Späte Ehrung für den Theatererneuerer Kurt Hübner : Ein Mann will Frieden
Der ehemalige Intendant des Bremer Theaters, Kurt Hübner, soll einmal gesagt haben, dass er nie wieder einen Fuß in die Stadt setzen wolle. Die nun bekannt gibt, dass sie ihm im Oktober anlässlich seines 90. Geburtstages die Bremische Medaille für Kunst und Wissenschaft verleihen will. Jene Stadt, deren Kultursenator seinen Vertrag nach elf Jahren nicht mehr verlängern wollte. Elf Jahre, in denen das Bremer Theater in Fachkreisen als eines der interessantesten des Landes galt. Denn Hübner holte nach seinem Amtsantritt 1962 so ziemlich alle, die später Rang und Namen im deutschen Theater haben sollten, an die Bremer Bühne, die weder zuvor noch später einen solchen Ruf genoss: Die Regisseure Zadek, Stein und Faßbinder ebenso wie den revolutionären Bühnenbildner Wilfried Minks, im Ensemble spielten Bruno Ganz, Vadim Glowna, Edith Clever und Jutta Lampe.
Stein brachte eine Inszenierung des Torquato Tasso und Zadek eine der Räuber auf die Bühne, die die Klassiker auf eine Art und Weise entstaubten, dass Theaterfreunde aus Hamburg und Berlin anreisten, um sie zu sehen. Wer ausblieb, waren die Abonnenten. Gerüchteweise ist von Fackelmärschen gegen den neuen Intendanten die Rede, der zuvor am Ulmer Theater tätig gewesen war. Dass Hübner auch Boulevardstücke – und zwar gute – auf den Spielplan setzte, versöhnte die Abonnenten nicht.
Vermutlich gab das den Ausschlag für den damaligen SPD-Kultursenator Moritz Thape, der nach Hübners Bekunden nie im Theater erschienen war, den Vertrag nicht zu verlängern. Studenten zogen daraufhin protestierend durch die Stadt. Umsonst. Hübner ging, nachdem seine Klage gegen die Kündigung vor Gericht abgewiesen worden war, an die Volksbühne nach Berlin und die Zadeks, Ganz‘ und Minks folgten ihm. Später arbeitete er als freier Regisseur. In Bremen besann man sich allmählich, wen man da von sich gewiesen hatte. Der jetzige Intendant Klaus Pierwoß, ebenfalls im Streit mit der Verwaltung, hat erfolgreich versucht, Hübner wieder in die Stadt zu locken. 2001 hat er sich in das Goldene Buch eingetragen. „Ein Mann in meinem Alter will Frieden“, sagt der 90-Jährige und will den Preis annehmen. Dass er ihn erhalten soll, hat die Stadt bislang nur der Presse mitgeteilt. Nicht aber ihm selbst. grä