■ Soundcheck: Burma Shave / Oleta Adams / Anthrax
Heute abend: Burma Shave. Bands, die diverse Stile homogenisieren können, sind rar wie beckermäßige Returns von Michael Stich. Burma Shave sind solche seltenen Würdenträger. West-Coast, Hendrix, Bluegrass, Grand Funk Railroad, Dylan, etwas P-Funk und Tom Waits (der den Namen gab), diese Mischung kommt aus Holland und wirkt. Die vom Urban Dance Squad-Drummer Magic Stick produzierte und jetzt wiederveröffentlichte erste Platte Stash (von der wir wegen Qualität einige verlosen), der in Kürze weitere folgen werden, groovt, wie nur wenige amerikanische Bands es können. Das Stilrepertoire ordnet sich dabei so eigen zu einem BS-Stil zusammen, wie man es schon lange nicht mehr von einer europäischen Band gehört hat. Ihr Bekenntnis „We are Hippies“ ist im besten Sinne ernstzunehmen. Keine nostalgische Holland-Scheiße a la Herman Brood und Konsorten, sondern durch die Lehren der Vergangenheit zur Erkenntnis von Rockmusik gelangt.
Logo, 21 Uhr
Heute abend: Oleta Adams. Die Soul-Pop-Gospel-Dehnung, mit der sich Whitney Houston in die Herzen seift, beherrscht auch Oleta Adams, allerdings mit etwas mehr künstlerischer Zurückhaltung und Wurzel-Wissen. Dennoch ist Evolution ein staubfreier Seelenschmeichler. Wer es kuschelig und etwas authentisch liebt, der versinke mit Oleta in den Stuhlreihen des CCH.
CCH2, 20 Uhr
Morgen abend: Anthrax. Der Klang des weißen Rauschens! 1986, zur Blütezeit der Kutte, waren es Anthrax, die dem Schwermetall zu ein wenig Verstand verhalfen. Als sie nach Among The Living ihre hautengen Jeans gegen bunte Bermuda-Shorts einwechselten, konnte man sogar von Trendsetting reden. Doch die Natur eines Trends ist seine Kurzlebigkeit: Anthrax gehören mittlerweile schon zum alten Eisen. Andererseits leben Speedmetal-Freunde ohnehin nicht gerade am Puls der Zeit. Es bleibt offen, ob der Blick auf diese Ahnengalerie sich für Volljährige noch lohnt. nnnnnJan C. Wolter
Docks, 21 Uhr
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