■ Soundcheck: Jamiroquai, US3, Jazzmatazz / Bheki Mseleku, Abdullah Ibrahim
Heute nacht: Jamiroquai, US3, Jazzmatazz. Eines der extensivsten und spannensten Konzertereignisse dieses Sommers findet heute im Festzelt des Jazz-port statt. Drei Gruppen, die Jazz mit HipHop und Soul verbinden, werden ab Mitternacht bis zum Sonnenaufgang Hamburgs Jugend weichkochen. Jamiroquai, die Band um J.K., den junge Hüpfer mit der Plastikfellmütze, der in den hohen Lagen wie Stevie Wonder singt, hat mit Emergency On Planet Earth ein Debüt vorgelegt, das vor Spielwitz, Groove und adoleszenten Politiküberlegungen nur so überquillt. Berufung auf Indianerphilosophie, Einspielungen von australischer Didgeridoo-Musik über Dance-Tracks und J.K.s soulige Sangeskunst vermischen sich mit Bass-Grooves und Club-Beats zu einer Stunde euphorisierender Musik mit Geist. Eine gestochene Handschrift von jugendlichem Bewegungs- und Äußerungsdrang.
US3 sind die schneidigsten Jazz-Verwerter im HipHop seit den Dream Warriors. Sie klauen ausgiebig im Blue Note-Katalog und schmieden aus diesen Samples HipHop-Nummer von selten erreichter cooler Herzlichkeit, die sie dann auf Blue Note herausbringen dürfen. Für ihre beiden Mega-Hits „Cantaloop“ (Material geklaut bei Herbie Hancock) und „Tukka Yoot's Riddim“ (mit dem Kern „The Band Played The Boogie“) verwendeten sie ebenso schamlos sofort wiedererkennbare Partikel, wie für die meisten anderen Nummern. Doch nichts für ungut, ihr Debüt-Album Hand On The Torch ist scharfe Würze des Dancefloor von vorne bis hinten, weil US3 weiterdenken, -spielen und -improvisieren. Grandios.
Schließlich wird Gang Starr-Vocalist Guru es mit seinem bahnbrechenden Jazz-Hop-Fusions-Projekt Jazzmatazz schwer haben, die Erschöpften ein drittes Mal aufzurichten. Guru hat erstmalig im wirklich ausschweifenden Maße „echte“ Jazzmusiker davon überzeugen können, daß HipHop von BeBop kommt. Ron Ayers, Donald Byrd, Branford Marsalis oder Courtney Pine arbeiten auf dem Album gemeinsam mit Franz-Rapper MC Solaar, Brand New Heavies-Sängerin N'dea Davenport und Guru an einer organischen Verbindung zweier Generationen von Jazz-Enthusiasten. Man muß nicht hinzufügen, daß es bei dieser Partnerschaft keine Verlierer gibt. In Hamburg werden Byrd und Ayers mit Guru den smarten Sound der Platte zu erreichen versuchen.
Festzelt vor den Deichtorhallen, 23.30 Uhr tlb
Heute abend: Bheki Mseleku, Abdullah Ibrahim. Die Piano-Night des Jazzport ist kongenial besetzt. Der Südafrikaner Mseleku, der auf seinem Debüt Meditation mit Saxophon und Stimme zu seinen an Keith Jarrett erinnernden Klavierepen singt, ist sicherlich eine kleine Entdeckung für Europa. Wie er allerdings live gleichzeitig alles drei vollbringt, darf mit Spannung erwartet werden. Abdullah Ibrahim, ehemals Dollar Brand, stabilisiert ja schon seit vielen Jahren sein erzählendes Spiel und wird alle Dichter im Nebenberuf komplett zufriedenstellen.
Festzelt vor den Deichtorhallen, 21 Uhr tlb
Außerdem: Rückkehr in den Stadtpark für Ray Charles, diesmal vielleicht mit mehr Verve als letztes Jahr (19 Uhr) und für die Hardcore-Polit-Rapper Consolidated (Foto) mit ihrer Schulstunde für NAchwuchsradikale in die Große Freiheit (23 Uhr).
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