■ Standbild: Comic, Tomic, Amok
„Donald Duck – Rübe ab“; Mi., WDR, 23.45 Uhr
Den Namen Mirko Tomic wird man sich wohl merken müssen. Dieser Mann hat einen TV- Beitrag gedreht, der darauf schließen läßt, daß er bei der nächsten Inquisition an vorderster Front mitmischen möchte. Tomic will, daß „gefährliche“ und „pornographische“ Comics, die also dit und dat verherrlichen oder verachten, aus dem Verkehr gezogen werden. In den Comic-Heften zur Serie „Beavis & Butthead“ hat er zum Beispiel „nationalsozialistisch anmutendes Gedankengut“ ausgemacht.
Den Namen Michael Brenner muß man sich nicht mehr merken, er ist leider allzu bekannt. Die Hauptfigur in Tomics Beitrag „Donald Duck – Rübe ab“ hat einen Verein mit dem vielsagenden Namen „MUT – Menschen, Umwelt, Tiere“ gegründet, und sein Lebensinhalt besteht darin, Strafanzeigen zu stellen. Brenner ist bisher u.a. aktiv geworden gegen Bravo, Pro Familia und vor allem gegen Comic-Verlage. Eine seiner Anzeigen löste im April eine beispiellose Polizei-Aktion gegen mehr als tausend Buchhandlungen aus. Früher hätten Menschen wie Brenner den Wachturm verkauft und durchgeknallte Leserbriefe an die Lokalzeitung geschrieben. Heute dürfen sie ins Fernsehen.
„Die Brutalisierungswelle hat irgendwo pathologische Konsequenzen, die Kinder werden ja begegnungsunfähig gemacht, werden bindungsunfähig gemacht. Das hat körperliche, geistige, seelische Konsequenzen“, darf Brenner diesmal sagen. Daß ausgerechnet er den Begriff „pathologisch“ verwendet – köstlich! Man könnte Tomic dafür kritisieren, daß seine Reportage von keinerlei Comic-Kenntnis getrübt ist. Er kann Comics nicht in Genres einordnen, er weiß nicht, wer sie liest, und er kennt auch die ökonomischen Verhältnisse der Branche nicht. Aber hat schon mal jemand einem Amokläufer vorgeworfen, daß er keine Schießausbildung hat?
Den Lesern sei dringend empfohlen: Kauft wieder Comics! Kauft sie, wenn ihr in Heidelberg und Umgebung lebt, in der dortigen Buchhandlung Schmitt, denn die hat dem manischen Inquisitor Tomic auf souveräne Weise Drehverbot erteilt. Besser noch: Zeichnet selber Comics, in denen möglichst viel gevögelt und totgemacht wird! Und schickt sie an MUT e.V., Tillyweg 10, 69151 Neckargemünd, Telefon/Fax: 06223/73032. Dann hält sie Michael Brenner bestimmt irgendwann in irgendeine Kamera. René Martens
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