■ Standbild: Kolumbien in Leipzig / "Schwarz Rot Gold: Geld stinkt"
„Schwarz Rot Gold: Geld stinkt“, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Schon in der letzten Folge hatte Zollfahnder Zaluskowski das heimische Büro verlassen und ging allein in die weite Welt hinein. Die Accessoires sind angepaßt, statt Stock und Hut trägt Mann jetzt Aktenköfferchen und Handy, und die Tarnkappe heißt heutzutage „verdeckte Ermittlung“. Stark sind diesmal seine Gegner: nicht nur die kolumbianische Drogen- und Geldwäscher-Mafia, auch noch das gleichzeitige Fußballspiel bei RTL.
Zaluskowski taucht erst nach 20 Minuten auf, dann aber gleich inmitten eines Teams internationaler Fahnder. Es wird sein größter Fall. Der Weg führt unseren Ermittler diesmal von Leipzig nach Zürich, immer hart auf der Spur der kolumbianischen Delegation, die im Zentrum von Leipzig mit Drogengeldern einen Hotelkomplex erbauen will. Apropos Hotelkomplex: Ich habe noch nie so viele Hotels in einem einzigen Film gesehen, von innen wie von außen. Und die schönen großen Reklamen – stinkt Geld, wie im Titel postuliert, vielleicht doch nicht?
Die Handlungsabläufe waren im wesentlichen geprägt von: Beschatten, Abhören, konspirativen Treffen, was optisch etwas langweilig gerät, wenngleich Kameramann Banuscher die monotone Bildabfolge mit Sightseeing-Aufnahmen der jeweiligen Städte unterbricht.
Autor Dieter Meichsner hat für seine Darstellung des doch sehr komplexen Vorgangs die Außenperspektive der Polizei gewählt und durchgehalten, seine gediegene Erzähltechnik mußte aber mit einem immensen Aufwand an Komparsen bezahlt werden, die, observierend und in ihre Jackettaufschläge flüsternd, in Hotellobbys, Autos oder an Wegen lagern. Der Einsatz lohnt sich aber, die Mittelsmänner der Kolumbianer fliegen auf, und das Geschäft platzt – jedenfalls vorläufig.
Das war die 17. und gleichzeitig vorletzte Folge von Meichsners „Schwarz Rot Gold“-Reihe. Die letzte Folge („Im Sumpf“) ist bereits abgedreht, es wird um illegale Müllentsorgung gehen, Sendetermin ist voraussichtlich im Herbst. Der Abschluß dieser Sendereihe ist nur konsequent. Die Kriminalität hat grenzüberschreitende Dimensionen angenommen, dem kann die kleine miefige Film-Zollbehörde am Hafen längst nicht mehr Rechnung tragen.
Tatsächlich ist die wirkliche Behörde bereits umgezogen nach Rahlstedt. Meichsners Forderung nach Realismus im Wirtschaftskrimi kann nur dann umgesetzt werden, wenn auch die Konzeption modernisiert wird. Roswitha Seidel
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