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■ SpätkaufKlezmatics & Chava Alberstein

The Well (Xenophile)

Klezmer-Boom und kein Ende? Auf ungebrochene Nachfrage deutet eine neue Kompilation, die zwar wenig wirklich Neues bietet, dafür aber geht es einmal querbeet durch den Klezmergarten. Für Menschen mit Orientierungsschwierigkeiten bietet „Reve et Passion“ einen erleichterten Einstieg, enthält das Doppelalbum doch alle prominenten Vertreter des Genres, die Alten – Naftule Brandwein und die Epstein Brothers – sowie die Jungen: Andy Statman, die Klezmatics und Brave Old World. Neben diesen wichtigen Protagonisten, die das US- amerikanische Klezmer-Revival in den letzten Dekaden getragen haben, finden sich Gruppen, die zeigen, wo überall in den letzten Jahren weitere Klezmer-Ableger entstanden sind. In Seattle, Albuquerque und New Orleans, aber auch in Krakau oder Budapest.

In den USA zumindest geht es den meisten Neo-Klezmorim nicht um rückwärtsgewandte Stetl-Verklärung, sondern um Erneuerung und Öffnung. Die Klezmatics – vertreten unter anderem mit einer unveröffentlichten Aufnahme von Frank London und Lorin Sklamberg mit dem Jazzpianisten Uri Caine – haben etwa vorgeführt, daß man durchaus schwul, säkular oder eine Frau sein und trotzdem Klezmer spielen kann. In Israel ist das etwas anders. Dort lebte die ostjüdische Tradition, und damit auch Klezmer, offiziell verpönt, nur im kleinen Kreis der orthodoxen und chassidischen Gemeinden weiter. Lange Zeit herrschte deswegen wenig Kontakt zwischen der amerikanischen und israelischen Klezmerszene. Daß sich Chava Alberstein, in Israel mit über vierzig Veröffentlichungen die „First Lady of Israelian Song“, kürzlich mit den Klezmatics zusammengetan hat, zeugt vom Bestreben, hier eine Lücke zu schließen. Auch wenn sie eher unauffällig als Begleitkapelle auftreten – die gemeinsame Vertonung jiddischer Poeme dürfte den Klezmatics Zugang zu einem neuen Publikum eröffnen.

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