: Sozialer Nahbereich - betr.: "Wider den Mythos vom wildfremden Triebtäter", taz vom 4.7.1997
Leider ist in dem Artikel eine Zahl in falschem Zusammenhang wiedergegeben worden: Falsch ist, daß bei nur 42 Prozent aller Mädchen sexueller Mißbrauch in der Familie und im sozialen Nahbereich stattfindet. Richtig ist, daß wir bei 42 Prozent aller bisher im Mädchenhaus aufgenommenen Mädchen von sexuellen Mißbrauchserfahrungen wissen. Grundsätzlich erfährt der überwiegende Teil der betroffenen Mädchen sexuellen Mißbrauch innerhalb der Familie.
Im letzten Satz Ihres Artikels richten Sie den Fokus auf die untätigen Mütter. Zu oft gerät der Täter aus dem Blickfeld, während Mutter und Tochter von der Öffentlichkeit angeprangert werden. Die Mutter, weil angeblich ihr Verhalten den sexuellen Mißbrauch erst ermöglicht, die Tochter, weil sie angeblich den Vater verführt hat. So wird der Täter als Verursacher des sexuellen Mißbrauchs zur Randfigur und damit entlastet.
Die Verantwortung für die Tat liegt eindeutig beim Täter. Die Verantwortung für den Schutz des Kindes vor weiterem Mißbrauch liegt, sobald die Mutter davon erfährt und der Vater der Täter ist, bei der Mutter, ansonsten bei beiden Elternteilen.
Susanne Emlein, Beratungsstel-
le des Mädchenhauses Hamburg
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