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Archiv-Artikel

Sportplatz Der Geschasste und sein Nachfolger treffen ins Tor

FUSSBALL Union Berlin startet mit einem 1:1 beim FSV Frankfurt in die neue Zweitligasaison

„In der zweiten Halbzeit haben wir einen Fehler nach dem anderen gemacht“

UNION-TRAINER UWE NEUHAUS

Die Antwort von Christoph Menz fiel denkbar knapp aus. Und schicksalsergeben. Auf die Frage, was er denn zu dem Ausgleichstor durch Karim Benyamina in der 80. Minute zu sagen habe, erwiderte der Spieler des FC Union Berlin schlicht: „Fußball!“ Was Menz damit meinte? Das hieß so viel wie: Da kann man nichts machen. Gegen ihren alten Verein treffen Fußballprofis immer.

Mit einem 1:1 beim FSV Frankfurt war Union Berlin am Freitagabend in die Zweitligasaison gestartet. Und just Benyamina, der trotz seiner Popularität bei den Fans im Sommer von Union-Trainer Uwe Neuhaus aussortiert wurde, weil der Verein nach Höherem strebt, vermasselte den Berlinern den ersten eingeplanten Saisonsieg. Der Torschütze bekannte indes, „ganz, ganz viele Emotionen“ in diesem Moment gefühlt zu haben. Am Ende konnten die Berliner gar noch über den einen Punktgewinn froh sein. Denn in der Nachspielzeit entschied Schiedsrichter Peter Sippel auf Strafstoß für Frankfurt. Aber Babacar Gueye war der Drucksituation nicht gewachsen. Er schoss den Ball weit über das Tor.

Vor dem späten Treffer von Benyamina hatte dessen Nachfolger, die teuerste Neuverpflichtung in Unions Vereinsgeschichte, der Brasilianer Silvio die Gäste per Elfmeter (40.) in Führung geschossen. Zu dieser Zeit präsentierten sich Menz und seine Mannschaftskollegen alles andere als schicksalsergeben. Gemäß ihrem Vorsatz, ihre Geschicke energischer als bisher in die Hand zu nehmen und sich nicht mehr mit der bloßen Zweitligazugehörigkeit zufriedenzugeben, drückten sie den Gegner in die eigene Hälfte. Wenn auch im Zusammenspiel nach vorne das meiste Stückwerk blieb, imponierten sie durch ihr forsches Auftreten. Nach der Pause war davon jedoch auch nichts mehr zu sehen. „Wir haben da ein bisschen verkehrt gespielt“, untertrieb Menz. Trainer Neuhaus formulierte es deutlicher: „In der zweiten Halbzeit haben wir überhaupt keine Kombinationen gehabt, einen Fehler nach dem anderen gemacht und viele Freistöße verursacht, die immer gefährlich in den Strafraum geschlagen wurden.“

Kurz gefasst: Union Berlin hat einen Schritt vor und gleich wieder einen zurück gemacht. Das spiegelte sich eben auch darin wieder, dass die Tore von einem Alt- und einem Neu-Unioner erzielt wurden. Und auch wenn man die Bedeutung von Auftaktspielen nicht überhöhen sollte, könnte dies ein guter Vorgeschmack darauf sein, wie schwer es die Berliner bei ihrer gewünschten Fortentwicklung haben werden. Zumal der Elfmetertreffer in der dominanten ersten Hälfte ein eklatantes bekanntes Problem kaschierte: Union fehlt es an einem Ideengeber im Mittelfeld. Der Niederländer Santi Kolk, der einst für diese Rolle vorgesehen war, hat man vor wenigen Tagen erst an den Ehrendivisionär NAC Breda verliehen. Bliebe noch Torsten Mattuschka, der am Freitag verletzt zuschauen musste. Allerdings gilt der Union-Kapitän auch nicht als begnadeter Ballverteiler.

Und ohne einen Zweiten, der diesen Aufgabe übernehmen kann, das zeigte sich beim Zweitligaauftakt, wirkt die Offensive der Berliner gegen gut gestaffelte Abwehrketten recht zahnlos. Es ist im Vorfeld der Saison viel von den Stürmern Silvio und Simon Terodde geschwärmt worden. Um an den Ball zu kommen, mussten sie sich gegen den FSV Frankfurt schon ins Mittelfeld zurückfallen lassen. Sie wurden kaum in Szene gesetzt.

JOHANNES KOPP