■ Stahmer ist SPD-Kandidatin: Der Dialog gewinnt
Es wird wohl kaum zu klären sein, zu welchen Anteilen Walter Momper an Ingrid Stahmer und zu welchen er an sich selbst gescheitert ist. Untergegangen ist der Schalträger sicherlich mit einer Kraftmeierei, die er als vitale Vision ausgab, die allerdings längst ihre Magie verloren hatte, weil sie von vielen bemüht wird und damit zur gestanzten Leerformel geworden ist. Diese politische Dutzendware hat sich als ungeeignet erwiesen, ist zerschellt an den vielfältigen Problemen Berlins. Walter Momper, der seine Vergangenheit als autoritär regierender Bürgermeister vergessen machen wollte, steht für den klaren Machtanspruch, nicht für den politischen Aufbruch in einer Stadt, deren Führung mit dem Griff zu geborgten Visionen wie Olympia viel Zeit verschenkt hat.
Wie Berlin vorankommt auf dem Wege zu einer neuen Rolle, die weder auf Überheblichkeit, geborgten Kleidern noch Duckmäuserei beruht, die Antwort darauf haben die SPD-Mitglieder Momper offenbar nicht zugetraut. Personifiziert der Bauunternehmer jene Ängste, die derzeit die Berliner umtreiben, so steht Stahmer für deren Abwehr und Bewältigung. Das mag den Ausschlag gegeben haben. Zukünftiger Wagemut und Optimismus können nur auf einem Fundament der sozialen Sicherheit gebaut sein – dafür aber braucht es den Dialog mit den verunsicherten Menschen, nicht die Selbstinszenierung der breiten Schultern. Und hätte Walter Momper die CDU-Wähler gegen sich mobilisiert, so ist Ingrid Stahmer die unbequemere Gegenspielerin für Diepgen. Mit ihr gewinnt eine andere politische Kultur. Mit dem Begriff der „sozialen Stadtentwicklung“ hat sich Ingrid Stahmer zudem ein Werkzeug geschaffen, mit dem die bauliche Modernisierung, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die soziale Sicherung miteinander verknüpft werden können. Gerd Nowakowski
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