■ Standbild: Kreuz-„König“ sticht
„Der König“ mit Günter Strack, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Eines muß man den Herren & Damen von Sat.1 lassen: Sie reizen gut mit im Quotenspiel. Längst haben die Mainzer erkannt, daß sie nicht nur auf die Karte „CDU-nah“ setzen dürfen. Also streut der Spiegel das Gerücht, daß der schwarze Bube Mertes wegen allzu großer Kohl- Bereitschaft bald weggedrückt werden müsse – und Sat.1 spielt prompt eine neue Image- Trumpfkarte aus: Günter Strack.
Der ist zwar auch nicht frei von christdemokratischer Anmutung, aber ein gewichtiger Serien-„König“. Im Pressetext heißt es vollmundig, daß Strack, der sich als Dr. Renz im „Fall für zwei“ und als Onkel Ludwig bei den „Drombuschs“ einst zum King der ZDF-Schauspielflöte entwickelt hatte, nun dem Genre des „Country-Crime“ Leben einhauche – und zwar als pensionierter fränkischer Kommissar, der von seinem Weingut aus die Welt um Bamberg herum gütig entkriminalisiert.
Strack will die Sat.1-Macher sogar an Jean Gabin erinnern, der als Maigret so schön muffig und weise seine Schäfchen beisammen hielt. Allein: Drehbuchautor Michael Baier ist nicht Simenon, was bedeutet, daß die „König“-Plots so mager daherkommen, aber zugleich auch so moralisch, daß der Krimi mal wieder auf der Strecke bleibt. Offenbar haben es sich die Macher nicht zugetraut, Ulrich Wildgruber (ja, auch die Sat.1-Flöte ist nicht von Pappe!) als Prälaten gleichzeitig schwul sein zu lassen. Schon Hannelore Hoger durfte im Pilotfilm nicht die schöne Mörderin sein. Leider.
Insgesamt kommt das Spiel also nicht über jenen Punkt hinweg, hinter dem die Spannung beginnt. Dabei wirken die Drehbücher kompliziert, ja verworren. Nichts gegen aufregende Lösungen, aber verständlich sollten sie sein. Und das Kreuz-As Strack? Das geht eben über alles und ist derart gut gespielt, daß sich keiner der Mitspieler traut, den Dicken zu übertrumpfen. Da wird dann geschmiert wie an der Bühnenrampe des Bamberger Stadttheaters.
Gewiß, Sat.1 wird diese Runde trotzdem gewinnen. Strack entwickelt sich wirklich langsam zum misanthropischen Saukerl mit guter Schlagseite. Wenn er jetzt noch aufhörte, am Ende immer wieder Predigten wie zu schlechtesten Pfarrerzeiten zu halten („Sprechen Sie zu dem Jungen wie von Mensch zu Mensch“), dürfen wir hoffen. Es muß ja nicht gleich Gabin sein. Jan Feddersen
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