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■ StandbildKlinsi & Kickolino

„Die Fußball-Regeln“, Samstags, 8.25 Uhr, ZDF

Sein Name ist von solcher Scheußlichkeit, daß sich fast die Tasten sträuben, und Kickolino sieht auch so aus, wie er heißt. Kickolino ist eine knubbelnasige, glotzäugige, quiekende Zeichentrickfigur und Jürgen Klinsmanns kleiner Freund. Im Auftrag von ZDF und Nutella erklären Klinsi und Kickolino Deutschlands Kindern jeden Sonnabend ab 8.25 Uhr fünf Minuten lang die Fußballregeln. Man kann nur hoffen, daß Klinsmann für den infantilen Dreck wenigstens üppig entlohnt wird und sich nicht eventuell noch einbildet, ein pädagogisch wertvolles Werk zu verrichten, wenn er Kickolino „Kicko“ nennt und mit ihm über den Bildschirm strunzt.

Von der Abseitsregel spricht Jürgen Klinsmann mit dem gleichen laienhaften Tremolo wie Steffi Graf von ihrer Nudel. Dann prescht wieder Kickolino ins Bild. Hinsehen und Zuhören schmerzen gleichermaßen.

Aber warum sollten es die Kurzen besser haben als wir? Das ZDF und Nutella gehen ihnen mit Kickolino so schamlos auf die Nerven, wie es die Bundespost bei uns mit ihrem nervtötend albernen Sympathieträger Rolf gemacht hat, als uns die neuen Postleitzahlen eingebleut werden sollten („Fünf ist Trümpf“). Vor der Sympathieträgerpest ist keine Generation gefeit. Spätestens seit Tip und Tap, Gauchito und Günna ist speziell die Fußballwelt anfällig für debile Maskottchen. Die Idioten, die jeden Sonnabend in Stoffelkostümen auf der Aschenbahn herumhoppeln und angestrengt in die Kameras winken, sind Legion. Kickolino ist nur der jüngste Sproß dieser erbkranken Ahnenreihe; freilich ein besonders scharf mißratener und widerwärtiger.

Die Serie gibt es auch als Video. Alfredo di Stefano hätte sich für so etwas nicht hergegeben. Aber wer ist schon Alfredo di Stefano, könnte Jürgen Klinsmann jetzt fragen, und ich würde ihm antworten: Das ist der, wo sich für so etwas nicht hergegeben hätte. Gerhard Henschel

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