Spitzenspiel der Dritten Liga: Triumph der langen Dauer
Im Spitzenspiel der Dritten Liga siegt Eintracht Braunschweig über Hansa Rostock und setzt damit eine beeindruckte Erfolgsserie fort. Deren Rezept: Kontinuität, in der Mannschaft wie im Club.
BRAUNSCHWEIG taz | Das sagt die Tabelle der Dritten Liga nach dem 2:1 (2:1)-Sieg von Eintracht Braunschweig über Hansa Rostock: Eintracht Braunschweig, 29 Spiele, 21 gewonnen, vier unentschieden, vier verloren, 66 Tore geschossen, mit Abstand die meisten, 15 Tore bekommen, mit Abstand die wenigsten. Macht 67 Punkte. Die Tore im mit 23.000 Zuschauern ausverkauften Eintracht-Stadion schossen in der 35. Minute Dennis Kruppke, es war sein 15., und Norman Theuerkauf nach einem Konter in der 37. Minute. Überragend in der Partie: Karim Bellarabi, 20 Jahre alt. Das Gegentor machte Marcel Schied (85.).
Abstand zwischen Eintracht, dem Tabellenersten, und Rostock, dem Zweiten: sechs Punkte. Zum Dritten sind es 18. Sieht nach Aufstieg aus.
Es muss einiges zusammenkommen, dass ein Verein eine solche Bilanz schafft. Es begann damit, dass Eintracht Braunschweig, 2007 aus der Zweiten Liga abgestiegen, in der Saison 2007/2008 Regionalliga spielte, gleichzeitig Qualifikation für die neue Dritte Liga. Sportlich lief es mies. Die "Löwen" standen häufig auf einem Abstiegsplatz, am letzten Spieltag gelang durch einen Sieg über die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund der Sprung auf Rang zehn und die Qualifikation für die Dritte Liga. Der Aufwand, auch wirtschaftlich, war enorm. Der Ertrag nicht.
Strukturell wurden damals Weichen gestellt. Im September 2007 stimmten 80 Prozent der 312 stimmberechtigten Mitglieder für die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft: Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA. Im Dezember 2007 wählten die Mitglieder den 44 Jahre alten Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Ebel zum Nachfolger von Gerhard Glogowski. Niedersachsens Ex-Ministerpräsident verzichtete nach siebeneinhalb Jahren auf eine Kandidatur.
"Da wurden", sagt Marc Arnold, der sportliche Leiter, "die Geschäftsabläufe professionalisiert." Für den wirtschaftlichen Bereich zuständig ist der 41-jährige Soeren Oliver Voigt, dessen Vertrag der Aufsichtsrat im August 2010 bis Ende Juni 2013 verlängerte. Als 2008 Torsten Lieberknecht, 37, Trainer wurde, hatte er einen Tipp für die Position des sportlichen Leisters: Marc Arnold, 40, damals bei Hessen Kassel, wo er nach einer ziemlich wechselvollen Profi-Karriere zuletzt gespielt und dann als Manager begonnen hatte. Die beiden hatten 2003/2004 bei Braunschweig gekickt. "Für mich war Braunschweig", sagt Arnold, "ein logischer Schritt." Arnold begann damit, Spielerverträge aufzulösen und fand den einen oder anderen jungen Spieler. Arnold hatte einen Plan für drei Spielzeiten: Im ersten Jahr holprig drin bleiben. Klappte, die Eintracht landete auf dem 13. Rang. Im zweiten Jahr sicherer einstelliger Tabellenplatz. Klappte, Braunschweig wurde Vierter, zwei Punkte hinter dem Dritten Ingolstadt. Und das Ziel in der dritten Saison? "Aufsteigen", sagt Arnold. Die Eintracht, meint er, "hat das Umfeld, sowohl was die Region, als auch was die Stadt anbelangt, um die Zweite Liga anzugehen".
Stabilität durch Dauer
Die Kontinuität macht es: Ebel ist seit 2007 im Amt, Voigt noch länger, Lieberknecht und Arnold seit 2008. Arnold ist auch davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Kontinuität der Entscheidungsträger und der auf dem Platz gibt: Die Mannschaft steht, die Abwehr spielt seit zwei Jahren zusammen, "wir haben nur punktuell neue Spieler dazugeholt", sagt Arnold. Das, glaubt er, "wird auch nächste Saison unser Plus sein". Drei, vier, maximal fünf Spieler sollen kommen. Mit den meisten Stammspielern wurden die Verträge verlängert. Ausnahme: Bellarabi, das 20-jährige Talent geht zu Bayer 04 Leverkusen. Und Dominick Kumbela, 26, der 2008 schon mal in Braunschweig war, über den diskutiert wurde, als ihn Lieberknecht zurückholte, weil er immer mal über die Stränge schlug. Sein Vertrag läuft aus. "Er weiß, was er hier hat", sagt Arnold.
Für die laufende Saison wurden 10.000 Dauerkarten verkauft, der Zuschauerschnitt liegt bei 16.000, davon träumt mancher Zweitligist. Das städtische Stadion wird für 14,5 Millionen Euro ausgebaut. In den Besitz des Stadions kam die Stadt, weil Eintracht Braunschweig 1981 pleite gegangen war. Die Kapazität soll auf 25.540 Plätze steigen, es sollen Business-Seats, 1.000 Ehren- und Sponsoren- sowie 248 Logenplätze entstehen. Was man halt so braucht in der Zweiten Liga. Von allem anderen, was man dort noch braucht, ist genug da.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!