■ Standbild: „Wir raten ab“
„pro movie“, Samstag, 14 Uhr, Pro 7
Ein Kinomagazin ist im Grunde schnell verfertigt. Filmausschnitte, Interviews oder Bilder vom Drehort stellen die Produzenten gerne zur Verfügung. Fremde Idiome werden deutsch übertönt; wer partout will, kann noch einen eigenen Kommentar hinzufügen. Flugs aneinandergepappt das Ganze, und fertig!
„Apropos Film“ einmal ausgenommen, bewegen sich die meisten Kinosendungen im deutschen Fernsehen auf etwa diesem Niveau. Kein Wunder, daß sich Hoffnung breitmachte, als uns Pro 7 mit Pressemäppchen und lautem Getön ein neues, wöchentlich abzuhaltendes Kinomagazin namens „pro movie“ avisierte und die Fachzeitschriften epd Film und film-dienst als Partner dieses Unternehmens anführte. Was nichts heißen muß: Gerade der film-dienst sorgt immer wieder für Gelächter, wenn seine Autoren „Flesh Gordon“ nicht von „Flash Gordon“ zu unterscheiden vermögen oder Sharon Stone als Sharon Tate ansehen und hernach womöglich drakonische Urteile wie das vielerorts als Empfehlung aufgefaßte „Wir raten ab“ verhängen.
Gut beraten war, wer „pro movie“ keine allzu hohen Erwartungen entgegenbrachte, entsprach doch die Sendung nicht annähernd den vorab lancierten Ansprüchen. Die großspurig angekündigte Hintergrundberichterstattung erschöpfte sich in einem knappen, jegliche Reflexion über die weitreichenden Implikationen der perfektionierten Bildmanipulation aussparenden Beitrag über die elaborierten Spezialeffekte, die Forrest Gumps Begegnung mit John F. Kennedy ermöglichten. Da blieb dann freilich noch ausreichend Zeit für einen informativen Blick auf das Büfett der Münchner Premierenfeier zu „Interview mit einem Vampir“. Recht vielsagend, daß das oral fixierte Epos zuvor im Werbeblock vertreten war und Teile des besagten Spots auch im Bericht Verwendung fanden.
Immerhin umfaßt die Themenpalette auch sonst oft vernachlässigte europäische Produktionen, hier H.-C. Blumenbergs „Rotwang muß weg“ und Costa Gavras' „Die kleine Apokalypse“. Allerdings ließ man es dabei erst recht an der gebotenen Sorgfalt fehlen: Blumenbergs bemerkenswerte Fernseharbeiten blieben unerwähnt, und Gavras' Hauptdarsteller, sein tschechischer Regiekollege Jiri Menzel, wurde uns von „pro movie“ als Pole vorgestellt. Harald Keller
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