, aber der damit zwangsläufig implizierte Vergleich zwischen Faschismus und Sozialismus hinterläßt Bauchgrimmen. Was wieder stimmt: Ulrich Gumperts Cool-Jazz-Untermalung, die nicht schlecht zum Drei- bis Zwölf-Tage-Bart Lamprechts paßt.

Alles in allem ein kurzweiliger Anti-Action-„Tatort“, der Einblick in den Tabakkonsum schlecht rasierter Kriminalbeamter gibt. Manfred Riepe

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