■ Standbild: Kriegs Berichterstattung
„Finito“, Sonntag, 20.15 Uhr, 3 sat
Auf der Suche nach Niegesehenem schippert der TV-versessene Mensch dann und wann gern einmal durch die bildungsbeflissenen oder anderswie abseitigen Nebenkanäle, und siehe, er stößt auf ein als satirisch annonciertes Magazin mit dem Titel „Finito“.
„Finito“, so verlautbart das dazugehörige 3sat-Presseinfo, „das sind Klaus Kriegs letzte Nachrichten im satirischen Monatsrückblick.“ Beiseite gesprochen hätte der diesbezüglich allerdings nur wenig vorgebildete Augenzeuge und Autor den Titel „Klaus' letzte Kriegsnachrichten“ um ein Geringes satirischer gefunden. Aber als Laie sollte man sich erst einmal kundig machen.
Das Lexikon sagt über die Satire: „literar. Gatt., die in heiter- spött., bissiger oder höhn. Art und geistreicher Spr. best. Personen, Anschauungen, Ereignisse oder Zustände kritisiert oder verächtl. machen will; sie ist nicht an eine best. literar. Form gebunden.“ (Der Autor entschuldigt sich für die spröde Lektüre, aber das Lexikon war billig und nimmt nicht viel Platz weg im Regal.)
Und so entsteht Satire: Der Satiremacher, in diesem Fall Klaus Krieg, durchforstet gängige Gazetten nach kuriosen Schlagzeilen wie zum Beispiel „Lebende Sperre stoppt Raser“. Die Meldung dazu: Ein Polizist hatte ein paar Zivilisten auf die Straße beordert, um einen flüchtigen Hochgeschwindigkeitsfanatiker zum Halten zu zwingen. Die satirische Umsetzung: Ein Gendarm schiebt ein Rudel Passanten vor sich her, um einen schießwütigen Bankräuber dingfest zu machen. Kriegs kryptischer Kommentar: „Wenn dieses Beispiel Schule macht, dann können Sie künftig vielleicht kleinere Mordfälle in der Verwandtschaft selber lösen.“ Hä?
Aber der Beitrag über „Chaussee Carreras“ (Rudolf Moshammer), der in Augsburg nicht singen kann, weil die am Amphitheater vorbeiführende Straße im Sommer höchstens 31 Tage gesperrt werden darf, der leuchtete mitsamt der unausbleiblichen Assoziationskette Augsburg-Brecht-Dreigroschenoper wattstark, gleichsam blendend ein. Absolut. Nur witzig war er auch schon wieder nicht, genausowenig wie der fußlahme running gag der Sendung und das gesamte restliche Gewürge. Harald Keller
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