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■ SoundcheckEtragen: Gwar

Ertragen: Gwar. Und die Großeltern hatten doch recht: früher war alles besser. Da gab es nur ein Fernsehprogramm, Michael Jacksons Nase war noch platt und Gwar-Shows machten Spaß. Doch bei Oderus Urungus, Sexecutioner und den vielen monströsen Freunden ist ein für ihre Art von Performance tödlicher Effekt eingetreten: Professionalität und Routine.

Das hehre Ziel, die völlige Auflösung menschlicher Resthemmung in Matsch und Lärm erstarb gestern abend in der Markthalle in Langeweile. Nicht nur, daß sie jetzt noch präziser köpfen und der Sabber garantiert nur ins Publikum geht, auch und gerade die Dramatik ist völlig verschwunden.

Schon bei den ersten Takten wird enthauptet, in loser Folge kommen Wesen auf die Bühne und niemand erfährt, warum sie sterben müssen. Zum Auftritt der Gwar-Frau Slymenstra Hymen setzt ein deutlicher Schub der männlichen Anwesenden in Richtung Bühne ein. Dort windet sich die am wenigsten bekleidete Person, spuckt Feuer, um letzten Endes mit dem Samenerguß des Zeremonienmeisters von der Bühne getrieben zu werden. Dem ungebrochen konsumierenden Publikum zur Freude: Dosenbierfaktor 10. Holger in't Veld

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