piwik no script img

Sowjets knackten US–Nachrichtencode

■ Spionage in der US–Botschaft in Moskau / Geheimbotschaften, möglicherweise auch von Reykjavik, entschlüsselt

Los Angeles (dpa/afp) - Sowjetische Agenten haben aufgrund der Sicherheitslücken an der amerikanischen Botschaft in Moskau nach Darstellung der Los Angeles Times seit rund einem Jahr alle codierten Nachrichten nach Washington entziffern können. Wie die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher identifizierte Quellen aus dem Umfeld der Ermittlungen gegen drei ehemalige Wachsoldaten berichtete, halten es US–Beamte sogar für möglich, daß die Sowjets den diplomatischen Nachrichtenverkehr Washingtons während des Gipfels in Reykjavik im vergangenen Oktober entschlüsselt haben könnten. Ein Beamter sagte der Zeitung, was zunächst wie ein Routinefall ausgesehen habe, sei inzwischen zu einer „Katastrophe erster Ordnung“ eskaliert. In die Spionage–Affäre soll auch ein Diplomat verwickelt sein. Wie die Fernsehgesellschaft ABC am Mittwoch meldete, stellte er einem der unter Verratsanklage stehenden Marines seine Wohnung für Treffen mit seiner sowjetischen Freundin zur Verfügung. Ein Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte, hat ABC zufolge dazu gesagt, es habe sich zwar nicht um Spionage im eigentlichen Sinne des Wortes gehandelt, sehr intelligent sei es aber nicht gewesen. Die Wachmannschaft der US– Botschaft in Moskau soll noch in dieser Woche ausgetauscht werden. Die Soldaten werden als zu „unreif“ und „jung“ bezeichnet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen