Standbild: "Er wollte Cash"
■ betr.: "Lutz und Hardy"
„Lutz und Hardy“, Mittwoch, 19.25 Uhr, ZDF
Es helfen nicht Barmen noch Bangen – die Herbstmanöver der ZDF-Serienredaktion haben begonnen. Zentrales Thema in dieser Saison: Paare, gemischte Doppel, schrullige Käuze im Zweierpack. Eine ganz alte Chose also, entstehungsgeschichtlich den späten Sechzigern und Frühsiebzigern zuzuordnen. Wappnen Sie sich für „Iris und Violetta“, „Zwei alte Hasen“ und eben „Lutz und Hardy“, der Serie, die laut Avis der Mainzer PropagandistInnen „Spannung mit heiterer Note“ verspricht.
Schon der Pilotfilm ließ erkennen, wie fürsorglich sich die Vorabendserie künftig an den Reklameblock schmiegen wird, in dem bezeichnenderweise gleich zweimal Quark angepriesen wurde.
Überhaupt brachte die Unterbrecherwerbung ein Wiederhören mit längst vergessen geglaubten Jugendbekanntschaften: Volker Lechtenbrink beschnulzt noch immer mißtönend seinen Malzkaffee, Wolf-Dieter Stubel gönnt sich die Goldkante, und selbst der Bär von der Milchdose tapert nach wie vor, auf ein Rendezvous mit der lila Kuh hoffend, durchs Gebirge.
Die narrative Strecke, bar jeder Originalität, ließ sich weniger erbaulich an. Wer außer den „Derrick“-Fanclubs mag denn noch Sätze hören wie: „Er wollte weg. Ganz schnell weg. [...] Er wollte Cash. Unbedingt Cash.“ Oder gar: „Er ist tot.“ „Ja – jetzt ist er tot.“
Dieses zeitschinderische Gefasel wurde deklamiert von einigermaßen befähigten Schauspielern, die sich allerdings von Autoren und Regie zu Knallchargen der Theaterstadl-Kategorie degradieren lassen mußten.
Was die serielle Erzählung betrifft, stellt sich Deutschland unvermindert als Entwicklungsland dar. Und möchte es wohl auch bleiben. Harald Keller
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