: Sprachlos durch Ausgrenzung
betr.: „Lehrer reden viel, Schüler lernen wenig“, taz vom 4./5. 3. 06
Dank der weltweit einzigartigen Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems, die auch und gerade von der Kultusministerkonferenz nicht in Frage gestellt wird, arbeiten LehrerInnen an Haupt- und Gesamtschulen hauptsächlich mit SchülerInnen, die bildungsfern aufwachsen, vielfach Migrationshintergründe haben und von denen durchschnittlich ein Drittel zumindest „verhaltensoriginell“ sind. Auch wenn es ein Tabu sein mag, dies zu äußern: Der Unterricht an Deutschlands „Restschulen“ fordert die Lehrkräfte vor allem in ihrer Funktion als Erzieher. Hier wird von Lehrkräften Unglaubliches geleistet. Ansonsten lernen die Kinder sprachlich vor allem voneinander. Auch das ist wissenschaftlich erwiesen.
Wo aber sind an Deutschlands Schulen die sprachlichen Vorbilder, die keine Probleme und Ängste haben, englische und deutsche Sätze zu bilden, zu formulieren, laut zu äußern und im Anschluss womöglich noch selbst zu korrigieren?! An Deutschlands kostenlosen „Privatschulen“, finanziert auch und gerade vom „kleinen Mann“ und vom Arbeiter mit Migrationshintergrund: an den Gymnasien! Die Kinder und Jugendlichen an Deutschlands Haupt- und Gesamtschulen bekommen zu wenig Sprachinput und kommen nicht zu Wort, weil man sie ausgrenzt.CHRISTINE KÖHLER, Melle