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■ StandbildMaggi-Kultur "Alfredissimo"

„Alfredissimo!“, Dienstag, 15.03 Uhr, ARD

Schon unseren Eltern wurde im Fernsehen vorgekocht: Inzinger und Wilmenrod hießen die Meister aller Töpfe, die der Nation das Einmaleins der feinen Küchen beibringen wollten. Im Grunde aber waren es stets deprimierende Sendeminuten: All die Stars und Sternchen hinter den Menus inszenierten sich als unfehlbar. Kochten unsere Mütter nach, was das Fernsehen ihnen empfahl, wurde es doch wieder nur Eintopf.

Seit Dienstag ist alles anders bei dieser Art der Fernsehnachhilfe: Alfred Biolek lud unter dem Titel „Alfredissimo!“ zur gemeinsamen Speisezubereitung. Doch der charmante Alte aus Köln verschont uns, nur ihm allein über die Schürze sehen zu dürfen. Als erste Mitköchin lud er Marianne Sägebrecht, deren Leibesfülle allein schon signalisiert, daß Essen eine Frage der Lust sein kann, in seine Küche – sehr schick, sehr groß, sehr sozialwohnungsunverträglich.

Was das Duo uns vorsetzte, war so sehenswert, daß man nur zuraten kann: einschalten oder auf Video aufnehmen. Wer bisher vergessen hatte, zu Mittag zu essen, war hernach gierig, es ihnen nachzutun: Ente auf bayerisch-surinamesische Art. Dabei war es nicht das Essen allein, das Appetit machte, das hätten zur Not Dagmar Berghoff und Ulrich Wickert auch geschafft. Nein, vielmehr war es die unversklavte, völlig entspannte Art, wie Sägebrecht und Biolek, zwei Diener im Sinne gefräßiger Geselligkeit, ihre Rezepte als das nahmen, was sie meist auch nur sind: „Grundskelette“ (Sägebrecht), die erst durch eigene Ideen verfeinert werden müssen. So plauderten sich beide die 30 Minuten entlang, allzeit hantierend über Serviettenknödeln und Entenpürzel. Lässig aus der „Lamäng“ wurde da gesalzen, statt mit der Goldwaage jenes einzelne Korn zu wiegen. Nichts schien bei ihnen perfekt. Sie, nur sie blieben die Regenten ihrer Kochtöpfe und nicht die Jünger eines Sternekochs.

Schade, daß die Sendezeit knapp wurde und man die Gerichte im Stehen zu sich nehmen mußte: Wir hätten ihnen zu gerne beim Essen zugesehen, wenn sie sich noch mehr Anekdoten und Hausfrauenweisheiten in die Ohren getröpfelt hätten. Zum Beispiel die bange Maggi-Frage! Das verpönte Gewürz braucht man nämlich doch: Versetzt mit einigen „Spritzern Sherry“ ersetzt es die fehlende Sojasoße. Fernsehen bildet also doch! Arne Fohlin

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