■ Standbild: Schimmi Dir einen!
„Balko“, Di., 20.15 Uhr, RTL
Nun hat also auch RTL seinen wöchentlichen Ermittler. Wenn Sat.1 mit „A.S.“ aufwartet, will man schließlich nicht abstinken.
Balko, der Mann mit dem Hundenamen, ist einem verjüngten Schimmi nachempfunden, nur viel besser gekleidet und ohne Prolo-Mief. Schade, daß die Figur so schablonenhaft gezeichnet wurde: ein völlig makelloser Tausendsassa, der aus Schlägereien gleichermaßen unbeschadet herauskommt wie aus einem exzessiven Kampftrinken, dem die Frauen zu Füßen liegen, obgleich er doch der einen treu ergeben ist. Ein unorthodoxer Typ, der morgens im Spiegel in das strahlende Gesicht eines Siegers sieht, das ist doch alles ein bißchen zu glatt.
Die Story möchte noch durchgehen: Zwei Frauen tun sich zusammen, bringen den gemeinsamen Geliebten beim Gotcha- Spiel um und liefern sich gegenseitig ein Alibi. Vielleicht, weil er sie beim Liebesakt heimlich gefilmt hat. Aber das hat er mit 62 Frauen getan, wenn die nun alle ... Na, egal, über das Motiv wollen wir nicht spekulieren.
Einen Thanner hat Balko natürlich auch, hier heißt er Krapp, aber die langweilig-trockene Ermittlungsarbeit spielt Ludger Pistor genauso schön. Krapp mußte also die 62 auf Homevideos verewigten Frauen befragen, was er in Rekord schaffte (53 Sek.), während unser Held sich inkognito in die Gotcha- Gang einschlich und den Kerlen mal zeigte, wie das Spiel geht.
Die dritte Hauptrolle spielt der oft gesehene, aber sehr wandlungsfähige Dieter Pfaff, dem das Autorengespann Pomorin/Illner einen Hund namens Montag zur Seite stellte. Über die Funktion dieses Hundes werden wir noch lange nachzudenken haben. Wie auch über die bonbonkaufenden kleinen Jungs, die durch das Bild liefen, ohne daß sich ein Sinn daraus ergab. Die Dialoge sind bemüht locker, teilweise auch witzig, es hakte aber konsequent, wenn der verdeckt ermittelnde Balko im Gotcha-Verein plump anbiedernd etwas über den Ermordeten in Erfahrung bringen wollte („Sagen Sie mal, was war denn das für ein Typ?“). Dann sprudelten die Zeugen plötzlich wie im Polizeiverhör, statt zu fragen: Was geht dich das an?
Immerhin, die Absicht der Serie ist erkennbar, und so macht sich „Balko“ im Kontext der sonstigen RTL-Produktionen, die gewöhnlich von australischen oder englischen Serien abgekupfert sind, dann doch geradezu wie ein Juwel. Roswitha Seidel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen