piwik no script img

■ StandbildBarbarellas Huf

„Birkenhof & Lerchenau“, So., 20.15 Uhr, RTL

Rein gar nichts an diesem großbürgerlichen Pferde-„Dallas“ weist in irgendeiner Form auf eine, wenn auch nur versteckte, Ambition hin, den Zuschauer nicht massiv zu quälen, zu langweilen, zu betäuben, das Rückenmark aufzudröseln, um schließlich alle mittleren und höheren Verstandesfunktionen vollständig zu paralysieren. Das klingt nach einem Giftgas-Anschlag, ist aber Fernsehen.

Das Setting entspricht einem Groschenroman, die Ästhetik erreicht kaum das Niveau der „Schwarzwaldklinik“. Die Häppchendramaturgie und die regelmäßige Draufsicht auf das Schloß zeigen, daß hier von der Machart her gar nicht mehr in Film-, sondern nur noch in Serienkategorien gedacht wurde. „Birkenhof & Lerchenau“ versammelt eine Bande von miesen Charakteren, deren Verruchtheit sich darin aufhebt, daß sie mies gespielt sind.

Der Schloßherr ist ein Treuhänder, der das Vermögen des Sohnes seines verstorbenen Freundes in den Sand gesetzt hat. Um zu retten, was zu retten ist, möchte er seine Tochter mit dem Prinzen vermählen. Doch Prinz Alexander („Ich möchte, daß alles bunt, warm und fröhlich ist“) verliebt sich in die Tochter des Besitzers vom Nachbarhof, mit dem ein geheimnisvoller Zwist herrscht, über den wir erst im zweiten Teil aufgeklärt werden: verbotene Liebe.

Geradezu verboten ist auch die Arbeit des Kameramanns, der eine sadistische Ader haben muß. Er quadriert das Gesicht von Alexanders Geliebter Katharina jeweils genau so von schräg unten, daß die Rundungen ihres Doppelkinns sich mit den Wangengrübchen zu einem kreisrunden Pfannkuchengesicht schließen. Die Einflüsterungen der Liebe kommen so besonders bizarr. Für eine ansonsten nicht übel aussehende Schauspielerin ist diese Ablichtung geschäftsschädigend. Aber vielleicht will RTL hier die Ästhetik der Großmütter bedienen, die immer der Meinung sind, die Mädels würden heute zu wenig essen.

Allein ein einziger Satz aus diesem Film (der nicht einmal avantgardistisch war) blieb hängen. Eine Dialogzeile, die absurd genug ist, um sie jemandem mitzuteilen, der bei einem anruft, weil er sich vielleicht verwählt hat: „Barbarellas Huf ist wieder vollkommen in Ordnung.“ Manfred Riepe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen