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■ SoundcheckGehört : Kate Jacobs/Continental Drifters/Marla Glen/Sainkho Namtchylak & Friends

Gehört: Kate Jacobs/Continental Drifters. Die Welt als Anekdote und Familiengeschichte. Die amerikanische Sängerin Kate Jacobs versteht sich aufs Erzählen zur Gitarre. Das tat sie denn auch am Dienstag abend im Knust mit glockenklarer Stimme und schüchternem Lächeln, nur von einem Baß begleitet. Schön. Danach benahmen sich die Continental Drifters kurz wie eine bekiffte Kommune, dann hauten sie in die Instrumente, und das Dach hob ab. Einzelkönner, die sich zwanglos zum Kollektiv zusammenschließen. Jeder kann seine Talente einbringen. Gute Mischung zwischen musikalischer Angriffsformation (Gitarristin Vicki Petersen, Peter Holsapple an den Tasten, Sängerin Susan Cowsill) und Kontrolle (Mark Walton am Baß, Robert Maché: Gitarre). Und bei allen anderen Schlagzeugern hätte der Beat darunter gelitten, daß er sich während des Konzerts besäuft. Carlo Nuccio kann sich zusätzlich noch während eines Breaks eine Zigarette anzünden. Als die Drifters nach ihrem grandios vorgetragenen Country-Rock-Soul-Mix als zweite Zugabe The Mamas And The Papas coverten, hatten viele gar nicht genug Hände, um so viel zu klatschen, wie sie gern gewollt hätten. drk

Gehört: Marla Glen. So hört es sich also an, wenn der Blues in der Alsterdorfer Sporthalle vor 5.000 Zuschauern gegeben wird: öffentlich, also sehr untypisch für diese musikalische Stilrichtung. Das ist der Fluch, den Marla Glen tragen muß. Die Sängerin aus Chicago, ausgerüstet mit einer famosen Stimme, sollte in dieser Halle auftreten, weil ein kleinerer Saal für diejenigen, die durch ihr Lied „Believer“, ausgekoppelt für ein C & A-Jingle, auf sie aufmerksam wurden, nicht gereicht hätte. So wirkte sie auf der Bühne total verloren. Selbst nach einer Stunde kam keine Stimmung auf. Die meisten standen herum, als warteten sie auf einen Funken. Sicheres Indiz: Feuerzeuge wurden nur vereinzelt angezündet. Marla Glens Vortrag kommt eben nur in Clubs zur Geltung. So wirkten die sparsamen Bewegungen hampelig, die üppigen Conférencen zwischen den Songs mehr wie eine Not. Beeindruckend war allein ihr sehr maskulines Outfit. Und eine Ahnung blieb haften: Diese Dame, die sich so gerne als Herr gibt, diese Frau, die von anderen Frauen so begehrt wird, möchte uns erhalten bleiben. So viel ruppiger Charme war selten auf einer Showtreppe zu vernehmen.

Jan Feddersen

Gehört: Sainkho Namtchylak & Friends. Ein echtes Zusammenspiel von Ost und West war beim Treffen der tuvinischen Sängerin Sainkho Namtchylak und des Posaunisten Heinz-Erich Gödecke am Dienstag abend in der Fabrik auf wenige Stücke beschränkt. Doch auch einzeln produzierten die Musiker solch avantgardistischen Klang, daß sich viele Zuhörer auf ihren Sitzen ungläubig nach vorne beugten. Gödecke meditierte auf dem Digderidoo, fetzte auf der Posaune und raste an der Wand tibetanischer Gongs, die er hinter sich aufgetürmt hatte. Sainkho Namtchylak, Oberton-Stimmvirtuosin aus dem innerasiatischen Tuva, erschuf Klänge, die man aus dem Mund einer solch zierlichen Person nicht erwartet hätte. Der Tonumfang ihrer Stimme reicht von den rauhen Bässen eines Bud Spencer bis zum höchsten Kreischen eines kleinen Kindes. Solo trug sie ihre Lieder inbrünstig wie ein Gebet vor und wechselte dabei von kristallklaren, geraden Tönen zu Lachen, Weinen und Vogelgezwitscher. Obwohl der Abend zu oft in Solovorstellungen aufgelöst war, einte die Musiker doch die meditative Grundhaltung und der fast kindliche Spaß an neuen Tönen.

Uwe Scholz

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