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■ StandbildPatrizierschicksale

„Blankenese“, Mittwoch, 18.55 Uhr, ARD

Hamburg. Freie und Hansestadt. 755 Quadratkilometer groß. 1,68 Millionen Einwohner. Seehafen. Das Hoch im Norden. Auch für Drehbuchautoren und Regisseure, denn die Millionenstadt ist ein schier unerschöpfliches Reservoir für Geschichtenerzähler und bietet zudem malerische Kulissen sonder Zahl. Doch Regisseur Hermann Leitner wählt die gewohnten Postkartenimpressionen, läßt die Alster aus der Luft aufnehmen, zeigt Speicherstadt und Köhlbrandbrücke. Später einmal kann das NDR-Studio das Füllmaterial vielleicht als Pausenfilm verwenden. Trefflich illustrieren die Klischeebilder das von Justus Pfaue ersonnene, nicht minder schablonenhafte Geschehen. Den hanseatischen Geldadel plagen gewichtige Probleme: Nichtsnutzige Reedersöhne schwänzen Bürostunden, fahren Kabrio, verjubeln ihr Geld und schmuggeln stadtbekannte Edelnutten auf vornehme Festivitäten. Ein liebreizendes Aschenputtel wird herausgeputzt für den gesellschaftlichen Aufstieg. Die Grüne Milbe nagt an der Kapitaldecke, aber bejahrte Kolonialwarenhändler – Meister Bellheim grüßt recht herzlich – lösen jedweden Schicksalsschlag mit hanseatischem Stoizismus und schlitzohrigem Charme. Stets zur Stelle sind patente Lagerarbeiter und verständnisvolle Frauen.

Der ZDF-Weihnachtsmärchenerzähler Justus Pfaue tischt die schönsten Fabeln in einer Form auf, daß sie selbst vom restlos retardierten Vorabendzuschauer mühelos verstanden werden können: „Sag mal, wo sind eigentlich Nik und Uwe?“ „Wahrscheinlich haben sich die beiden Halunken klammheimlich aus dem Staub gemacht.“ „Du meinst, sie haben einfach die Party verlassen?“

Nik und Uwe haben den Ausreißversuch bereits besprochen, wir haben ihren Abgang verfolgt, aber das reicht, scheint's, noch immer nicht. Ein Musterbeispiel für Pfaues Eigenart, noch die banalsten Dinge über mindestens drei Einstellungen zu strecken. Immer wieder läßt er seine Figuren repetieren, dozieren, vortragen, läßt Dialoge aufsagen, deren Blähsucht nach sofortigen redaktionellen Eingriffen schreit. Mag wohl sein, daß der Küstenbewohner gemeinhin ein wenig steif parliert. Aber derart gestelztes Geschwafel hört man nicht mal im Ohnsorg-Theter. Und jetzt wird's höchste Zeit für ein probates Gegenmittel: ein bis zwei Folgen „Schwarz Rot Gold“. Harald Keller

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