■ Standbild: Das Hollywood vom Rhein
„Länderspiegel“ live vom Medienforum, Sa., 16.00 Uhr
Warum nicht mal sich selbst feiern? Zumal die Kölner Medientage ein guter Anlaß sind, mit dem „Länderspiegel“ auf der Domplatte mal so richtig auf allererste Reihe zu machen. Doch wer die Hirnlos-Serie „Jede Menge Leben“ zum Schwerpunktthema macht, hat es selbst im Nachmittagsprogramm schwer. Allzu schnell war klar, daß Hauptdarstellerin Olivia Silhavy die autistische Clan-Mutti nicht nur spielt.
Obwohl sich zur Zeit in Köln die ganze Branche tummelt, herrschte am ZDF- Stand ein eklatanter Mangel an eloquenten Talkgästen: Nach Abhandlung der Soap- opera als „schwieriges Fernsehhandwerk“, durften Deutsche-Welle-Intendant Dieter Weirich und NRW- Wirtschaftsminister Wolfgang Clement Köln noch schnell zum Medienstandort Deutschland hochreden: „Wir werden mit dem Medienpark im Erfolg enden.“
Ähnlich dürftig fiel auch die Moderation aus. Auf die alte Leier vom Arbeitsplatz der Zukunft reagierte das Publikum mit kollektivem Innehalten. Aufrufe zum Mitklatschen wurden schlicht ignoriert. Kein Wunder, daß die Regie öfter mal den Dom und Landschaftsimpressionen einblendete: Köln-Böcklemünd als Hollywood vom Rhein und Talentschmiede interaktiver Kabelträger.
Da hätte man doch gern mehr über die öffentlich- rechtliche Zukunft erfahren, doch vielleicht war es auch der frühen Sendezeit geschuldet, daß der „Länderspiegel“ über das Niveau einer desinformierten Kaffee- tafel nicht hinauskam. So geriet die Selbstdarstellung zum Offenbarungseid: Solange solche Sendungen im Programm sind, darf man sich nicht wundern, wenn niemand mehr zusieht. Oliver Gehrs
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