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■ StandbildDialektischer Wortwitz

„Sugerbaker's“, Dienstag, 18.30 Uhr, Sat.1

Die dahinscheidende Zeitschrift TV Guide erkundigte sich im Februar dieses Jahres bei deutschen Fernsehmachern, was man denn unter einer Sitcom zu verstehen habe. „Die fieberhafte Suche nach einem Komiker, bei dem das Publikum trotzdem lacht“, dozierte ein offenbar von der Ankerkette des „Traumschiffs“ gestreifter Professor Dieter Stolte (ZDF); „etwas, was die Zuschauer in die meist peinliche Situation bringt, das Angebotene als Comedy verstehen zu sollen“, rhabarberte Dietrich Schwarzkopf (ARD). Die Sitcom bot in den 50er und 60er Jahren vorrangig harmlos-familiäre Schmunzelspäße. Dies änderte sich mit „All in the Family“, der US-Version der britischen Serie „'Till Death Us Do Part“ (Vorbild auch für „Ein Herz und eine Seele“). Schließlich kam „The Class of '72“, ein gutes Dutzend in die Serienproduktion involvierter Frauen, die mit Erfolg in die Männerdomäne einbrachen und für innovative Serien wie „Murphy Brown“, „Roseanne“ oder „L.A. Law“ verantwortlich zeichneten. Eine von ihnen ist Linda Bloodworth- Thomason, die „Sugerbaker's“ konzipierte. Ihre vier Heldinnen führen gemeinsam ein Studio für Raumdesign. Die sehr unterschiedlichen Temperamente der Frauen ermöglichen – ähnlich wie bei den „Golden Girls“ – das „dialektische Prinzip“: In pointierten Debatten werden gleichsam Thesen und Antithesen entwickelt; die Synthese ergibt sich aus der harmonischen Auflösung des Geschehens oder bleibt dem Zuschauer überlassen. Das Themenspektrum umfaßt das Für und Wider einer Mißwahl ebenso wie Rassenvorurteile. Als größtes Manko der anspruchsvolleren Sitcoms erweist sich die Synchronisation. Wenn eine Dialogzeile auf den Pophit „The Night The Lights Went Out In Georgia“ anspielt und dies getreulich übersetzt wird mit: „Das war die Nacht, als in Georgia die Lichter ausgingen“, ist der Witz bereits beerdigt. Da muß man dann doch die ARD und ihren Zweikanalton loben. Harald Keller

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