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■ Sprachführer für italienische Deutschlandurlauber (Teil 2)Che bello, questo Balkenspiralnebel!

Was bisher geschah: Mit welchem Vokabular werden Römer, Mailänder oder Neapolitaner ausgerüstet, wenn sie hierzulande Ferien machen? Wir rezensieren weitere Sprachführer.

Das Bildwörterbuch Dizionario per imagini: Tedesco (Garzanti, 15.000 Lire) richtet sich mit seinen 5.000 Abbildungen und 7.000 Vokabeln an jene Italiener, die auch komplizierte Situationen in Deutschland meistern wollen. So finden sich auch selten benutzte, jedoch wichtige Vokabeln aus dem häuslichen Bereich – zum Beispiel die „Lockwellbürste“, die „dunkelviolette gurkenförmige Eierfrucht“ und der „endlose Doppelpfahlstich“.

Leider fehlen dem Werk die nützlichen Übungssätze, so daß der italienische Leser hier auf eine Kombination mit anderen Sprachführern angewiesen ist. Dann allerdings ist die sprachliche Vielfalt kaum zu übertreffen: „Kann ich bitte den beweglichen Nockeneinklemmer haben?“ läßt sich nun mühelos fragen; ebenso: „Wann arbeitet der Auslegerdrehscheibenkran?“ oder „Wie funktioniert die Gewölbereihenstaumauer?“

Etwas nachlässig wird allerdings der emotionale Bereich behandelt; das Vokabular für romantische Sommernächte von „Mond“ über „Balkenspiralnebel“ bis zu „Extremthermometer“ erscheint dem Rezensenten etwas gewagt. Trotzdem ein perfektes Wörterbuch für den männlich-rationalen Diskurs.

Alles für die gehobene Konversation in Deutschland bietet das schwarz-gelbe Handbuch Io parlo tedesco (Garzanti, 15.000 Lire) von Erica Pichler. Im Buchladen empfiehlt es dem Touristen die Frage: „Ist der letzte Roman von Handke schon ins Italienische übersetzt worden?“ und die zu erwartende Antwort des Händlers wird mitgeliefert: „Ja, aber er ist vergriffen.“ Erleichtert wird das Gespräch durch die zusätzliche, etwas vereinfachte Lautschrift: „Tsàighen si mir bitte àin par buher uber di vèrke fon frants mark“ liest und spricht sich für einen Italiener einfach flott.

Auch auf dem Gebiet der modernen Kosmetik ist das Nachschlagewerk kaum zu übertreffen. Wichtige Begriffe wie Backenbart, Silberblick und Mozartzopf fehlen nicht. Und selbst delikate Bitten wie „Können Sie mir ein Haarwuchsmittel empfehlen?“ oder „Würden Sie bitte die Oberlippe enthaaren und die Augenbrauen zurechtzupfen?“ sind ohne falsche Scham erwähnt.

Ein niveauvolles Gespräch über Natur und Kultur wird ebenfalls möglich: „In Landskron können Sie frei am Himmel fliegende Greifvögel bewundern“, kann ein Italiener artikulieren, ebenso die Frage „Sind Sie in der Lage, innerhalb des morgigen Tages einen Blumenstrauß zustellen zu lassen?“ Besonders angenehm ist, daß der Band auch modernen Alltagsjargon nicht scheut. So erfährt man, daß im Deutschen mit „Disko-Torte“ ein Mädchen gemeint ist, „das nur die Disko im Kopf hat“. Um Mißverständnisse zu vermeiden, weist das Werk wenige Zeilen später lobenswerterweise darauf hin, daß mit „Mafia-Torte“ im Deutschen eine Pizza gemeint ist. Besonders gefallen hat dem Rezensenten eine umgangssprachliche Variante des Satzes „Das ist alles Unsinn“ – hierfür findet sich das liebevolle Synonym „Das ist alles Püsch“. Felix Berth

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