■ Standbild: Au-pair-Mädchen / "Franzi trifft Uschi-Glas"
„Franzi trifft Uschi Glas“, Freitag, 18.25 Uhr, Sat.1
Natürlich war ihr Scheitern in gewisser Weise absehbar. Am Karfreitag kam es, wie es kommen mußte. Nicht die Almsick traf Uschi, sondern die Glas empfing Franzi: In mütterlicher Sorge holte sie ihr Au-pair-Mädchen vom Wochenmarkt ab, zeigte ihr, wie man in den besseren Kreisen besser einkauft und wie man sich dann unters Volk begibt und trotzdem standesgemäß Weißwurst ißt. Daheim bei Frau Glas tauchte der Einkauf natürlich als Obstteller wieder auf und ermöglichte Franzi endlich die erste wirklich professionelle Frage: „Ißt du gerne Obst?“
Natürlich war ihr Scheitern in gewisser Weise schon an ihren Fragen absehbar: „Ja also, gibt es da denn nicht mal so Probleme, also wenn man sich so küssen muß?“ oder: „Wie hast du eigentlich deinen Mann kennengelernt?“ Fragen einer Sechzehnjährigen eben, die außer ein paar Schwimmbädern und einem lila Schokoriegel noch nicht viel von der Welt gesehen hat.
Bedeutsamer als die halbstündige Bauchlandung dieser Sechzehnjährigen ist das Unternehmen hinter der Unterhaltungsunternehmung: Schon vor geraumer Zeit ließ uns Sat.1 wissen, man habe vor, eine Talk-Show mit Franzi van Almsick zu produzieren. Da hatten die Gazetten und Schokoriegelfabrikanten in dem unverbrauchten Gesicht der „Gold-Franzi“ gerade eine Goldgrube entdeckt und die Bademeister der TV-Kanäle in ihrem unverkrampften Auftreten das telegene Wunderkind.
Allein: Wo immer Franzi ihr Lächeln zeigte, hatte die Sechzehnjährige nichts anderes zu sein als eben eine Sechzehnjährige mit gutem Butterfly. Wie war der letzte Wettkampf? Welche Chancen rechnest du dir für den nächsten aus? Hast du einen Freund? Stinkt dir das Schwimmtraining nicht gelegentlich? Ihre „Ja-Nein-Geht-so“- Antworten paßten präzise in die Ex-und-hopp-Dramaturgien der Sportschauen und Talkrunden, der Homestories und Reklamespots.
Daß man aus dem Erfolg dieser Zurschaustellungen bei Sat.1 schloß, Franzi sei tatsächlich 30-Minuten-tauglich, kann nur einen Hintergrund haben: Es geht nicht darum, was gezeigt wird, sondern nur darum, daß etwas gezeigt wird. Oder mit anderen Worten: Hauptsache, die Leute schauen alle mal rein. Dann hat man die Spitzenratings – und die schönsten Werbepausen sind weiter lila! Klaudia Brunst
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