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„Parlazzo“ mit Sabine Brandi, Dienstag, 20.15 Uhr, West3

Es ist schon schlimm – das mit der freien TV-Wirtschaft. Früher gab's noch drei Medienmagazine. Dann fielen das stark boulevardhafte „tv tv“ (Premiere) und das kecke „Canale grande“ (Vox) einer Marktbereinigung zum Opfer. Der WDR-Markenartikel „Parlazzo“ wurde so unversehens zum Monopolprodukt. Dabei hätte das Magazin die Konkurrenz nicht scheuen müssen. Denn die resolute Bettina Boettinger hatte ihren amüsanten Gemischtwarenladen aus Promi- Show, Branchen-Infos und anstaltsinterner Eigenwerbung fest im Griff.

Dann kam Sabine Brandi als Moderatorin der nun vierzehntäglichen, aber kürzeren Sendung. Dieser „Relaunch“ erreichte jedoch nicht die gewohnte Flughöhe, tuckerte dafür laut und mit viel Kerosinruß übers TV-Rollfeld. Dabei hatte sich eigentlich nur wenig geändert, bis auf das Talk-Show-Musiktrio, das groovige Intros zu abgesoffenen Gesprächen lieferte. Brandi versuchte offenbar, ihren Lebensgefährten Friedrich Küppersbusch an coolen Fragmentfragen zu übertreffen, doch ihre stilisierten Stichworte verpufften – wie die Frage an „Samstagnacht“-Produzent Hugo-Egon Balder: „Früher Sahnetorte, heute britisch zynisch?“

Balder interessierte das nicht, er mochte es schlicht: „Wenn es einfach nur Gelaber wird, ist es einfach schlecht.“ Und Kollege Dieter Krebs bekommt eigenen Angaben zufolge beim Stichwort Sitcom sowieso Pickel. Da hätte Boettinger sicher neugierig- forsch nachgehakt. Brandi war bloß forsch – allerdings nicht in der Themenauswahl, die sich wagemutig auf den ausgetrampeltsten TV-Pfaden bewegte. Wie Prinzessin Di einer Meute Fotoreportern entkommt, wie zum Interview mit Klatschblatt-Star Prinzessin Angela von Hohenzollern ein nicht wachgeküßter Cartoon-Frosch über den Schirm schwebt, das war schon öde.

Zuletzt wurde dann noch die volle Packung „political correctness“ gereicht. Das 1954er ARD-Epos „Am grünen Strand der Spree“ als „Fernsehmythos“ der Woche „mähte die ,Wir-haben-nichts-gewußt‘-Einstellung der Deutschen nieder“. Als harten ästhetischen Kontrast zeigte man uns schließlich TV-Trash aus der US-Schläger-Show „Extreme Fighting“. Echt einfühlsam, diese Nahkampftaktik, mit der dem öffentlich-rechtlichen Qualitätsfernsehen hier zum späten Sieg verholfen wurde. Dieter Deul

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