Spender gesucht: Der Bund spart sich die Kuppel
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat grünes Licht für das Humboldt-Forum gegeben. Die Schlossaccessoires will er nicht übernehmen
O b der Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestags ein Sieg für die Schlossfans ist, wird sich erst zeigen müssen. Zwar haben die Haushälter von CDU, FDP und Grünen den Kostenrahmen um 38 Millionen Euro auf 590 Millionen Euro angehoben. Gleichzeitig jedoch wurde - wie schon bei der Rekonstruktion der barocken Fassade - die Wiederherstellung der Kuppel und der Innenhöfe unter einen Spendenvorbehalt gestellt. Ganz nach dem Motto: Der Bund übernimmt die Kosten für das Humboldt-Forum. Für das Schloss dagegen müssen andere aufkommen.
Vorbild Dresden
Und das ist auch gut so. Nicht nur, weil Deutschland finanzpolitisch zwischen Griechenlandrettung und Steuererleichterung hin und her oszilliert. Sondern auch, weil damit im Grunde ein Referendum gestartet wird zum Thema Wiederherstellung von Fassade und Kuppel. Die beiden Abstimmungsmöglichkeiten gehen so: Ist die historische Rekonstruktion ein zeitgemäßes, identitätsstiftendes Projekt? Dann spenden Sie mit Ja. So wie es die Bürger von Dresden mit ihrer Frauenkirche gemacht haben.
Die Alternative lautet: Ist die barocke Gestalt des Stadtschlosses rückwärtsgewandt? Dann behalten Sie Ihr Geld lieber für sich.
Erstaunlich ist, wie wenig Vertrauen vor allem die Sozialdemokraten unter den Schlossbefürwortern in die Bürgergesellschaft haben. Am liebsten wäre es Thierse, Schmitz und Co., der Staat würde den Bürgerwillen ersetzen. Doch die Zeiten, liebe Sozis, sind vorbei. Man darf auf den Ausgang des Referendums gespannt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour